Neue(s) LebensZeichen

Online-Gottesdienst zum Sonntag Trinitatis, den 30. Mai 2021

Erstmals gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde Wickede und der evangelischen Kirchengemeinde Ense wurde, mit der Wickeder Technik, ein Onlinegottesdienst in der Christuskirche in Wickede und der Paulus-Kirche in Ense aufgezeichnet. Der Link wird am Sonntag um 09:30 Uhr freigeschaltet.

Gruß zum Sonntag Rogate (=Betet), den 9. Mai 2021

Der Wochenspruch (Psalm 66,20) lautet:

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft

noch seine Güte von mir wendet.

 

Liebe Gemeinde,

beim Gruß zum letzten Sonntag Kantate haben wir schon angekündigt:

Nach Kantate (Singet!) folgt Rogate (Betet!). Es gibt nicht nur Loblieder, sondern auch Klage-und Trauerlieder, so wie es in unseren Gebeten Klage, Lob, Dank und Bitte gibt.

Diese Erfahrungen teilen wir mit den Menschen, die uns schon die biblischen Psalmen als Gebete und Lieder überliefert haben. Es ist immer wieder erstaunlich, wie nach 3000 Jahren die Stimmungen vieler Psalmverse auch unsere Erfahrungen widerspiegeln.

Alte und neue Lieder greifen persönliche und gemeinsame Anliegen auf. Weil wir das gemeinsame Singen weiterhin vermissen, haben Marc Pauly und ich für diesen Sonntagsgruß Lieder zusammengestellt, mit denen wir zum Beten einladen.

Am Anfang eines Gottesdienstes stelle ich mich, so wie ich bin, vor Gott.

Wenn ich gerade erlebe, mir persönlich geht es gut, so kann ich doch nicht die Nachrichten übersehen, in denen ich erfahre, womit Menschen in der Nähe und Ferne zu kämpfen haben. Wenn ich mit eigenen Fragen und Sorgen vor Gott stehe, lege ich sie in den Ruf „Kyrie eleison- Herr, erbarme dich“.

 

Lied: In Ängsten die einen… (Evang. Gesangbuch 626 bayr.-thür. Ausgabe)

 

Im Gespräch mit Gott erfahre ich seine Nähe. Wie ein Leuchtturm mit seinem Licht leitet mich Gott durch die stürmischen und gefahrvollen Zeiten meines Lebens und auch durch die Flauten - davon erzählt das Lied My lighthouse, das zugleich ein Glaubensbekenntnis ist:

 

Lied: My lighthouse -Mein Leuchtturm /Leuchtfeuer gesungen von Eckhard Haak und Marc Pauly

Der englische Text lautet in der Übersetzung:

 

In meinen Kämpfen und in meinen Zweifeln, in meinem Versagen wirst du mich nicht verlassen. Deine große Liebe wird mich leiten, du bist Ruhe und Frieden in der stürmischen See meines Lebens.

In der Stille wirst du nicht weggehen, in meinen Fragen wird deine Wahrheit mich halten. Deine große Liebe wird mich leiten, du bist der Frieden auf stürmischem Meer.

Mein Leuchturm, mein Leuchtfeuer, im Dunkeln leuchtend,

Ich werde dir folgen, mein Leuchtturm. Ich werde deinem Versprechen trauen, du wirst mich sicher zur Küste bringen, sicher an die Küste.

 

Ich werde nicht fürchten, was der nächste Tag bringt. An jedem Morgen stehe ich auf und singe. Meines Gottes Liebe wird mich durchtragen. Du bist der Frieden in meinem aufgewühlten Meer.

 

Leuchtfeuer voraus! Du bist das Strahlendste! Du wirst uns durch die Stürme leiten! Mein Leuchtturm, mein Leuchtfeuer, im Dunkeln leuchtend.

Ich werde dir folgen

 

Diese Erfahrung teilen Menschen mit den Jüngern Jesu und vielen Generationen von Christinnen und Christen. Ermutigung und Auftrag verbinden sich in vielen biblischen Geschichten. Wenn wir sie im Gottesdienst hören, antworten wir darauf und loben Gott, so wie auch im Lied mit einem ganz vertrauten Halleluja, im Gesangbuch bei der Nummer 182 und 636:

 

Ihr seid das Volk, das der Herr sich ausersehn. Seid eines Sinnes und Geistes.

Ihr seid getauft durch den Geist zu einem Leib. Halleluja, Halleluja.

 

Betet und ihr sollt es nicht vergeblich tun. Suchet und ihr werdet finden.

Klopft an und euch wird die Türe aufgetan. Halleluja, Halleluja.

 

Ihr seid das Licht in der Dunkelheit der Welt; ihr seid das Salz für die Erde. Denen, die suchen, macht hell den schweren Weg. Halleluja, Halleluja.

 

Am vergangenen Sonntag durften die Zuschauenden beim Fernsehgottesdienst ein Schlusslied auswählen. Geh aus mein Herz und suche Freud… oder Großer Gott, wir loben dich… oder Danke für diesen guten Morgen. Alle drei Lieder sind auch in unserer Gemeinde sehr beliebt. Der Sieger beim Kantate-Fernsehgottesdienst war das Lied Danke. Die Zeit reichte nur für zwei Strophen. Hier können wir alle 6 Strophen anbieten:

 

Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag.

Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag.

Danke für alle guten Freunde, danke, o Herr, für jedermann.

Danke, wenn auch dem größten Feinde ich verzeihen kann.

Danke für meine Arbeitsstelle, danke für jedes kleine Glück.

Danke für alles Frohe, Helle und für die Musik.

Danke für manche Traurigkeiten, danke für jedes gute Wort.

Danke, dass deine Hand mich leiten will an jedem Ort.

Danke, dass ich dein Wort verstehe, danke, dass deinen Geist du gibst.

Danke, dass in der Fern und Nähe du die Menschen liebst.

Danke, dein Heil kennt keine Schranken, danke, ich halt mich fest daran.

Danke, ach Herr, ich will dir danken, dass ich danken kann.

 

Wenn wir im Gottesdienst oder auch zu Hause oder unterwegs im Gespräch mit Gott sind, sagen wir ihm, was wir auf dem Herzen haben.

Mit der Band Gegenwind haben wir einen Liedruf aufgegriffen, der die verschiedenen Anliegen in unseren Fürbitten begleitet hat:

Herr, in deine Hände lege ich…

 

So können Sie gern in einem Moment der Stille an Menschen und Anliegen denken, die Sie Gott besonders ans Herz legen wollen:

 

In diesen Tagen im Mai denken wir an Menschen, die krank sind, bei uns und auf der ganzen Welt. Wir denken an die Menschen, die ihre Kraft und ihr Wissen für die Genesung und Pflege anderer einsetzen.

Herr, in deine Hände lege ich meinen Weg, begleite mich.

 

Wir denken an die Menschen, die überlastet sind durch die Aufgaben, die seit einem Jahr zusätzlich zum gewohnten Leben zu stemmen sind.

Manche Menschen erleben eine große Leere und sind in ihrer Existenz bedroht.

Wir blicken mit Sorgen auf unsere Gesellschaft und ihren Zusammenhalt.

Herr, in deine Hände lege ich meine Zeit, erbarme dich.

 

Wir denken auch an die Lebensmöglichkeiten, die wir viele Jahre selbstverständlich genutzt haben. Immer mehr! schien das Motto unseres Lebens zu sein. Aber wir merken, die Erde ist nicht unerschöpflich, sondern erschöpft.

Wir brauchen neue Einsichten und schonende Haltungen, damit die nächsten Generationen auch ein glückliches Leben erfahren können.

Herr, in deine Hände lege ich meine Angst, erhöre mich.

 

Wir teilen in unserm Glauben die Zuversicht, dass Gott uns sieht und begleitet.

Er ist Anfang und Ende, Grund und Ziel unseres Lebens. Ihm bleiben wir verbunden.

Herr, in deine Hände lege ich meinen Dank, ich glaube an dich.

 

Mit den Christinnen und Christen auf der ganzen Welt können wir einstimmen in die Worte Jesu, mit einer Melodie nach einem westindischen Calypso:

 

Vater unser, Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme, dein Wille geschehe, geheiligt werde dein Name.

Wie im Himmel, also auch auf Erden, geheiligt werde dein Name.

Unser täglich Brot, Herr, gib uns heute, geheiligt werde dein Name.

Und vergib uns unsere Schulden, geheiligt werde dein Name,

wie auch wir vergeben unseren Schuldnern, geheiligt werde den Name.

Und führ uns, Herr, nicht in Versuchung, geheiligt werde dein Name,

sondern erlöse uns von dem Bösen, geheiligt werde dein Name.

Denn dein ist das Reich und die Kraft, Herr, geheiligt werde dein Name,

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Geheiligt werde dein Name.

 

Die Bitte um den Segen verbindet uns mit den Menschen jüdischen und christlichen Glaubens. Im Gesangbuch greift das Lied 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott die Erfahrungen aus biblischen Geschichten auf.

Mögen Sie damit auch im Strom von Gottes Liebe Gottes getragen und im Glauben gestärkt sein und bleiben.

Mit herzlichen Grüßen von Marc Pauly und Christine Dinter zum Schluß:

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden.

Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen.

Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen.

Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

 

So segne und behüte uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

 

Die Paulus-Kirche ist sonntags von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

 

Am Himmelfahrtstag, den 13. Mai 2021 wird um 10 Uhr in der ARD ein Gottesdienst übertragen.

Da in dieser Zeit der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt/Mai stattfinden sollte, der jetzt nur digital besucht werden kann, wird ein Abschlussgottesdienst vom Kirchentag am Sonntag, den 16. Mai, um 10 Uhr im ZDF übertragen werden.

Am 16. Mai 2021 wird das Ökumenische Nachtgebet um 21 Uhr im Kloster Himmelpforten stattfinden. Wir bitten alle, die teilnehmen möchten, die Coronaschutzregeln einzuhalten.

Gruß zum Sonntag Kantate (Singet!), den 2. Mai 2021

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder (Psalm 98,1)

Dieser Psalmvers klingt als Wochenspruch vom 4. Sonntag nach Ostern in den Mai hinein.

 

Psalm 98 (in einer Übertragung von Peter Spangenberg)

LASST EURE HERZEN SPRECHEN

Singet dem Herrn ein neues Lied

 

Singt Gott ein neues Lied;

denn er überschüttet uns mit Geschenken aus seiner Hand,

mit Geschenken des Lebens.

Er sorgt für neue Hoffnung durch seine große Kraft.

Er gibt sein Ziel für ein rundes und erfülltes Leben bekannt

und lässt die Völker wissen,

was er sich unter Gerechtigkeit vorstellt.

Er vergisst nicht, was er für das Volk Israel getan hat,

als er es in die Freiheit führte

und in der Wüste bei ihm blieb:

mit seiner ganzen Zuwendung und Treue.

Das muss sich doch herumsprechen in der Welt!

Lasst eure Herzen sprechen, ihr Menschen,

singt, lacht, freut euch, tanzt und macht Musik.

Musik mit allen Instrumenten, die ihr findet.

Das Brausen des Meeres ist die schönste Begleitung,

das Plätschern der Bäche ist wie ein Gesang,

und die Kuppen der Berge strahlen wie frohe Gesichter.

Denn Gott wird kommen und nachsehen,

wer zu ihm gehalten hat und wer nicht.

Danach wird er urteilen, weil so sein Recht ist. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

zum Sonntag Kantate gehört, dass wir uns als Gemeinde treffen und aus vollem Hals alte und neue Loblieder singen. Das ist leider in diesem Jahr (wie auch schon 2020) nicht möglich.

Aber Musik und Lieder sind noch da! Menschen haben im letzten Jahr auf Balkonen und in Hinterhöfen gesungen und musiziert. Mit Abstand durften auch Blasinstrumente ertönen. Und wenn man zu Hause den Radio-oder Fernsehgottesdienst mitfeiert, wird man eingeladen, mitzusingen.

 

Die Gemeinschaft von Angesicht zu Angesicht beim Singen und Hören fehlt uns. Aber es können sich ganz neue, überraschende Gelegenheiten ergeben.

Ich erinnere mich: am Samstag vor dem 3. Advent schob ich meinen Einkaufswagen auf dem Supermarkt-Parkplatz zurück in die Reihe. Auf einmal hörte ich lautes, munteres Pfeifen einer Schlagermelodie. Sofort war ich von der guten Laune angesteckt, lachte einem fremden Menschen zu und machte noch eine zustimmende Bemerkung. Am nächsten Morgen traf ich im Freiluftgottesdienst diesen pfeifenden Menschen wieder und wir sangen zusammen mit allen Anwesenden Lieder zum Advent.

 

Nun, direkt zum Sonntag Kantate ist mir die Begegnung wieder in Erinnerung gekommen. Wir tragen in uns einen Schatz von Melodien und Texten. Es braucht nur einen kleinen Anstoß, um sie zu wecken. Ohne Musik zu leben, möchte sich niemand vorstellen. Und Gott hat uns Stimme und Ohren geschenkt, damit wir sie einsetzen. Also, warum erinnern wir uns nicht einfach an „Lieder unseres Lebens“ und singen sie für uns und mit anderen (vielleicht auch am Telefon – um sich mit Freude anzustecken, anstatt mit einem Virus).

 

An welches Lied aus Ihrer Kindheit erinnern Sie sich? Wenn ich versuche, ganz weit zurückzudenken, dann fallen mir zwei Lieder ein: „Ich bin das ganze Jahr vergnügt“ sangen meine Eltern mit mir im Auto, wenn wir unterwegs waren zum Wochenendausflug. Mein Vater brummte eher, als dass er sang, aber das gehörte zu diesem Lied irgendwie dazu. Vom Kindergarten her habe ich noch ein altes Gesangbuchlied in Erinnerung, das gleichzeitig von viel Vertrauen erzählt:

Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß zu bewirten, der mich liebet, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.“

Mag sein, dass die Betheler Diakonisse, in deren Kindergarten ich gegangen bin, damit die ersten musikalischen Wegweiser zum Glauben für mich aufgestellt hat. Mit derselben Diakonisse fuhr ich als Schulkind später zu Sommerfreizeiten und da sangen wir aus der Mundorgel „Die Affen rasen durch den Wald“ oder „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“. Über manche Texte habe ich mich erst viele Jahre später gewundert. „Begegnung mit Gewalt im Kinderlied“ –das wäre ein ganz anderes Thema.

Im Vordergrund stand die Gemeinschaft und der Spaß am gemeinsamen Singen.

Als wir als Ex-Konfirmandengruppe auch Jugendgottesdienste mitgestalteten, wurden die Lieder vom Kirchentag unsere „Hits“. Dabei erweiterte sich auch das Spektrum: neben die Lob-und Danklieder gesellten sich auch Klage-oder Protestlieder: „Das könnte den Herren der Welt ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme…“ oder „Mein Gott, das muss anders werden…“

Lieder aus Politischen Nachtgebeten und Beatmessen klangen vom Kirchentag noch nach und überbrückten als Ohrwurm die (Warte-)Zeit bis zum nächsten Kirchentag.

 

In Frankfurt, in der Alten Oper erlebte ich zum ersten Mal den Liedermacher Gerhard Schöne. Ein ganzer Saal sang seine Kinderlieder mit, die ich bis dahin noch nie gehört hatte. „Alles muss klein beginnen“ wurde später auch ein Lieblingslied von einigen Kindern und Erwachsenen in Ense.

In der Gemeinde in Erwitte konnte ich die zu biblischen Figuren selbst-geschriebenen Musicals der Musiktheatergruppe „Emmaus“ erleben. Sie waren u.a. mit dem Musical „Ruth“ auch zu Gast in Ense.

Die Menschen unserer Gemeinde haben ein weites musikalisches Herz. Sie singen gern vertraute Lieder zum Orgelklang und sind Herrn Gutwin dankbar für seinen Gesang während der Abendmahlsfeier und in den Zeiten des nicht erlaubten Gemeindegesangs. Auch Chöre haben immer wieder eine dankbare Zuhörerschaft gehabt.

Erinnern Sie sich noch an den Heiligabend, als die Orgel ihren Geist aufgab und wir dank des schnellen Einsatzes von Herrn Weber „O du fröhliche …“ mit Akkordeon-Begleitung anstimmen konnten?

Dank der Bands Gegenwind und AMA mit Marc Pauly hat unsere Gemeinde bei allen möglichen Anlässen ob in der Kirche, auf dem Hof Ferige oder als Kirche unterwegs viele neue Lieder kennengelernt und je nach persönlichem Mut oder Eingewöhnungszeit auch mitgesungen. Ein Gemeindefest stand sogar unter dem Motto „Gemeinsam glauben und singen“. In der Nacht der Offenen Kirche haben wir das viele Jahre auch ökumenisch erlebt. Auch beim Ökumenischen Nachtgebet brachten uns nachdenkliche Texte und vertraute Melodien zusammen.

 

„Lieder meines Lebens“ so heißt die Überschrift über dem Fernsehgottesdienst am Sonntag um 9.30 Uhr im ZDF. Ich weiß nicht, welche Lieder darin vorkommen.

Welches Lied würden Sie beisteuern, wenn Sie danach gefragt würden?

Am vergangenen Sonntag fragte ich einige, die zur offenen Kirche um 14.30 Uhr in die Paulus-Kirche gekommen waren:

Geh aus mein Herz und suche Freud…“, „Großer Gott, wir loben dich…“, „Jesu, geh voran…“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“ so lauteten ihre Antworten.

 

Unser Gesangbuch enthält mehr als 669 Lieder- wer weiß, wo Sie beim Blättern hängenbleiben?

So richtig im Herzen trägt man ein Lied ja, wenn man es auswendig kann.

Oft singen wir auch Zeilen bei Liedern mit, die im Radio ertönen. Das tut unserer Stimmung gut.

 

Im Laufe des vergangenen Jahres habe ich viel zu selten gesungen. Damit unsere Stimme noch da ist, wenn wir wieder zusammenkommen dürfen und Gott mit Liedern loben können, sollten wir schon jetzt „heimlich“ üben. Wie wäre es mit einer Verabredung, mindestens ein Lied pro Tag zu singen?

Probieren Sie doch mal die Akustik in Ihrer Wohnung aus! Wo klingt´s am besten? In der Küche, im Bad, auf dem Balkon? Vielleicht wirkt Ihr Singen im positiven Sinn ansteckend? Der Monat Mai und der Frühling schreien doch nach Liedern: „Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün…“, „Der Mai ist gekommen…“, „Der Mai, der Mai, der lustige Mai…“

Das Geburtstagslied, das ich mir beim Frühstückstreffen immer wünschen durfte, fällt mir gerade nicht ein, aber dafür „mein“ Lied aus dem Gesangbuch, das bisher mindestens einmal im Monat Mai im Gottesdienst vorkommen musste:

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt, des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht. Die Tier sieht man jetzt springen mit Lust auf grüner Weid´, die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

Herr, lass die Sonne blicken ins finstre Herze mein, damit sich´s möge schicken, fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort“.

 

Wie schön wird es sein, wenn wir, geimpft und mit Abstand, im Freien wieder zusammenkommen können und uns wiedersehen und wieder hören beim Erzählen und Singen! Lassen Sie uns mit Geduld heimlich üben, singen Sie, pfeifen Sie, und merken Sie sich schon mal Ihr Lieblingslied, damit wir es gemeinsam singen können, wenn wir Sie danach fragen!

 

Nach Kantate (Singet!) folgt der Sonntag Rogate (Betet!). Es gibt nicht nur Loblieder, sondern auch Klage – und Trauerlieder, so wie es in unseren Gebeten Klage und Lob, Dank und Bitte gibt.

Bei der Gedenkstunde für die in der Corona-Zeit Verstorbenen, die mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Fernsehen übertragen wurde, habe ich mich zunächst über die für mein Gefühl fröhlichen Melodien gewundert, z.B. den Canon von Pachelbel. Aber die Angehörigen, die zu Wort kamen, erzählten vom Leben der Verstorbenen und davon, wie ihr Leben sie und die Familie, Freunde und Nachbarn geprägt hatte. Da war auch viel Lebensfreude und Dankbarkeit zu spüren. Und im dann folgenden Ausschnitt aus dem Requiem von Johannes Brahms drang nach der anfänglichen Melodie und den Worten über die Vergänglichkeit anschließend die Freude der Auferstehung durch.

Viele alte und neue Osterlieder bringen ebenso die Freude der Auferstehung zum Klingen.

Nehmen Sie ruhig Ihr Gesangbuch zur Hand und staunen Sie!

An jedem Tag werden Sie eine Liedstrophe zum Beten oder Singen finden.

 

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. (Psalm 98,1)

Amen.

…und bis wir uns wiedersehen, halte Gott uns fest in seiner Hand…

 

Mit freundlichem Gruß aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ense

Marc Pauly und Christine Dinter

 

Gruß zum Sonntag Jubilate, den 25. April 2021

Zum Sonntag Jubilate grüße ich Sie und Euch mit dem Wochenspruch:

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Kor.5,17).

 

Liebe Gemeinde,

in diesen Tagen ist viel Verwirrung festzustellen. Nicht nur darüber, wer Kanzlerkandidat sein soll oder ob Schulen, Kitas, Geschäfte nun geöffnet, Menschen regelmäßig getestet werden sollen oder ob es ganz andere Maßnahmen geben sollte.

Mit den Erfahrungen aus einem Jahr mit Einschränkungen, Erkrankungen, Sorgen, Tod und Abschied und Fragen, wie es wohl weitergehen wird, kommt es mir so vor, als würde sich nicht nur Verwirrung, sondern auch eine Art Lähmung ausbreiten. Eine Kontaktlähmung. Menschen scheinen zu resignieren. Sie vermissen die früheren Kontakte, aber haben nicht mehr selbst genug Energie, um ihrerseits Kontakte zu knüpfen.

Fällt es wirklich den meisten so schwer, das Telefon in die Hand zu nehmen und jemand anzurufen, den sie lange nicht gesehen und gesprochen haben? Ja, was soll ich denn mit ihm oder ihr reden? Warum soll ich mich denn melden? lautet manchmal die Rückfrage. Vielleicht, um der Kontaktlähmung entgegen zu steuern? Um erstaunte, angenehm überraschte Stimmen zu hören und dann eine Freude, die durchklingt?

 

Was wir vom Kontakt unter Menschen sagen können, gilt in mancher Weise auch vom Kontakt mit Gott. Dazu kann uns der Predigttext vom Sonntag Jubilate Anregungen geben. Wir finden ihn in der Apostelgeschichte 17, 22-28, in einer Rede von Paulus in Athen.

 

Paulus stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben:

Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.

Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.

Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

 

Paulus hat in Athen, dem Zentrum griechisch-antiker Kultur und Religion, viele Götter und ihre Heiligtümer gesehen, unter anderem auch einen Altar, auf dem stand: dem unbekannten Gott.

Paulus könnte seine Rede auch auf dem Frankfurter Römer halten, wenn dort in diesem Jahr der Ökumenische Kirchentag wie ursprünglich für Frankfurt im Mai geplant stattfinden könnte. Aber den Kirchentag gibt es in diesem Jahr nur digital.

Unsere Götter und ihre Bilder und Heiligtümer wären ihm so deutlich vor seinen Augen gewesen wie damals in Athen: unsere heutigen und modernen Götter und Göttinnen der Jagd und der Liebe, des Wohlstands und des Glücks, der Familie und der Jugend, des Kriegs und des Friedens. Und alle tragen sie einen uns bekannten Namen: Geld, Profit und Leistung, Mode, Schönheit, Gesundheit und Attraktivität; Spaß, Technik und Vergnügen. Und alle stehen sie auf einem Sockel, den wir selber gebaut und aufgestellt haben.

Mag sein, dass der Sockel im Jahr mit Corona-Erfahrungen ein paar Kratzer oder sogar Risse bekommen hat. Ob diese Götzen schon etwas wackeln? Oder ob die Sehnsucht nach ihnen und ihrer Verehrung eher gestiegen ist?

Würde Paulus uns sagen: „Ihr Christinnen und Christen heute, ich sehe, dass ihr eure Götter in allen Stücken sehr verehrt“?

Bleibt uns ein Gefühl, etwas Wesentliches vergessen oder verloren zu haben?

Das, was wir eigentlich suchen im Leben: Erfüllung und Sinn, Anerkennung und Wertschätzung, Zuwendung und Nähe –trotz gebotenem Abstand?

Gibt es dafür einen Gott?

Wir ahnen, dass es so ist; wir spüren, dass unter dem allzu Vordergründigen und Zählbaren das verborgen sein könnte, was uns zu Menschen macht. Die Athener ahnten und spürten das auch. Dem unbekannten Gott brachten sie ihr Suchen und Ringen nach Leben, das sich nicht in Leistung und Zahlen messen lässt, nahe. Die Athener ahnten und spürten das auch. Und Paulus wusste es: Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

Wer ist dieser Unbekannte, der doch einem jeden unter uns nahe ist, und den Paulus uns näher bringen will? Paulus antwortet schließlich mit acht Worten: Denn in ihm leben, weben und sind wir … sagt er.

Ein wunderschönes Bild von Leben und einem lebendigen Gott webt Paulus uns da vor. Kein Gott, der auf einem Sockel steht, starr und unbeweglich, kalt und aus Stein. Kein Gott, der uns Siege, Glück, Besitz und reiche Beute beschert, wenn wir ihm nur ausreichend opfern.

Ein Gott, der sich in unser Leben einwebt, sich in das Bild und in den Rahmen unseres Lebens hineinbegibt, in all seine und unsere Siege und Niederlagen, in alle Spuren des Glücks und des Schicksals, in all unser Gewinnen und Verlieren, Suchen und Finden.

Kein Gott von oben herab, sondern einer neben uns, unter, in und mit uns. Der rote Faden vielleicht, oder der erste, der unser Lebensbild zu weben beginnt, oder der letzte, der es zu einem Ganzen und vollständigen macht, oder alle diese drei Fäden zusammen und fürwahr, damit ist er nicht ferne von einem jeden unter uns. Ganz nahe kommt dieser Gott uns dadurch.

Der Unbekannte macht sich mit unserem Leben bekannt, denn in ihm leben, weben und sind wir. Eingewebt ist er in unser Leben von Anbeginn an als Haltender und als Tragende, als die, die unsere Füße auf weiten Raum stellt, damit unser Lebensbild bunt und vielfältig werde, als der, der unsere Zeit in Händen hält, damit unser Bild einen Rahmen bekommt. Und das ist tatsächlich ein Grund zur Freude an diesem Sonntag „Jubilate“ (Jubelt!).

So wie Gott das ganze Bild der Schöpfung gewebt hat, so webt er sich selbst in das Lebensbild jedes seiner Geschöpfe ein. Und dafür brauchen wir keine Opfer als Gegenleistung zu erbringen. Wir dürfen leben, weben und sein.

Der in unser Bild sich einwebende Gott hilft uns dabei, den Faden nicht zu verlieren. Er gibt unserem Bild, den einzelnen und bunten Fäden, Halt und Stabilität. Er hilft uns, nicht aus dem Rahmen zu fallen.

Und das brauchen wir wohl ganz besonders in dieser rahmen-und grenzenlosen Zeit, wo uns die Vielfalt der Angebote und Möglichkeiten einerseits, unsere eigene Begrenztheit und Endlichkeit/Vergänglichkeit andererseits deutlich wird.

 

Die Gefahr, uns an dem Durcheinander der uns angebotenen Lebensfäden zu verwirren, besteht, wo sich alle möglichen und unmöglichen Götzen aufdrängen, „Heil“ versprechen und „Opfer“ fordern.

Da sind wir den Menschen des antiken Athen näher als wir meinen. Vermutlich liegt es daran, dass die Suche der Menschen nach einem „roten Faden“ im Leben so alt ist wie die Menschheit selbst. Wir wollen weben und leben und sein.

Und ein Bild wollen wir dabei schaffen, das bunt und schön und heil und ganz ist. Allzu oft scheitern wir, stehen vor den Problemen, das Knäuel der Fäden nicht mehr entwirren zu können, entdecken Risse und Lücken. Und immer wieder suchen wir: nach neuen Anknüpfungspunkten, nach tragenden Fäden, die wir in das Bild unseres Lebens einweben können: Wie gut tut es da, dass wir diesen ersten und letzten Faden nicht zu suchen brauchen, weil er da ist.

Wie gut tut da die Aussage des „unbekannten Gottes“, den Paulus den Menschen Athens und uns allen bekannt macht, der sich finden lässt, wenn wir nur nicht aufhören mit unserer Suche nach heilem und ganzem Leben.

Schon beim Propheten Jeremia finden wir Gottes Antwort:

Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen. ( Jer. 28,13). Amen.

 

Lied:

Das Leben ist Geschenk und Gabe. Denn was ich bin und was ich habe,

es strömt aus deiner Hand. Ich will es sehen und auch schmecken und immer wieder neu entdecken: Du bist mir zugewandt.

 

Ewiger Gott, Quelle des Lebens, auf meinen Wegen suche ich dich.

Liebender Gott, Anfang und Ende, in meinem Suchen findest du mich.

 

Das Leben stellt mir viele Fragen, und manche Not lässt mich verzagen.

Wo führt das alles hin? Ich suche nach so vielen Dingen, die Glück, Erfolg und Ehre bringen, doch worin liegt der Sinn ?

Ewiger Gott, Quelle des Lebens…

 

Das Leben kann so leicht zerbrechen, doch du brichst niemals dein Versprechen: Du bist und bleibst bei mir. Ich hoffe auf die neue Erde, wo Leid und Schmerz besiegt sein werden und Gott wohnt Tür an Tür.

Ewiger Gott, Quelle des Lebens …

 

Gebet von Christina Brudereck: Achtsamkeit

 

Mach mich achtsam

für die Verwobenheit aller Dinge und aller Menschen.

 

Ich bin verbunden,

wir sind verbunden

mit den Generationen vor uns und nach uns.

Mit der Erde, über die wir gehen.

Mit der Luft, die wir atmen.

Mit der Kleidung, die wir tragen.

Mit dem Brot, das wir essen.

Mit der Nation, deren Pass wir tragen.

Mit der Kultur, die uns prägt.

Mit der Zeit, die uns noch bleibt.

Mit Familie Mensch

auf allen Kontinenten und Inseln.

 

Mach mich wachsam,

mach uns wachsam für die Zusammenhänge,

für das Gleichgewicht dieser Welt

und die Balance unserer Seele.

Mach mich achtsam,

mach uns achtsam für deine Zeichen,

dankbar für dein Vertrauen,

respektvoll für einander.

 

Herzlich willkommen – wie an jedem Sonntag- in der geöffneten Paulus-Kirche von 14.30 bis 16.30 Uhr.

 

Bleiben Sie/ Bleibe Du gesegnet und behütet! Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott uns fest in seiner Hand!

 

Herzliche Grüße aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ense

 

Gruß zum Sonntag Misericordias Domini (Barmherzigkeit des Herrn), den 18. April 2021

Liebe Gemeinde,

dieser Sonntag ist Ihnen und Euch eher bekannt als der „Sonntag vom guten Hirten“.

Viele, die in ihrer Konfirmandenzeit den 23. Psalm auswendig lernen mussten, wissen, dass der Psalm an diesem Sonntag in vielen Gottesdiensten gebetet wird.

 

Der Herr ist mein Hirte,

mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele.

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal,

fürchte ich kein Unglück;

denn du bist bei mir,

dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch

im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl

und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Amen.

 

Dieser Sonntag, der 18. April 2021, steht im ökumenischen Gedenken für die Verstorbenen der Coronazeit.

Am Sonntag um 10.15 Uhr wird in der ARD ein ökumenischer Gedenkgottesdienst aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin übertragen.

Um 12.50 Uhr sendet das ZDF die zentrale Gedenkfeier für die Corona-Opfer. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirkt daran mit.

 

Meine Gedanken für diesen Sonntagsgruß beziehen sich auch auf die schweren Erfahrungen der Kranken, der Verstorbenen und ihrer Angehörigen:

 

 

Der Herr sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten.

2. Mose 33, 14

 

Liebe Gemeinde,

dieser Vers stand als Gruß aus den Herrnhuter Losungen über dem Ostersonntag in diesem Jahr. Er stammt aus einem Gespräch zwischen Gott und Mose, als Mose sich Rückhalt und Stärkung wünscht für den schwierigen Weg, das Volk durch die Wüste in das gelobte Land zu führen. Dieser Vers war neu für mich, doch ich habe ihn in diesen Tagen für eine Traueransprache aufgegriffen.

Viele Kranke und Sterbende haben sich in den vergangenen Monaten gewünscht, vertraute Menschen ihrer Familie bei sich zu haben, sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen, ihre Stimme zu hören und ihre Hände behutsam zu spüren. Das war ganz selten möglich, weil die Sorge um die Ansteckungsgefahr alle Pflegenden gefangen genommen hat.

Der Schmerz darüber, dass viele Menschen einsam sterben mussten oder nach Ende einer Quarantäne ihre Angehörigen nicht mehr wiedererkennen, ist kaum zu heilen.

Wer darüber nachdenkt und diese Situation nachfühlt, wird vielleicht zornig und überlegt, wie eine solche Situation anderen erspart bleiben kann. So hilflos und ausgeliefert zu sein, kann nicht die letzte Möglichkeit unter den betroffenen Menschen sein.

 

In dem Jahr, seitdem das Virus so sehr in das gesellschaftliche Leben eingegriffen hat, sind schon viele hilfreiche Ideen für Kontakt entstanden und umgesetzt worden. Das Singen und Musizieren im Freien und von Balkonen hat Menschen in ihrem Herz berührt und in ihrem Alleinsein für einen Moment getröstet. Manche Zeichen, die man miteinander verabreden kann, mögen auch über eine Entfernung eine Verbindung von Herz zu Herz herstellen.

 

Der Abschied mit einer Trauerfeier, ohne dass vorher ein direktes Abschiednehmen möglich war, hinterlässt dennoch eine Lücke. Vertraute Menschen kommen – mit Abstand- auf dem Friedhof zusammen und suchen nach einem Halt in ihrer Trauer.

Viele in unserer Gemeinde kennen die Sätze aus dem Johannes-Evangelium, die ich fast immer bei einer Beerdigung vorlese (Joh 14):

Jesus nimmt Abschied von seinen Jüngern und sagt, dass er ihnen vorausgeht und einen Platz für sie, für uns im ewigen Zuhause bei Gott vorbereitet.

 

Als ich den Vers vom Ostermorgen aus dem Alten Testament (s.o.) las, war ich erstaunt, dass Gott in einer viel früheren Situation schon so seine Nähe und Begleitung versprochen hat.

Die Bibel erzählt: Gottes Angesicht zu sehen, war den Menschen des Alten Testaments unmöglich. Der Glanz von Gottes Angesicht hätte die Menschen erblinden lassen. Mose trug einen Abglanz davon auf seinem Gesicht, wenn er aus einer geschützten Begegnung mit Gott zum Volk zurückkehrte. Aber Gott ging dem Volk auf seinem Weg voraus in einer Wolken- und in einer Feuersäule. Gott gab seine Nähe zu erkennen und nach vielen Strapazen und Unsicherheiten verheißt er Mose und dem Volk Ruhe.

 

In Jesus haben Menschen später Gottes Nähe direkt und hilfreich erfahren. Jesus konnte die Menschen von Angesicht zu Angesicht anschauen und ihr Herz erreichen. Darum sind ihm viele gefolgt und haben sogar ihr Leben in seiner Nachfolge eingesetzt. Uns begegnet Gott heute in seinem Wort. Indem es uns als Botschaft von Gott erreicht, hilft sein Heiliger Geist uns, mit Gott verbunden und bei ihm geborgen zu sein.

 

Der Schmerz der vielen trauernden Familien und Einzelnen bleibt. Doch ich möchte den Blick aus der verzweifelten Trauer heben und auf Gottes Zusage vertrauen. Wir gehen einen Weg, der dem Weg Jesu folgt. Es ist nicht immer ein sonniger Spaziergang, sondern manchmal auch ein Weg durch finstere Schluchten und einsame Wüsten. Manchmal wird nur ein stummes Gebet auf den Lippen bleiben. Und doch hoffe ich, dass Gott auch das hört und sich den Verstorbenen und den um sie Trauernden zeigt und sie auf einem Weg zur Ruhe leitet.

 

Zu Ostern diesen Satz zu lesen, lässt mich an das ewige Zuhause denken, das Jesus durch seine Auferstehung für uns öffnet.

Darin finde ich Rückhalt und Stärkung und wünsche sie auch Ihnen und Euch

 

mit herzlichem Gruß Christine Dinter

 

Gottes Segen begleite die Verstorbenen und empfange sie in seiner Ewigkeit.

Gottes Segen sei bei den Trauernden. Gott höre ihr Weinen und teile ihren Schmerz.

Gott tröste und stärke die Kraftlosen. Gott helfe, gute Erinnerungen zu bewahren.

Gott schenke uns allen den Blick auf neues Leben, hier und in seiner Ewigkeit.

Amen.

Gruß zum Sonntag Quasimodogeniti, den 11. April 2021

Mit etwas Augenzwinkern und Vergnügen grüße ich Sie herzlich nach Ostern

Classic Peanuts by Schulz; © Bills Press, Frankfurt am Main Christine Dinter

-Bild zu Quasimodogeniti-

Predigttext: Johannes 21, 1-14 (BasisBibel)

Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal. Das war am See von Tiberias und geschah so:

Es waren dort beieinander: Simon Petrus, Thomas, der Didymus (Zwilling) genannt wird, Natanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei weitere Jünger. Simon Petrus sagte zu den anderen: „Ich gehe fischen!“ Sie antworteten: „Wir kommen mit.“ Sie gingen zum See und stiegen ins Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts.

Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.

Jesus fragte sie: „ Meine Kinder, habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?“ Sie antworteten: „Nein!“

Da sagte er zu ihnen: „Werft das Netz an der rechten Bootsseite aus. Dann werdet ihr etwas fangen!“

Sie warfen das Netz aus. Aber dann konnten sie es nicht wieder einholen, so voll war es mit Fischen.

Der Jünger, den Jesus besonders liebte, sagte zu Petrus: „Es ist der Herr!“ Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, zog er sich seinen Mantel über und band ihn hoch. Er war nämlich nackt.

Dann warf er sich ins Wasser. Die anderen Jünger folgten im Boot und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Sie waren nicht mehr weit vom Ufer entfernt, nur etwa 100 Meter.

Als sie an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei. Jesus sagte zu ihnen: „Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt.“

Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war voll mit großen Fischen – genau 153 Stück. Und das Netz zerriss nicht, obwohl es so viele waren.

Da sagte Jesus zu ihnen. „Kommt und esst!“ Keiner der Jünger wagte es, ihn zu fragen: „Wer bist du?

Sie wussten doch, dass es der Herr war. Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und gab ihnen davon. Genauso machte er es mit dem Fisch. Das war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern zeigte, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Bitte betrachten Sie die Bildergeschichte und den Predigttext auf der Rückseite -

Die folgende Auslegung ist von Pastor Michael Becker, Kassel

 

Dem Knaben Charly Brown ist „hundeelend“. Er nennt auch den verständlichen Grund dafür: „was macht man, wenn man sich nirgends zugehörig fühlt? Was kann man tun, wenn das Leben an einem vorbeirauscht?“ Diese Fragen sind nicht nur berechtigt, sondern wohl vielen Menschen vertraut. Ebenso vertraut ist vielen, dass sie sich dann „hundeelend“ fühlen und sich fragen: Wie soll ich noch leben, wenn ich so empfinde?

Charly hat Glück und kommt sofort dran, als er Lucy aufsucht, die sich als „Psychiatrische Beratung“ ausgibt. Das ist, wie vieles bei Lucy, ziemlich großspurig. Mit ihrer gelegentlichen Grobheit und ihren meist starken Sprüchen verdeckt sie manche Unsicherheiten in sich. Hier aber ist sie zunächst anders. Erst verwickelt sie Charly in ein für ihre Verhältnisse einfühlsames Gespräch und zeigt ihm die eine Welt, die auch für Charly gemacht ist. Das Warten auf eine andere Welt oder das Warten auf ein völlig anderes Leben, so sagt sie in etwa, hat keinen Sinn –was Charly ihr bestätigt. Er stimmt zu, dass er in diese Welt, in dieses Leben geboren wurde.

Das ist der Moment, in dem Lucy ihre Rolle als „Beraterin“ verlässt und das tut, was sie am liebsten tut, nämlich Charly anschreien: DANN LEB GEFÄLLIGST AUCH DARIN!

Der arme Charly macht vor Schreck eine Rolle rückwärts, liegt platt auf dem Boden und hört dann noch, dass dieser laute Befehl der Lucy ihn auch noch fünf amerikanische Cent kostet.

 

Was für eine großartige Bildergeschichte, finde ich. Man muss vielleicht nicht so rabiat vorgehen, wie es Lucy tut- sie kann eben nicht anders. In der Tiefe ihrer manchmal etwas zu rauen Seele aber hat sie nur recht: Dies ist unsere Welt, dies ist unser Leben; hier gilt es, unser Leben zu leben. Selbstverständlich haben Menschen jedes recht, sich auch mal „hundeelend“ zu fühlen. Gründe dafür gibt es genug

Es gibt aber kein anderes Leben jenseits des Lebens, wo alles besser und schöner wäre. Es gibt dieses Leben. Und dieses Leben machen wir zu dem, dem was wir für das Beste halten- mit Gottes Hilfe.

 

Auch die Jünger Jesu mögen sich „hundeelend“ gefühlt haben in den Tagen nach dem Karfreitag. Ihr Freund und Gefährte ist tot; der, der ihnen Weg, Wahrheit und Leben war, ist nicht mehr bei ihnen. Meinen sie. Sogar der Fischfang geht schief. Bis ihnen ein Fremder am Ufer den Rat gibt: Macht es nochmal, fischt zur Rechten des Bootes – lebt wieder das Leben, das Ihr habt. Und siehe da, die Fischer konnten die Netze kaum ziehen, so groß war ihr Fang. Da sieht Petrus, was er zuvor nicht erkannt hat: Es ist der Herr! ER lebt mit uns. Darum gelingt uns der Fang.

 

Lucy ist nicht Jesus; und Charly Brown ist nicht Petrus. Aber etwas ist gleich an diesen beiden Geschichten: Ein Mensch traut einem anderen Menschen das Leben zu. Ein Mensch traut einem anderen Menschen zu, dass er das ihm gegebene Leben bewältigen wird. Und ein Mensch zeigt seine Nähe. „Er lebt mit uns!“ ist die freudige Überraschung des Petrus. Diese Überraschung schenkt ihm wieder etwas Lebensfreude. Er beginnt, seine Empfindung des „hundeelend“ zu überwinden.

 

Auch das ist eine Folge der Auferweckung Jesu: er zeigt sich, er nimmt wieder teil am Leben seiner Freundinnen und Freunde- auch wenn die ihn vielleicht nicht gleich erkennen. Etwas anderes aber erkennen und erfahren sie in den Tagen und Wochen nach Ostern: „ER lebt mit uns!“ ER traut uns unser Leben zu.

 

Darum trauen wir uns auch. Unser hoffentlich neuer, leiser Mut und die behutsame Tapferkeit unseres Lebens in schwierigen Zeiten muss nicht unbedingt –wie bei Charly Brown – mit Lucys Gebrüll und Charlys Rolle rückwärts beginnen. Und schon gar nicht mit einer Rechnung für einen guten Rat.

 

Petrus vollzieht die Wende mit einem eher beschämten Bad im See – als müsse er sich reinwaschen. Er weiß ja um seine Schuld von vor ein paar Tagen. Er hört aber keinen Vorwurf. Im Gegenteil. Beim gemeinsamen Essen bewegen sich alle, gemeinsam mit Jesus, allmählich zurück in ihr eigenes Leben, das ihnen gefehlt hatte. Zugleich wissen sie: „ER lebt mit uns!“ ER traut uns unser Leben zu.

 

Leben auch wir – in Gottes Namen und in seinem Geist der Liebe.

Wer im Namen Gottes lebt, wird von Gott getragen.

 

Mitschnitt vom online Gottesdienst zu Ostern aus der Paulus-Kirche

Ein Mitschnitt des "ZOOM"-Gottesdienstes von Ostersonntag, den 04.04.2021 aus der Paulus-Kirche in Ense-Bremen. Entstanden unter der Mitwirkung von: Ch. Dinter (Pfarrerin), P. Gutwin (Gesang/Musik), V. Löhr-Luckert (Lesung), M. Pauly (Technik) und M. Schorer (Technik)

Liebe Ostergemeinde,

„der Anfang ist nah!“ Diesen Satz schickte mir eine Freundin als Ostergruß. Sie war im Urlaub beim Stadtbummel an einem Schild mit diesem Satz vorbeigekommen. „Der Anfang ist nah!“

Ungewöhnlich - ruft das auch Stirnrunzeln bei Ihnen und Euch hervor?

Normalerweise sind in der Fußgängerzone Menschen anzutreffen, die eher die Nachricht hochhalten: „Das Ende ist nahe!“

Dagegen weckt diese Prophezeiung echt Neugier und etwas Schmunzeln: „Der Anfang ist nah!“

 

An Neuanfang können wir uns noch erinnern, lange ist es her:

Nach einem Umzug in die neue Schule kommen, neue Lehrer kennenlernen, sachte erste Freundschaften knüpfen, sich orientieren und einleben…

Oder der Start an der weiterführenden Schule, eine Herausforderung!

Der Start in den Beruf- eine große Verantwortung, sich selbst mit mehr Selbständigkeit erleben, ein anderer Lebensrhythmus, vielleicht auch

Ausziehen von zu Hause, eine neue Lebenssituation ohne Eltern, die fragen: „Wo gehst du hin? Wann kommst du nach Hause?“

 

Aber es gibt auch Neuanfänge, die wir nicht selbst gewählt haben, die uns einfach passieren, vielleicht sogar ungewollt.

Die Firma schließt oder wird umstrukturiert. Der Arbeitsplatz fällt weg. Ich muss mir einen neuen suchen. Aber wo?

Eine Krankheit wirft mich aus der Bahn. Ich kann nicht mehr in meinen alten Beruf zurück. Der Chef legt mir die Frührente nah. Undenkbar.

Ein Mensch stirbt, der eine tragende Säule meines Lebens war. Wie soll es weitergehen ohne ihn? Ohne sie? Unvorstellbar.

 

Neuanfänge sind oft Krisenzeiten. Das Wort „Krise“ kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet „trennen, entscheiden“, im Lateinischen trägt es die Bedeutung „wenden“ in sich. Neuanfänge sind Wendepunkte im Leben- manchmal sofort, ein anderes Mal erst auf lange Sicht Wendepunkte zum Guten.

 

Ostern war auch so eine Krisenzeit in der Geschichte des Christentums.

Ostern ist im Grunde der bedeutendste Neuanfang in der Menschheitsgeschichte überhaupt.

Und er begann ausgerechnet mit dem Tod, sogar mit einem brutalen Tod, der Kreuzigung- nichts, wo wir freiwillig zugucken würden.

 

Jesus wurde gekreuzigt. Ausgerechnet er, der für viele Menschen der Kern ihrer Hoffnung war: für die Kranken, Aussätzigen, von bösen Geistern Befallenen, die er heilte;

für die Armen, die Durstigen, die Hungernden, die er speiste;

für die Sünder, die Aufgegebenen, die er in die Gemeinschaft zurückholte

für die Rechtlosen, denen er zu Recht und Würde verhalf;

für die Gottlosen, die in ihm Gottes Sohn entdeckten…

 

Jesus starb am Kreuz, und so wie sich der Himmel verdunkelte, so verdunkelten sich die Herzen, deren Hoffnungen zerbrachen auf Golgatha.

Das war das Ende. Das Ende einer hoffnungsvollen Lichtgestalt.

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben“, so hatte er gesagt.

Und jetzt ? Ende. Kein „Happy End“ , sondern ein Ende mit Schrecken.

 

Niemand hätte dem Schild damals auch nur einen Funken von Glauben geschenkt: „Der Anfang ist nah“. Von wegen.

Das Ende musste abgewickelt werden am dritten Tag. Der Leichnam sollte einbalsamiert werden. Wenigstens diesen Liebesdienst wollten die Jüngerinnen am Tag nach dem Sabbat noch erledigen.

Und dann sowas!

Der Leichnam liegt nicht mehr da, wo man ihn hingelegt hatte, nicht mehr im Leihgrab des wohlhabenden Josef von Arimathäa.

Er ist weg. Nur noch die Leinenbinden sind zu sehen.

Und da ist noch keine Aufbruchstimmung zu spüren bei den Zeuginnen der Auferstehung. Im Gegenteil. Sie suchen nach dem Leichnam. Sie wollen ihn wiederhaben, um zu tun, was in der Trauer geboten ist, ein letzter Liebesdienst.

Jesus aber hat einen ganz anderen Dienst für die Frauen parat. Diese Frauen werden beauftragt, den ehrwürdigen Männern um Jesus, den auserwählten Jüngern mitzuteilen: „Der Anfang ist nah!“

Das ist schon ein bisschen viel verlangt, sowohl für die Frauen als auch für die Jünger, oder?

Viel zu präsent sind noch die Bilder der Folterung, des grausamen Todes, des Leichnams. Viel zu dominierend ist das Gefühl der Trauer.

 

!Ich kann doch nicht aus einer Beerdigung ein fröhliches Auferstehungsfest machen! Erst einmal ist die Trauer dran und fordert ihr Recht.

Die Hoffnung auf Auferstehung oder auf ein Wiedersehen braucht noch Zeit, viel Zeit.

Und da tritt Jesus am dritten Tag schon mit der Botschaft auf: „Der Anfang ist nah!“

Er musste seine Botschaft ganz schön beharrlich weiterverbreiten, damit sie Gehör fand und Gefühle hervorrief, Freudengefühle!

Er traf erst die Frauen, dann die Emmausjünger, dann die anderen Jünger am See, dann viele Jünger in Galiläa.

Er musste ganz schön beharrlich seine Auferstehung demonstrieren.

So ein kleines Schild mit der Aufschrift „Der Anfang ist nah“ hätte nicht gereicht.

 

Es waren viele Begegnungen nötig, tröstende Worte, heilsame Gesten, Ermutigungen, Segens-und Sendungsworte, bis es durchsickerte in die Herzen der Gläubigen und in die Ohren der Außenstehenden:

Jesus lebt! Gott hat ihn auferweckt von den Toten!

 

Seine Jünger machen weiter, haben es ihm versprochen. Und er hat versprochen, bei ihnen zu sein, zumindest im Geiste.

Unglaublich dieses Osterfest, bis heute.

„Der Anfang ist nah“, unterstützt von Gott, zunächst mal, unterstützt von Gott selbst, dem Schöpfer und Erlöser, dem Gott der Lebenden und der Toten.

„Der Anfang ist nah“, schließlich unterstützt von den Jüngern selbst, die weiter teilen und weiter heilen und weiter predigen und taufen in Jesu Namen.

So ist jede Taufe, die wir feiern, eine Erinnerung an das Geschenk des Lebens mit der Geburt, aber darüber hinaus an das Geschenk des Lebens durch die Auferstehung Jesu zu Ostern: „der Anfang ist nah“.

Das gilt es zu teilen und weiterzusagen!

„Der Anfang ist nah“, bis heute unterstützt von allen Christinnen und Christen, von allen Kirchengemeinden,

die sich nicht damit abfinden, dass der Tod das letzte Wort haben soll.

Oder schon die Folter, die Gewalt, das Böse, der Hass und der Terror.

Nicht mit uns!

 

Auch wenn manche gemeinschaftliche Aktion zur Zeit ausgebremst ist – es gibt Taten, die zeigen: „Der Anfang ist nah“:

 

Der WGT 2020 war der letzte gemeinsame große ökumenische Gottesdienst. In diesem Jahr drohte alles auszufallen. Aber dann wurde gemeinsam online geplant und mit einer Mitmachtüte zum Fernsehgottesdienst eingeladen. „Der Anfang ist nah!“ Die Hoffnung wurde gestärkt, denn aus der Mitmachtüte wurde eine Ich spende mit-Tüte, die bei uns ein so hohes Ergebnis in die Kollekte brachte wie noch nie! Was wir gemeinsam teilen, kann auch bei anderen zu einem Neuanfang werden.

So können WGT-Projekte gefördert werden, die zur Auferstehung aus Not und Unterdrückung und zu neuen Lebensperspektiven für Frauen und Mädchen helfen.

„Der Anfang ist nah“- wir können zugreifen und mitwirken.

 

Nach einem Jahr mit Einschränkungen, Abschied und Trauer haben wir in der Stille vom Karfreitag der damaligen und heutigen Opfer gedacht.

 

Aber nun wir feiern das Osterfest mit allen Registern, mit Klängen, Kerzen, Farben. Weil wir uns ermutigen lassen: „Der Anfang ist nah“.

Gott selbst setzt einen Neuanfang, der ohnegleichen ist.

 

Glaube siegt gegen alle Zweifel. Und Leben trotzt dem Tod.

Und wir können es gar nicht oft genug singen und hören:

Halleluja. Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.

 

Damit ist der Anfang da, auch für uns!

 

Auf, auf mein Herz mit Freuden, nimm wahr was heut geschieht!

Amen.

Lied eg 112 1-3+6 Auf, auf mein Herz mit Freuden…

 

Mitschnitt vom Karfreitagsgottesdienst online aus der Paulus-Kirche

Ein Mitschnitt des "ZOOM"-Gottesdienstes von Karfreitag, den 02.04.2021 aus der Paulus-Kirche in Ense-Bremen. Entstanden unter der Mitwirkung von: Ch. Dinter (Pfarrerin), P. Gutwin (Gesang/Musik), V. Löhr-Luckert (Lesung), M. Pauly (Technik) und M. Schorer (Technik)

Ostermeditation

von Verena Löhr-Luckert


Das beschenkte Wegkreuz.

Ich steige den Feldweg zu dem Wegkreuz hinauf. Morgendliche Sonnenstrahlen und ein leichter Frühlingswind begleiten mich. Von der Seite kann ich das Kreuz schon erahnen. Angekommen verharre ich. Das Wegkreuz liegt an der höchsten Stelle der Umgebung und ist eingerahmt von einem schützenden Lindenbaum und einigen Sträuchern. Hinter ihm sehe ich über einem Acker an Masten aufgehängte Stromleitungen, auf denen sich einige Vögel versammeln. Lange Jahre war dieser Platz einsam und mit den dort liegenden Müllresten fast trostlos.

Die Jesusfigur ist ebenso dunkel wie das Kreuz, mit dem sie je nach Lichtverhältnis fast verschmilzt. Der traurig ernste Ausdruck auf dem Gesicht des Gekreuzigten ist durch seine am Querbalken mit riesigen Nägeln befestigten Arme und die Dornenkrone auf seinem Haupt begründet. Die Füße der Figur stehen auf einem kleinen Sockel. Die Knie sind gebeugt. 

Nebenan lädt eine Bank zum Verweilen ein. Ich setze mich und blicke über noch karge Äcker, die in der Ferne von einer kahlen Baum-und Strauchreihe begrenzt sind. Mein Blick geht in die gleiche Richtung wie der der Jesusfigur. In Gedanken wandere ich ein Jahr zurück.

Im letzten Frühjahr tauchte plötzlich ein Töpfchen mit Vergissmeinnicht am Fuße des Kreuzes auf. Dann wurde der Platz geharkt und der Müll entfernt. Zu Ostern, als die Sonne in allen ihren Farben hinter dem Kreuz aufging, stand dort sogar eine Kerze neben einem Strauß aus kräftig orangenen Lampionblüten.

„Warum wurde dieser Ort von manch einem Spaziergänger oder Spaziergängerin verschönert? Und wen soll Jesus nicht vergessen?“ 

Ich fröstele, als ich wieder einmal darüber nachdenke, dass seit jener Zeit ein unberechenbares Virus die Welt auf den Kopf gestellt hat.

Und es trotzt allen Abstands- und Hygieneregeln; es  trotzt dem mehrfachen gesellschaftlichen Lockdown- ein neues Wort für das komplette Einfrieren des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens-; es trotzt zahlreichen Einschränkungen bis hin zur Absage von Gottesdiensten und es trotzt noch  ersten Gegenmaßnahmen wie Impfungen und Tests.

Auch in diesem Jahr wird  zu Ostern die Teilnahme an Gottesdiensten nicht möglich sein.

Doch diesem Kreuz kann das Virus nichts entgegensetzen. Das mag auch der Grund sein, warum Gläubige im Dezember einen winterlichen Strauß an seinen Fuß gestellt und für die kalte Witterung geeignete Plastikblüten am Kreuz befestigt haben. So ist hier ein Gebetsort entstanden.

Das mag manch einen Wanderer bewegen an dieser Stelle inne zu halten und dem Gekreuzigten um Erhalt der Gesundheit für sich und seine Lieben zu bitten. Damit verbunden ist die Erkenntnis, dass nichts in der eigenen Macht steht, nichts selbstverständlich ist und Gottes Wege manchmal nicht leicht nachvollziehbar sind.

Mir ist kalt geworden, ich erhebe mich und schaue  Jesus am Kreuz noch einmal an. Und da, zum ersten Mal,  wird mir deutlich, dass seine erhobenen Arme mich segnen und mir Mut zusprechen.

Dankbar und gewiss, dass Er mich begleiten wird, mache ich mich auf meinen Heimweg, nicht ohne mir vorzunehmen beim nächsten Mal  einen Strauß Osterglocken herzubringen.


Gruß zum Palmsonntag, den 28. März 2021

Lied eg 11 Wie soll ich dich empfangen Str 1+2 +3+5

 

Der Wochenspruch über der Karwoche lautet:

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben,

das ewige Leben haben. Johannes 3, 14b.15

 

Der Predigttext für den Palmsonntag steht im Hebräerbrief Kap. 11,1-2 und 12,1-3.

Der Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft,

und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen.

Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben,

lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt.

Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens,

der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

 

Was Jesus

für mich ist?

Einer der

für mich ist.

 

Was ich

von Jesus halte?

Dass er

mich hält.

 

(Lothar Zenetti)

 

 

 

Liebe Gemeinde,

Palmsonntag, der Beginn der Karwoche. Zeit, uns zu fragen, wer kommt da nach Jerusalem?

Wir haben uns schon ein Bild von Jesus gemacht, schon lange…

Zu Weihnachten ist er das niedliche kleine Baby, hilflos in der Krippe, liebebedürftig… wer sieht ihn da als Herrscher der Welt? Nur Herodes fühlt seine Macht bedroht.

Später wird Jesus als Wanderprediger erlebt, seltsamer Heiliger, Wunderheiler, Provokateur, einer, der Arme und Entrechtete sieht. Ein Fresser und Weinsäufer wird er genannt, Querulant, mit dem Teufel im Bund, Gottessohn, verurteilter Gotteslästerer, Menschensohn, Rabbi-Lehrer, Freund, Werber für Frieden, Licht der Welt…

 

Im Hebräerbrief heißt es: Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens (12,2).

Ohne Jesus gäbe es uns, mich nicht als Christen. Also bin ich mit ihm verbunden. Ich verbinde mein Leben, meine Lebenseinstellung, mein Hoffen und Bangen, meine Freude und Sorge mit ihm. Wie kommt das? Wohin führt das?

Der Hebräerbrief ist ein Schreiben an eine Gemeinde in Sorge. Absender und Empfänger sind unbekannt. Der Briefschreiber verweist auf eine „Wolke von Zeugen“. Er meint damit Menschen, die Gott Vertrauen geschenkt haben und von Gott begleitet wurden. Er nennt eine Reihe von Namen: Abel, Henoch, Noah, Abraham, Sara, Isaak, Josef, Mose, Propheten…

Sie haben anderen ihren Glauben weitergegeben und die nächsten wurden dadurch ermutigt und schöpften Hoffnung. Bis zum Hebräerbrief und zu uns.

Ist es möglich, dass diese Worte auch in unsere Situation sprechen?

Ein Jahr Erfahrung mit Corona. Ein Auf und Ab. Ein Lauf, der Geduld erfordert, Kraft kostet. Ein Ziel ist im Blick, aber wir wissen nicht, wie viele Kurven der Weg noch birgt.

Leben im Glauben gelingt leichter – denn wir haben Hoffnung im Gepäck.

Der Hebräerbrief rät uns, Lasten abzulegen, Sünde abzulegen, die uns umstrickt.

Das Ziel: „Orientierung an Jesus“ neu in den Blick zu nehmen.

Welcher Jesus von den vielen eben genannten Beispielen ist da gemeint?

 

Der Hebräerbrief nennt Jesus, den „Anfänger und Vollender des Glaubens“.

Es ist Jesus, der mich zum Glauben einlädt: Folge mir nach! Du wirst erleben, dass Gott dir einen Weg ins Leben weist. Jesus, mit dem ich anfangen kann zu glauben. Jesus, der Kinder und kleine Leute und wenig beachtete Menschen sieht und ihnen Liebe schenkt, Ansehen und Zuwendung.

Jesus, der Anfänger und Vollender des Glaubens.

Ich mache mich auf den Weg im Glauben, jeden Tag von neuem.

 

Jetzt steht die Karwoche an, ein Wechselbad der Gefühle, wenn wir von Tag zu Tag dem Weg Jesu folgen.

Palmsonntag- Empfang von Jesus in Jerusalem mit großen Erwartungen der Leute in der Menge, die die Straßen säumen: Hosianna-Herr, hilf uns!

Jesus, der dann Abschied nimmt von seinem Jüngern, ihnen die spürbare Gemeinschaft beim Abendmahl ans Herz legt,

der verraten und verhaftet wird und seinen Weg in Treue geht.

Jesus, der verhöhnt, geschlagen, verurteilt wird – unschuldig. Warum? fragen viele.

Jesus, der sich ans Kreuz schlagen lässt und noch den Menschen verzeiht, die ihm Unrecht tun, der Menschen in Liebe zu einander weist und nach Gott ruft und stirbt.

Jesus, der Anfänger und Vollender des Glaubens.

 

Wenn ich seinem Weg folge, werde ich von seiner Auferstehung zu Ostern hören und vor die Frage gestellt, ob das meinem Leben Hoffnung gibt über den Tod hinaus. Für all diese Erfahrungen gibt es im Neuen Testament eine „Wolke von Zeugen“.

Will ich an ihre Reihe anknüpfen? Die Menschen früher haben ihr Leben riskiert, wenn sie sich zu Jesus Christus bekannt haben. Mich kostet es in unserer Gesellschaft nichts (allenfalls ein bisschen Kirchensteuer). Wir haben Meinungs-und Glaubensfreiheit gesetzlich garantiert. Da bleibt die Frage: was ist mein christliches Bekenntnis mir wert?

 

Durch den Heidelberger Katechismus lernen reformierte Konfirmanden entscheidende Fragen und Antworten kennen. Die Frage 1 lautet: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Und die Antwort: Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre…

Die Ereignisse der vor uns liegenden Karwoche 2021 werden für uns zu Prüfsteinen.

Wie wird mein Glaube sich bewähren in der kommenden Zeit?

Werde ich mit Geduld und Hoffnung durchhalten, auch wenn mir die Gemeinschaft mit anderen Menschen fehlt?

Werde ich Last ablegen können? Sorgen, Ungewissheit, Trauer, Verlust!

Werde ich aufschauen zu Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen und mich an ihm neu orientieren?

Sein Leben, Sterben und Auferstehen – das ist der Weg, der schließlich auch mein Leben vollendet. Nicht mehr und nicht weniger. So leuchtet am Palmsonntag schon das Licht von Ostern und der ewigen Herrlichkeit. Allen, die daran glauben. Amen.

 

Gebet:

Gott, gib uns Geduld. Lass uns durchhalten, wenn ein Weg sich in die Länge zieht, wenn wir nicht schnell ans Ziel gelangen können.

 

Gott, gib uns Geduld. Lass uns nicht verpassten Möglichkeiten nachtrauern, sondern nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten.

 

Gott, gib uns Geduld. Gib uns Gelassenheit, warten zu können, und Aufmerksamkeit, um im richtigen Moment zu handeln.

 

Gott, gib uns Geduld. Wir müssen nicht immer mehr erreichen. Hilf uns anzuhalten, bevor wir vor die Wand laufen.

 

Gott, gib uns Geduld mit uns selbst. Wir überschätzen uns manchmal. Hindere uns daran, schneller sein zu wollen, als unser Herzschlag erlaubt.

 

Gott, gib uns Geduld für die anderen. Hilf uns, ihre Schwächen verzeihen zu können und ihre Stärken zu entdecken.

 

Das alles bitten wir dich, Gott, denn wir vertrauen darauf, dass du unsere Ungeduld verzeihst, und wir glauben, dass du Geduld mit uns hast. Amen.

 

 

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott wende dir sein Angesicht freundlich zu und gebe dir Frieden. Amen.

 

 

Lied aus Taizé:

Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht:

Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Zeit!

 

Noch einige Hinweise:

Die Paulus-Kirche ist am Sonntag von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

 

Palmsonntag 10.15 Uhr WDR Evangelischer Gottesdienst im TV

Karfreitag 10 Uhr ARD Evangelischer Gottesdienst

 

Der Ökumenische Jugendkreuzweg der Jugendarbeit in unserem Kirchenkreis ist als Film auf Youtube zu sehen mit dem Link, den Sie auf der Homepage finden.

 

Gruß zum Sonntag Judika, den 21. März 2021

Lied: Holz auf Jesu Schulter (eg 97, 1+2+5+6)

Judika heißt dieser Sonntag nach dem Psalmwort: „Schaffe mir recht, Gott“(Psalm 43,1)..

Heute gebe ich Ihnen Gedanken von Dr. Gönke Eberhardt aus Detmold weiter, die den Predigttext vom Sonntag aus Hiob 19, 19-27 in wunderbar verständlicher Weise in unsere Erfahrungen von Unrecht und Gerechtigkeit einordnet:

 

Hiobs Geschichte ist der Teil einer viel größeren Geschichte. Sie klingt ein wenig wie ein Märchen, aber tatsächlich ist es unsere eigene Geschichte. Man könnte sie folgendermaßen erzählen:

 

Vorzeiten lebte eine Menschheitsfamilie. Sie bestand aus verschiedenen Sippen, die einen hier, die anderen dort. Wo immer sie lebten, hatten die Menschen gelernt zusammenzuarbeiten. Das machte es leichter, etwas zu essen zu bekommen und sich gegen wilde Tiere zu verteidigen. Und indem ihr Leben leichter wurde, fingen sie an, Besitz anzusammeln. Dadurch allerdings entstand immer wieder Streit. Die eine nahm der anderen etwas weg. Einer meinte, das Kind, das er mit seiner Frau zusammen ernährte, sei nicht von ihm. Man wurde zornig und wollte Strafe. Oder lieber noch: Rache. Aber Rache gebar noch mehr Rache. Tötest du meinen Bruder, töte ich zwei deiner Brüder. Darum erfanden die Menschen Gesetze. Diese sollten für ein Gleichgewicht sorgen, das man Gerechtigkeit nannte. Zum Beispiel: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Man durfte nur so viel wegnehmen, wie einem selbst weggenommen worden war. Es sollte Wiedergutmachung geben, aber keine Rache. Und die Menschen waren stolz darauf, dass sie nun zwischen Recht und Unrecht, Gut und Böse unterscheiden konnten.

 

Sie merkten, wie machtvoll diese Unterscheidung war, und waren davon überzeugt, sie müsse von Gott gekommen sein. Sie stellten sich vor, dass Gott ihr oberster Richter war, der alles sehen konnte und darüber wachte, ob die Gesetze eingehalten wurden. Er würde es gut finden, wenn sie alles richtig machten. Und er würde sie strafen, wenn sie es nicht taten. Wenn jemandem etwas Schlimmes widerfuhr wie Krankheit oder Unfall, hieß es:

Du musst etwas Böses getan haben, sonst würde Gott dich nicht bestrafen. Und wieder waren die Menschen stolz. Denn mit Gottes Strafe konnten sie Dinge erklären, die ihnen vorher ein Rätsel gewesen waren. Und weil sie feststellten, dass es keinem Mensch gelingt, immer nur gut zu sein, brachten sie Gott Opfer, damit er sie trotzdem nicht strafte.

 

Bald fingen sie an, sich Geschichten zu erzählen von erstaunlich gerechten Menschen, die alles taten, was Gott von ihnen wollte. Sie erzählten von Abraham, der für Gott sogar seinen Sohn geopfert hätte. Sie erzählten von Hiob, der all seine Kinder, seinen Reichtum und seine Gesundheit verlor, weil der Teufel mit Gott um seine Treue gewettet hatte. Aber Gott gewann, denn Hiob hielt zu Gott. Er wurde gesund und reicher und kinderreicher als zuvor. Niemand interessierte sich für Abrahams erschrockenen Sohn oder Hiobs tote Kinder. Niemand interessierte sich für die Frage, ob ein gerechter Richter die Menschen auf solche Proben stellen würde. Wichtig war nur der unglaubliche Gehorsam gegen Gott, auch wenn Hiob weinte und schrie und Gott anklagte. Denn dieser erschien ihm wie eine Mauer, gegen die er anrannte, bis Gott schließlich in all seiner Macht doch mit ihm sprach und ihn von seinem Leid erlöste.

 

Die Menschen liebten diese Geschichten, denn sie wussten aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt zu leiden.

Sie wussten, wie schrecklich es ist, wenn man krank ist oder seine Kinder verloren hat – und wenn andere einem dann noch die Schuld dafür geben. Sie wussten, wie furchtbar es ist, wenn man seine Unschuld beteuert und niemand einem glaubt. Indem sie Hiobs Geschichte erzählten, begriffen sie, was sie eigentlich schon lange gewusst hatten, nämlich: dass das Leben nicht gerecht ist, weil es den Ehrlichen nicht immer gut geht oder den Bösen schlecht. Aber weil sie keine Erklärung dafür fanden, fuhren sie fort, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, denn das hatte sich bewährt. Manchmal konnten sie dadurch Gerechtigkeit herstellen. Und manchmal fühlte es sich einfach gut an, wenn man sich selber zu den Guten zählen und mit dem Finger auf andere zeigen konnte.

 

Als später Jesus von Nazareth mit den sogenannten Bösen zu Abend aß, von der Vergebung Gottes predigte und sagte: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ – da taten sich einige zusammen, die genau zu wissen glaubten, was das Gute sei, und brachten Jesus um. Sie hofften, niemand würde sich an seine Worte erinnern.

Aber es dauerte nicht lange, da hieß es, Gott habe Jesus auferweckt und werde auch alle anderen Menschen eines Tages auferwecken. Und die Menschen, die an Jesus glaubten, wurden immer mehr. Sie waren sich sicher, dass Gott mit dem Tod Jesu einverstanden gewesen sein musste. Ja, sie sagten, sein Tod sei sogar nötig gewesen, um das gerechte Gleichgewicht wiederherzustellen, das die Menschen mit ihren bösen Taten durcheinandergebracht hätten. Man fing an, von Jesus als einem Opfer zu sprechen, das den Zorn Gottes besänftigt habe. Oder man nannte ihn ein Lösegeld für die menschlichen Sünden. Denn Opfer und Lösegeld kannten die Menschen schon; diese Erklärung erschien ihnen vernünftig. Und sie erwarteten eine große Gerichtsverhandlung Gottes, zur Strafe und zur Belohnung an Orten, die sie Hölle und Himmel nannten.

 

Eifrig überlegten sie, wer von ihnen wohl eines Tages an welchen Ort kommen würde. Sie fingen an, nicht nur die Taten der anderen zu beurteilen, sondern auch den Glauben und die Meinungen. Es war schön, sich selbst zu denen zu rechnen, die später in den Himmel kommen würden. Es tat gut sich vorzustellen, wie die, die man noch nie gemocht hatte, später in die Hölle kommen würden. Der alte Drang nach Rache und Strafe wohnte immer noch in den Herzen der Menschen.

 

Und so urteilten sie und bewerteten einander. Jahrhundertelang. Diejenigen, denen Gott und der Himmel irgendwann nicht mehr wichtig waren, konnten über andere Dinge urteilen. Man beurteilte, was der andere aß oder wen er wählte, welche Hautfarbe jemand hatte oder in wen er sich verliebte. Die einen wurden verdächtigt, böse zu sein, weil sie „alte weiße Männer“ waren, und andere, weil sie junge schwarze Männer waren. Und weiterhin fühlten Tausende Menschen dasselbe wie Hiob: „Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt… Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch?“ (Hiob 19,19.22).

 

Die Verfolgten versuchten, sich aus den Schubladen zu befreien, in die man sie gesteckt hatte. Sie schrien auf gegen Vorurteile und Hassreden und gegen den Verdacht, von Gott verabscheut zu werden. Und sie sehnten sich danach, dass man ihnen ihre Unschuld glaubte und nie wieder vergäße: „Ach, dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach, dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffel und mit Blei für immer in einen Felsen gehauen!“ (Hiob 19,23).

 

Aber doch keimte mit der Zeit immer wieder und immer stärker der Gedanke auf, dass Gott kein Gerechtigkeits-Prüfer von Beruf ist, der Belastungsproben erfindet, und kein Buchhalter mit gewaltigen Listen von Sünden oder

guten Taten. Man ahnte, dass Gott kein Wettbüro hat und keine Lösegelder oder Opfer fordert wie die Mafia. Denn noch nie ist es ihm um Strafe gegangen; es sind die Menschen, die sich danach sehnen, nach Rache und Genugtuung. Gott aber geht es um etwas anderes: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist, werde ich doch ohne mein Fleisch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder…“ (Hiob 19,25ff).

 

Irgendwann in Zukunft werden wir verstanden haben, dass Gottes Hauptberuf der des Erlösers ist. Er ist imstande, aus Bösem Gutes entstehen zu lassen, immer wieder, bis es eines Tages das Böse nicht mehr geben wird. Er lehrt Menschen, was Achtung und Vergebung ist. Auch wenn das quälend lange dauert, haben wir schon viel dazugelernt. Wir brauchen Richter für unser Zusammenleben, aber wir versuchen dafür zu sorgen, dass jedem Angeklagten zugehört wird. Wir haben die Todesstrafe abgeschafft und kämpfen gegen Folter. Wir versuchen, die Höllen von Gewalt und Unterdrückung auf der Welt zu schließen. Dafür müssen wir das Böse erkennen und beim Namen nennen. Zugleich ahnen wir aber, wie groß die Versuchung ist, andere für böse zu erklären, nur um sich selbst überlegen zu fühlen. Wir lernen, dass wir immer noch eine Menschheitsfamilie sind, die gut daran tut, sich nicht ständig in „Wir“ und „die Anderen“ zu zerteilen.

 

Deswegen stehen wir denen bei, denen Schlimmes widerfährt, egal wer sie sind. Wir leiden mit; und was wir nicht verstehen können, werden wir nicht mit Gottes Strafe erklären. Wir hören zu, damit Menschen in ihrer Verzweiflung nicht gegen eine Mauer des Schweigens rennen und sich von Menschen verurteilt finden, so als hätte Gott selbst sie verurteilt.

 

Wir lernen von Gott. Denn er ist Erlöser von Beruf. Er ist der Lebendige jenseits von Gut und Böse. Er ist weniger Richter als vielmehr Anwalt des Lebens und des Zusammenlebens. Einer, der seine Menschheitsfamilie nach und nach lehrt, dass die Unterscheidung von Gut und Böse dazu dient, nicht das Schlechte beim anderen zu suchen, sondern das Gute sich selbst abzuverlangen.



Gebet:

Gott, unser Vater, in Jesus Christus hast du uns gezeigt, was Vergebung bedeutet,

und du hast uns ein Beispiel gegeben. Dein Recht braucht die Welt, Gott, nicht das unsere.

Lehre uns, deinen Weg zu gehen, und begleite uns durch deinen Heiligen Geist. Amen.

Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben (eg 432)

Mit freundlichen Grüßen von Christine Dinter und Marc Pauly

Gruß zum Sonntag Lätare, den 14. März 2021

Lied: Meine engen Grenzen

 

Lätare heißt: Freuet euch! Noch sind es drei Wochen bis Ostern; aber schon jetzt, gewissermaßen auf halber Strecke, leuchtet das neue Leben wieder auf. Lätare – ein kleines Osterfest mitten in der Passionszeit.

 

Im Psalm für diesen Sonntag, Psalm 84, klingt Freude an.

In einer Meditation klingt sie so:

Freut euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, in der Gott wohnt.

Ich liebe deine Wohnungen, du Gott der Heerscharen,

und die Stätte, an der dein Name lebendig ist.

Meine Seele ist voll Verlangen nach dem Ort, an dem du wohnst

und mein Herz ist fröhlich in dir.

Hier an deinem Altar ist für mich Heimat,

hier komme ich zu mir, wie der Vogel, der sein Haus findet,

und wie die Schwalbe, die ein Nest baut.

Glücklich sind, die in deinem Haus sein dürfen,

die dir darin singen und dich loben.

Glücklich sind, die ihre Stärke von dir her gewinnen,

die dir von ganzem Herzen nachfolgen.

Ihr Tun und Lassen sind gesegnet.

Wenn sie durchs dürre Tal ziehen,

füllt es sich mit Wasser

und wird vor ihren Augen voll Leben.

Niederlagen werfen sie nicht aus der Bahn,

sondern lassen sie am Ende an Kraft gewinnen.

Denn du, Gott, schenkst Segen wie die Sonne,

und beschützt, die dich lieben, wie ein Schild.

Freuet euch mit Jerusalem

und seid fröhlich über die Stadt,

in der Gott wohnt.

 

Liebe Gemeinde,

einen Hauch von Frühling konnten wir im letzten Monat schon spüren. Das hat gut getan. Aber inzwischen ziehen Wind und Regenschauer übers Land.

In der Natur sehen wir schon Knospen kurz vor dem Aufbrechen, aber wann wird es gelingen? Einige kahle Zweige hatte ich mir ins Haus und in die Kirche geholt. An ihnen bricht nun das Grün durch. Ich stehe staunend davor.

Entdecken, was wir nur ahnen, wie gelingt das?

Das Sonntagsevangelium (Johannes12, 20-24) erzählt am Anfang davon, dass einige Griechen zu zwei Jüngern kommen mit der Bitte: Wir wollen Jesus sehen. Vielleicht haben sie schon einiges von ihm gehört und wollen nun selbst prüfen, was an den Geschichten über Jesus tatsächlich dran ist. Ein menschliches Anliegen.

 

Jesus gibt keine direkte Antwort auf die Anfrage, sondern sagt: „Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit sichtbar. Amen, amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“

Was will Jesus denn nun? Willigt er ein, dass die Griechen ihn sehen oder nicht?

Jesus benutzt ein Bild, um seinen eigenen Auftrag zu beschreiben, das Bild eines Weizenkorns. Ein einzelnes Weizenkorn ist klein und kaum zu sehen. Und doch wird es, wenn es in die Erde gelegt wird, Samen für viel Frucht.

Eine Weizengarbe ist groß und gut zu sehen, ganz anders als das Weizenkorn, aus dem sie ihren Ursprung hat. Jesus sieht sich selbst als so ein Weizenkorn. Seine Zeit ist gekommen, dass er selbst sterben muss, damit viel Frucht aus seinem Wirken entstehen kann.

Diesen Auftrag Jesu kann man nicht erkennen, wenn man nur einmal seine Person sehen will, so wie die Griechen. Entscheidend ist nicht, ob man Jesus gesehen hat, so wie er über unsere Erde, durch die Dörfer Galiläas oder die Straßen Jerusalems gelaufen ist. Entscheidend ist, ob man seine Bedeutung erkannt hat. Da gilt nicht die bekannte Haltung: Ich kann nur glauben, was ich sehe.

Der Evangelist Johannes dreht diesen Satz eher um: Ich kann nur sehen, was ich glaube. Für Johannes wird die Bedeutung von Jesus am Kreuz sichtbar, an dem Punkt der äußersten Erniedrigung und des schlimmsten Leidens. Genau an diesem Kreuz wird Jesus „verherrlicht“. Seine Herrlichkeit, seine wahre Bedeutung wird gerade am Kreuz sichtbar, denn Jesu Leiden am Kreuz ist das Samenkorn für neues Leben, für eine neue, noch tiefere Beziehung zwischen Gott und den Menschen.

Das Kreuz, das viele Zuschauende als Endpunkt sehen, ist der Beginn von neuem Leben, aus dem Kreuzesstamm wächst eine neue Pflanze der Hoffnung.

Christinnen und Christen in El Salvador bemalen daher ihre Holzkreuze mit leuchtend bunten Farben. Sie zeichnen Tiere, Pflanzen und Menschen auf ihre Kreuze. Sie stellen auch Menschen dar, die zu ihrer Zeit, in ihrem Land für ihren Glauben gestorben sind und Same sein wollten für eine bessere, eine gerechtere Zukunft.

Das Kreuz zeigt, dass Leiden und Schmerz nicht das letzte Wort behalten werden und dass Jesus die Menschen in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit und Liebe nicht allein lässt. Sie sehen diese Hoffnung, wenn sie das Kreuz anschauen, weil sie es glauben.

Wie ist es mit uns? Können wir nur glauben, was wir sehen oder bringt uns unser Glaube dazu, dass sich unser Blickwinkel verändert? Der Evangelist Johannes ist fest überzeugt: Der Glaube an Jesus hat radikale Konsequenzen. Er bewirkt, dass sich nicht nur unser Blickwinkel verändert, sondern zugleich auch unsere Art zu leben und zu handeln.

 

Gleich nach dem Wort vom Weizenkorn überliefert Johannes den Satz Jesu: „Wem sein Leben über alles geht, der verliert es. Aber wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben“. Wie ist das zu verstehen?

Wer nur auf sich selbst setzt, sich nur für das eigene Leben interessiert, wird es verfehlen, wird in sich selbst verarmen. So ein Mensch ist wie ein Weizenkorn, das in sich selbst verschlossen ist. Er öffnet sich nicht, gibt sich nicht preis.

Es gibt Gründe, für sich zu bleiben: Wer sich öffnet, bietet eine wunderbare Angriffsfläche für die scharfen Waffen anderer. Darum lasse ich niemanden an mich heran, verstecke die eigenen innersten Regungen, ziehe mich ganz auf mich zurück. Nicht nur in Coronazeit schütze ich mich so vermeintlich vor allem, was mir Angst machen könnte. So bleibe ich allein wie ein hartes, aschgraues Weizenkorn.

 

So biete ich aber nichts, womit ich meine Nächsten nähren könnte. Ich tue nichts, was dem Leben anderer dient. Gleichzeitig empfange ich auch nichts, was mich nährt, kein hilfreiches Wort, keine ausgestreckte Hand, keine Liebe. So kann das, was in mir schlummert, nicht zum Leben erweckt werden.

Wer das Eigene hintanstellen kann, sich selber nicht so wichtig nimmt, der wird Leben gewinnen. Wo meine Hingabe angenommen wird, entsteht etwas Neues, eine Gemeinschaft, die die Menschen in ihr trägt und hält.

Das im Großen zu erleben, ist in Zeiten der durch Regeln eingeschränkten Begegnung schwierig. Aber es hilft schon ein Telefonanruf, um Menschen in eine neue Begegnung und gute Erfahrungen und Erinnerungen zu holen.

Auch für die Beziehung mit Gott gilt: ich öffne mich ihm, bin ehrlich (ich selbst) vor ihm. Meine Selbstbezogenheit wird aufgehoben in dieser Beziehung. Denn Gott, der sich in die Tiefe des Kreuzes begeben hat, findet auch die Tiefe meines verängstigten Herzens. Er berührt es mit seiner Liebe und erweckt es zu einem Leben, das in der Liebe zu Gott und den Menschen Frucht bringt. So werde ich zu einer Dienerin/ einem Diener Gottes, die in der Nachfolge Christi leben. Im Johannes-Evangelium heißt es weiter:

Wer mir dient, muss mir auf meinem Weg folgen. Denn wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, wird bei meinem Vater Anerkennung finden.“

Hier bekommen die Griechen vom Anfang in Jesu Worten eine indirekte Antwort auf ihren Wunsch, Jesus zu sehen. Jesus ist überall dort zu sehen, wo Menschen ihm nachfolgen. Wer sich auf die sich selbst hingebende Liebe Jesu verlässt, darauf vertraut und in ihr lebt, der macht Jesus sichtbar.

 

Unser Blickwinkel wird verändert: wir leben schon als Gemeinde Jesu nach Ostern. Wir gehen in den Spuren des Gekreuzigten und Auferstandenen. Und dennoch gibt es viel Neues zu entdecken, in uns und unserm von ihm gestärkten Zutrauen, wie im Weizenkorn, in dem so viel neues Leben, Liebe und Hoffnung steckt. Amen.

Gebet:

Guter Gott, in Jesus Christus hast Du in den tiefsten Tiefen menschlichen Lebens Deine Herrlichkeit aufscheinen lassen.

Jesus Christus, Du bist durch Leid und Tod ins Leben gegangen, damit wir schon jetzt durch Dich neu leben und Frucht bringen können.

Dafür danken wir Dir.

Wir bitten Dich

für alle Menschen, die hungern nach Liebe, Verständnis und Zuwendung.

Mache uns wach und bereit, diesen Menschen hilfreich zur Seite zu stehen.

 

für alle Menschen in der Nähe und in der Ferne, die kein Dach über dem Kopf haben, denen das tägliche Brot nicht reicht, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder versorgen können, für die Opfer von Gewalt und Krieg.

Schenke uns Ideen und Tatkraft, sinnvoll zu helfen.

 

für alle Menschen, die einsam sind, die unter zwischenmenschlicher Kälte leiden und nicht von sich aus neue Kontakte knüpfen können,

dass wir an dieser Einsamkeit nicht vorbeischauen.

 

für alle Menschen, denen ihre Lebenspläne durch Krankheit durchkreuzt wurden

und für alle, die wegen ihrer Krankheit benachteiligt werden,

lass uns für sie da sein.

 

für alle Sterbenden, dass sie vertrauen, dass Du gerade auch in der Tiefe des Todes bist und neues Leben für sie bereit hast.

 

für uns und unsere Gemeinde, dass Du bei uns ankommst, uns aufweckst zu neuen Wegen schon jetzt und uns dahin bewegst, wo wir gerade mit unsern Fähigkeiten gebraucht werden. Amen.

 

Lied Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,

Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt-

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,

wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.

Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,

unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn-

Hin ging die Nacht, der dritte Tage erschien:

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün. (eg 98)

 

Freundliche Grüße von Marc Pauly und Christine Dinter

Gruß zum Sonntag Okuli, den 7. März 2021

Lied Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht,

Christus meine Zuversicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Nach diesem Vers aus Psalm 25 hat der Sonntag Okuli seinen Namen bekommen: Okuli heißt Augen. Mitten in der Passionszeit ist der Blick dabei auf das Leiden Christi gerichtet; in den Texten und Liedern des Sonntags geht es um die konsequente Nachfolge, die uns auch in das Leiden führen kann. Das kommt im Wochenspruch zum Ausdruck: „Wer seine Hand an den Pflug legt und zurückschaut, der eignet sich nicht für das Reich Gottes“ (Lukas 9, 62, Schlußsatz des Sonntags- Evangeliums).

 

Liebe Gemeinde,

wenn Sie diesen Sonntagsgruß lesen, haben wir gerade ein großes Ereignis gefeiert: den jährlichen Weltgebetstag. Seit weit über 100 Jahren ist er ein ökumenisches Datum, das Frauen in aller Welt am 1. Freitag im März zu einem Gottesdienst zusammenbringt. Den Entwurf für den jeweiligen Gottesdienst haben immer Frauen aus einem Land der Welt in ökumenischer Gemeinschaft erarbeitet.

Wenn ich den Psalmvers abwandle, kann ich sagen: unsere Augen sehen diesmal bis ans Ende der Welt, nach Vanuatu, einem Land, das aus 83 Inseln in der Südsee besteht, nordöstlich von Australien gelegen. Auf den ersten Blick ein Paradies mit Stränden, Palmen, blauem Meer, exotischen Fischen und Korallen, Vulkanen und Regenwald. Traumhaft schön mit warmen Temperaturen, exotischen Früchten und Blumen.

Durch den Weltgebetstag schaut die Welt aber noch etwas genauer hin und erfährt, wie Frauen und Familien dort leben. Im Gottesdienst geben die Verfasserinnen einigen Frauen eine Stimme, beispielhaft. So können wir erfahren, dass die Frauen dankbar sind für die fruchtbaren Böden, für Wasserfälle, Obst und Gemüse, das ihnen Nahrung bietet.

Die Inselgruppe gilt weltweit als das Land, das am meisten von den Risiken des Klimawandels betroffen ist. Die Bewohner erleben heftiger werdende tropische Wirbelstürme. 2015 hat der Zyklon Pam 90 % der Häuser auf Vanuatu zerstört. Menschen sind ums Leben gekommen. Für die Reparatur der Schäden und den Wiederaufbau musste sich der Staat verschulden. Ernteausfälle, Starkregen, steigender Meeresspiegel und die Vermüllung der Meere bedrohen das Südseeparadies. Daher ist Vanuatu das erste Land mit dem weltweit strengsten Plastikverbot. Aber was Vanuatus Existenz gefährdet, geht nicht von diesen Inseln aus, sondern ist der weltweite Klimawandel, den die Industrienationen verursachen. Dazu gehören wir.

So öffnet uns der diesjährige Weltgebetstag den Blick für die Lebens-Zusammenhänge und nimmt uns in die gemeinsame Verantwortung, zu der uns der Glaube verbindet.

Worauf bauen wir? so fragen die Frauen aus Vanuatu mit einem Beispiel aus der Bergpredigt Jesu (Matthäus 7, 24-27): Alle, die nun meine Worte hören und entsprechend handeln, werden einer klugen Frau, einem vernünftigen Mann ähnlich sein, die ihr Haus auf Felsen bauten.

Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und überfallen dieses Haus – und es stürzt nicht ein! Denn es ist auf Felsen gegründet.

Alle, die nun meine Worte hören und sie nicht befolgen, werden so unvernünftig sein wie eine Frau oder ein Mann, die ihr Haus auf Sand bauten. Und Regen fällt herab, es kommen reißende Flüsse, Stürme wehen und prallen an dieses Haus- da stürzt es in einem gewaltigen Zusammenbruch ein!

Was ist der Grund, das Lebensfundament für uns? Wie leben wir weise und gelangen ins Reich Gottes? Hören und Tun sind die Schlüsselworte im Text.

Wo wir Gottes Wort hören und danach handeln, wird das Reich Gottes Wirklichkeit. Wo wir uns daran orientieren, haben wir ein festes Fundament- wie der kluge Mensch im biblischen Text. Unser Handeln ist entscheidend.

 

Drei Frauen aus Vanuatu geben uns Einblick in ihr Leben:

Für Rhetoh, ein Mädchen in einer achtköpfigen Familie gab es kein Geld, um eine Ausbildung machen zu können. In kirchlicher Jugendarbeit wurde sie gestärkt, sich selbst weiter zu bilden. Heute, mit eigener Familie, dankt sie Gott, der die Quelle ihrer Kraft ist. Sie sagt: „Er hat mir geholfen, das Gelernte in die Tat umzusetzen“.

Mothy musste als Jugendliche ausziehen und auf der Straße leben, weil die Stiefmutter die eigenen Kinder bevorzugte. Als andere Menschen Mothy von Gottes Liebe erzählten, konnte sie es zuerst nicht glauben. Sie entschied sich dennoch, darauf zu vertrauen, dass Gott sich um sie kümmern würde, auch wenn sie in ihrer Familie kein Zuhause mehr hatte. Dieses Vertrauen wurde nach und nach zum Fundament ihres Lebens und stärkt sie und andere.

Jacklynda kommt vom Land und möchte gern in der Großstadt im Tourismus arbeiten. Aber ihr fehlt dazu die Ausbildung. Weit weg von ihrer Familie kann sie sich keine vernünftige Unterkunft und richtiges Essen leisten. Sie vertraut darauf, dass Gott ihr beisteht und sie neue Möglichkeiten bekommt, ihr Leben zu gestalten.

Worauf bauen wir?

Diese existentielle Frage stellen uns die Frauen, unsere Schwestern aus Vanuatu.

In der Passionszeit, in der anhaltenden bedrohlichen Zeit, die durch das Corana-Virus so viel vom „normalen“ Leben ins Wanken gebracht hat, stellt sich die Frage auch für unser Leben.

 

Wer einsam ist und sich auf sich zurückgeworfen empfindet, hat es schwer, Vertrauen zu bewahren. Die sonst stärkende Gemeinschaft in den Gruppen unserer Kirchengemeinde, gemeinsames Reden, Essen und Singen vermissen viele. Was bleibt? Jesu Worte hören und danach handeln, heißt es bei Matthäus.

Im Predigttext für den Sonntag Okuli, im Epheserbrief im 5. Kapitel werden wir in V. 9 aufgefordert: Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Aus diesen Stichworten können wir unser persönliches Glaubensprogramm machen:

In angespannten Situationen einander dennoch mit Güte zu begegnen, hinterlässt Spuren von Gottes Liebe.

In den weltweiten Zusammenhängen für Gerechtigkeit eintreten durch bewusstes Einkaufen von fair gehandelter Ware, durch sorgsamen Umgang mit Rohstoffen, durch Streiten zugunsten von benachteiligten oder ausgegrenzten Menschen.

Auch die Anstrengung auf sich nehmen, nachzudenken und manche Schlagzeilen auf Effekthascherei zu prüfen und im Gespräch mit anderen die Wahrheit zu suchen und sie dann an Gottes Barmherzigkeit zu messen.

Hohe Ziele werden uns gesetzt. In der Passionszeit können wir mit dem Blick auf den Weg, den Jesus auf sich genommen hat, uns selbst neu an ihm orientieren. Hören und Tun- auf Gottvertrauen bauen- als Kinder des Lichts wandeln … mit kleinen Schritten tasten wir uns vorwärts, finden Ermutigung in den ehrlichen Bemühungen von ökumenischen Geschwistern in der Welt.

 

Wenn auch der Weltgebetstagsgottesdienst diesmal an vielen Orten nicht direkt, sondern durch verschiedene Medien geteilt und gefeiert wird, so wird auch 2021 eine Kollekte zusammenkommen, die weltweit Frauen und Kinder in ihren Rechten und Bildung und Gesundheit stärkt. Enser Frauen beteiligen sich treu und gern an dieser Hilfe. Ein herzliches Dankeschön schon jetzt!

Im Sommer hoffen wir, im Freien ein ökumenisches „Vanuatu-Fest“ feiern zu können. Dann werden wir auf unser Lebensfundament schauen, uns neue hilfreiche Ideen weitersagen und unser Gottvertrauen stärken!

 

Psalm 85 (in der Übertragung von Uwe Seidel)

Die Bäume werden in den Himmel wachsen,

dass ihre Kronen das Licht trinken,

ihre Wurzeln aber sind fest vergraben

in der Erde.

 

Die Träume werden in den Himmel wachsen,

dass sie sich ausbreiten und entfalten

bis zum Himmelszelt,

und kehren wieder zurück auf die Erde;

geerdete Träume bekommen Hand und Fuß.

Güte und Treue begegnen sich wieder,

Gerechtigkeit und Friede küssen sich.

Die Treue wächst auf der Erde

und die Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab.

 

Mit meinem Leben wachse ich

dem Himmel entgegen,

und der Himmel kommt mir entgegen;

er breitet sich unter meinen Füßen aus

wie Hände, die mich halten.

 

Ich möchte Leuchtspur zum Himmel sein,

damit die Wege zu ihm

begehbar und hell werden.

 

Güte und Treue begegnen sich wieder,

Gerechtigkeit und Frieden werden sich küssen.

Die Treue wächst auf der Erde

und die Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab.

Gott sei Dank.

 

Am Schluss des Gottesdienstes sagen uns die Frauen aus Vanuatu diesen Segen weiter:

 

Wir freuen uns über die Gegenwart Gottes in uns und mit uns.

Gott führe und leite dich, Gott erneuere dich und heile die Völker und Nationen.

Gottes Wille geschehe in deinem Haus so wie im Himmel.

 

Denk daran, wenn du hinausgehst: Alle, die die Worte Jesu hören und sie tun, sind wie kluge Menschen und ihr Haus wird den Fluten standhalten.

Geh und baue dein Haus auf Jesu Wort.

 

Geht mit diesem Segen im wundervollen Namen Jesu Christi, unseres Herrn und Königs.

Er ist der Grund, auf dem wir stehen. Wir wollen Jesus folgen: er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Amen.

 

Lied Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen.

Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.

1.Dein Reich in Klarheit und Frieden, Leben in Wahrheit und Recht.

Dein Reich komme...

2.Dein Reich des Lichts und der Liebe lebt und geschieht unter uns.

Dein Reich komme…

3.Wege durch Leid und Entbehrung führen zu dir in dein Reich.

Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.

 

 

Freundliche Grüße von Marc Pauly und Christine Dinter

Gruß zum Sonntag Reminiscere, den 28. Februar 2021

Lied 98 Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,

Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt –

Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,

wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.

Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,

unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn-

hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:

Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

 

Der Name des Sonntags Reminiscere erinnert an den Ruf aus Psalm 25:

Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!

Der Psalmvers ist ein Gebet, Gott möge seine Verheißungen nicht vergessen, sondern jetzt wahrmachen. In der Passions- und Fastenzeit ist es aber auch angebracht, dass der Mensch Einkehr hält und sein Leben „bedenkt“.

Das legt auch der Predigttext aus Jesaja 5, 1-7 nahe.

 

Liebe Gemeinde, im heutigen Sonntagsgruß hören bzw. lesen Sie zwei Stimmen:

 

A: Es ist Erntezeit im Volk Israel. Viele Menschen sind unterwegs. Die Straßen und Gassen sind belebt. Auf einem kleinen Platz stimmt jemand sein Instrument. Leute bleiben stehen, erwarten einen Vortrag. Sie stoßen einander an. „Ist das nicht…“ wispert einer. „Ja, genau, der Sohn von Amoz. Der mit den beiden Söhnen, denen er so komische Namen gegeben hat.“ „Wie heißt er noch?“

„Jesaja“. „Richtig. Neulich lief er nackt durch die Stadt. Ein Spinner, oder?“ „Er erzählt von Gott“, sagt ein anderer. Er sagt, wir haben Gott verlassen. Gott wird uns bestrafen. Die Assyrer werden alles kaputt machen.“ „Ach, hör auf. Diese Untergangsbotschaft will keiner hören.“ Bevor sie sich richtig in die Haare bekommen, stößt einer der Umstehenden sie in die Rippen. „Ruhe jetzt. Er will singen.“ Das Instrument ist gestimmt. Eine schöne Bariton-Stimme ertönt über den Platz.

 

B: „Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg

 

A: „Ein Liebeslied“, raunen die Leute. „Ein Hochzeitslied.“ Schön. Sie machen es sich bequem. Entspannen sich. Der Weinberg – das Bild der geschmückten Braut, die ihren Bräutigam erwartet und mit ihm die Früchte des Weinstocks genießt. Oder auch das Bild des Volkes, an das Gott sich gebunden hat. Endlich mal eine wohltuende Botschaft von diesem Propheten, von dem man sonst so viel Bedrohliches hört. Und da geht es auch schon weiter.

 

B: „Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte…“

 

A: Welch eine Liebe und Sorgfalt zeigt sich in diesem Bild. Vor den Augen der Zuhörenden entstehen der Weinberg und der Weingärtner. Eine Hacke trägt er, um die Steine aus dem Boden zu holen. Es ist eine harte Arbeit. Die Sonne brennt auf den Weinberg und bringt den Weingärtner zum Schwitzen.

Aber seine Augen leuchten. Er ist voller Liebe zur Erde, voller Liebe zu seinem Stück Land und zu seinem Weinberg. Mit Hingabe pflegt er, gießt und schneidet, pflanzt und jätet. An manchen Tagen streichelt er die Blätter. Er wendet sich den Pflanzen zu und freut sich auf das Ergebnis. Dafür nimmt er große Steine und baut einen Turm, damit er die Weinreben schützen kann, und gräbt eine Kelter, in der in einigen Monaten der Wein angesetzt wird.

 

Es ist wie vor den Mauern unserer Stadt, denken die Menschen. Die Arbeit, die Liebe, die Sorgfalt. Es ist, wie wenn ein Mann um die Frau wirbt, die er liebt. Wie wenn Eltern ihren Kindern alles an Fürsorge und Schutz geben, was sie haben. Es ist-wie es eben natürlich und gut ist. Das Bild ist so schön, dass sie fast nicht hören, wie das Lied weitergeht.

 

B: „aber er brachte schlechte…“

 

A: Was? Das darf nicht sein- das kann doch nicht sein. Aber er brachte schlechte Trauben… Der Weingärtner hat alles richtig gemacht. Er hat für seinen Weinberg alles gegeben, was er hatte. Seine Zeit, seine Liebe, seine Zuwendung, die Mittel, die er zur Verfügung hat. Sonne und Regen sind gekommen- aber der Weinberg bringt schlechte Trauben hervor. Saure Trauben, die niemandem guttun. Früchte, die krank machen. Ein Schlag ins Gesicht für den Gärtner.

Die Menschen sehen sich um. Der Schock steht vielen ins Gesicht geschrieben. Die Idylle- auf einmal beendet. Das schöne Bild des Weinbergs mit seinem saftigen, reifen Trauben bleibt eine Wunschvorstellung. Empörung macht sich breit. Das Lied wird fortgesetzt.

 

B: „Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?

 

A: Wer spricht, fragen sich die Menschen. Wer ist der Weingärtner ?

Der Mann, der um seine Braut warb? Die Eltern, die sich für ihr Kind einsetzten, ihm alles gaben, was sie nur hatten? Sie spüren die Enttäuschung. Alles gegeben im Wissen, dass es gute Früchte bringt. Zeit und Kraft aufgewendet. Für nichts. Der Weinberg ist trocken und verdorben. Der Traum ist ausgeträumt.

Einer denkt an seine geplatzte Hochzeit und kann noch den Schmerz fühlen.

Die, die neben ihm steht, hat ihren Sohn vor Augen. Sie hat nicht gewollt, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Enttäuschung breitet sich wieder in ihr aus.

Ein anderer musste gerade seinen Laden schließen. Sein Konzept ist nicht aufgegangen. Vielleicht ist ihm aber auch übel mitgespielt worden. Er spürt die Wut darüber wieder aufsteigen.

Was sollte man noch mehr tun? Alles war getan worden. Es fehlten nur die Trauben. Die hätten von ganz alleine kommen sollen. Vergeudete Liebe. Vergeudete Fürsorge. Alles für nichts.

Und wieder wird das Lied fortgesetzt.

 

B: „Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegenlassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und ich will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen“.

 

A: Das ist gerecht, denkt der verlassene Bräutigam. Nichts mehr tun. Sich umdrehen und gehen. Sie ihrem Schicksal überlassen. Nicht mehr trauern. Das Leben geht weiter. Sie war es nicht wert.

Aber, denkt die Mutter, er ist doch mein Sohn… ich kann doch nicht einfach….obwohl, vielleicht täte es mir gut. Ein klarer Schnitt. Ein Ende mit Schrecken. Sonst wird es noch ein Schrecken ohne Ende, wie man so sagt. Sie spürt die Trauer. Soll ich ihn wirklich verlieren müssen?

Der andere sieht sich schon die Tür abschließen zu seinem Laden. Die Regale werden nicht wieder gefüllt. Dann eben nicht. Woanders werde ich Kunden finden, die mein Angebot zu schätzen wissen. Trotz steigt in ihm auf.

 

B: „Des HERRN Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, (er wartete) auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“

 

A: Das sitzt. Du bist die Trauben. Nicht der Gärtner….

Halt, will einer rufen. Doch der Prophet dreht sich um und verlässt den Platz.

Einer nach dem anderen, so machen die Menschen sich auf den Heimweg. Ratlos. Nachdenklich. Auch ein bisschen trotzig. Hat er recht? Und was wird geschehen? Hat der Prophet recht? Und was wird geschehen?

Statt Rechtsspruch Rechtsbruch. Statt Gerechtigkeit Schlechtigkeit. Der Weinberg hat es nicht besser verdient. Manches fällt auf uns zurück.

Manche Folgen unserer Tat werden wir tragen, werden wir ertragen müssen. Klimawandel, Viren, die von Tieren auf Menschen überspringen, politische Gewalt und Ignoranz – bis ins Unendliche ließe sich die Reihe fortsetzen.

Und in meinem Leben? Manches fällt auf mich zurück, ist schon auf mich zurückgefallen. Manche Lieblosigkeit holt mich ein, manchmal nach langer Zeit. Mancher Schmerz, den ich einem anderen geliebten Menschen zugefügt habe, taucht wieder auf, schlägt seine Krallen in meine Seele. Ich habe es nicht besser verdient. Manche Lüge hat kurze Beine. Die Wahrheit kommt fast immer ans Licht. Und oft tut sie weh. Und manche Unachtsamkeit rächt sich. ..Was wird geschehen?

 

Fast 700 Jahre später erzählt ein Prophet wieder von Weinbergen und Arbeitern im Weinberg.

Von Weingärtnern und vom Weinstock, an dem die Reben hängen. Und er spricht von Gottes Barmherzigkeit. Vom Vater mit seinen beiden Söhnen. Vom Neubeginn und Gottes Großzügigkeit.

Unter dem Schirm der Barmherzigkeit können Menschen sich verändern, ist ein Neubeginn möglich. Weil sie mit Liebe angesehen werden.

Gedenke, Gott, an deine Barmherzigkeit!

In der „Barmherzigkeit“ steckt das Herz, das Gott für uns, für seine Menschen, hat. Und so ist er dann für uns eingetreten. In den Riss, der zwischen uns und der Welt verläuft. Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte! (Psalm 25)

Er trägt, was wir nicht tragen können. Versöhnt mit dem, was ist. Schenkt Frieden, den wir nicht schenken können.

In Jesus, den wir in diesen Tagen nach Jerusalem begleiten, bis ans Kreuz und durch das Grab hindurch. Weil er es gewagt hat, für Barmherzigkeit zu leben und zu sterben, gibt es einen Neubeginn für mich, für uns. Immer wieder. Das Leben setzt sich durch. Am Weinberg können noch gute Trauben wachsen.

Amen.

 

Lied Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich still und leise,

und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise.

Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt,

da wirkt sie fort, in Tat und Wort, hinaus in unsre Welt.

 

Ein Funke, kaum zu sehn, entfacht doch helle Flammen;

und die im Dunklen stehn, die ruft der Schein zusammen.

Wo Gottes große Liebe in einem Menschen brennt,

da wird die Welt vom Licht erhellt, da bleibt nichts, was uns trennt.

 

Nimm Gottes Liebe an! Du brauchst dich nicht allein zu mühn,

denn seine Liebe kann in deinem Leben Kreise ziehn.

Und füllt sie erst dein Leben und setzt sie dich in Brand,

gehst du hinaus, teilst Liebe aus, denn Gott füllt dir die Hand.

 

Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und

sei dir gnädig. Gott wende dir sein Angesicht freundlich zu und gebe dir Frieden. Amen.

 

Noch ein Hinweis für Freitag, den 5. März 2021, dem diesjährigen ökumenischen Weltgebetstag.

Auf dem Fernsehkanal Bibel TV wird um 19 Uhr ein Gottesdienst zum Weltgebetstag übertragen. Frauen aus Vanuatu, einem Land in der Südsee, das über 80 Inseln umfasst, haben den Gottesdienst entworfen unter dem Thema: Worauf bauen wir?

 

Am Sonntag, den 28. Februar wird um 10.15 Uhr ein evangelischer Gottesdienst aus Pforzheim im WDR-Fernsehen übertragen.

Gruß zum Sonntag Invokavit, den 21. Februar 2021

Der erste Sonntag der Passions-und Fastenzeit wird „Invokavit“ genannt – auf Deutsch: „Er hat gerufen“.

Im 91. Psalm heißt es: Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.

Liebe Gemeinde,

am Sonntag begegnen wir einer sehr bekannten Person. Judas. Wir kennen ihn alle. Er hat Jesus verraten.

Sie ahnen, dass das Hauptthema des Sonntags die Versuchung ist.

Uralt und immer wieder aktuell. Der Evangelist Johannes nimmt uns im 13. Kapitel mit in die Situation nach der Fußwaschung. Gerade hat Jesus seinen Jüngern ein deutliches Zeichen gegeben und ihnen ans Herz gelegt, ebenso einander zu dienen.

Dann kündigt Jesus an: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger reagieren ratlos und fragen sich, von wem er wohl redet. Ein Jünger fragt nach: Herr, wer ist´s?

(V.26) Jesus antwortete: Es ist der, für den ich ein Stück Brot in die Schüssel tauche und dem ich es gebe. Er nahm ein Stück Brot, tauchte es ein und gab es Judas, dem Sohn von Simon Iskariot.

Sobald Judas das Brot genommen hatte, ergriff der Satan Besitz von ihm. Da sagte Jesus zu ihm: „Was du tun willst, das tue bald!“

Von den anderen am Tisch verstand keiner, warum Jesus das zu Judas sagte. Weil Judas die Kasse verwaltete, dachten einige, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: „Kauf ein, was wir für das Fest brauchen.“ Oder sie dachten: Jesus hat ihm aufgetragen, den Armen etwas zu geben. Als Judas das Stück Brot gegessen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht.

 

Wenn wir diese Verse nur lesen, spüren wir ein Unbehagen. Wir wissen schon, wie es ausgeht. Ausgerechnet einer, der zum engsten Freundeskreis Jesu gehörte, verrät ihn. Zuvor hat er keine große Rolle in der Bibel gespielt. Wir wissen nur, dass er das Geld verwaltete. Andere Jünger sind uns vertrauter. Einer wird sein „Lieblingsjünger“ genannt, ein anderer, Petrus, nimmt den Mund gern etwas voll und Judas hat auch eine eigene Rolle.

 

Die Passionszeit stößt uns gleich am Anfang auf existentielle Fragen. Wie kommt Judas in Versuchung, Jesus zu verraten?

Wir kennen das gängige Motiv, das ihm nachgesagt wird: für 30 Silberlinge. Hat Judas Jesus für das schnöde Geld verraten?

Oder war er enttäuscht in seinen Erwartungen an Jesus, gekränkt, verletzt, beleidigt durch die unterschiedliche Nähe und Wichtigkeit in der Gruppe der Jünger? Existentiell und menschlich können wir in manchen Situationen auch ähnliche Stimmungen bei uns wiederfinden.

 

Verrat kann viele Gesichter haben. Etwa, wenn ich als Freundin treulos gewesen bin. Wenn ich um des Vorteils wegen etwas verleugnet oder verschleiert habe. Oder im entscheidenden Moment geschwiegen habe statt mich tapfer zu bekennen, zu einem Menschen zu bekennen.

Ideale verraten oder mal einknicken, schwach werden und es dann selbst merken?

 

Ein nüchterner Blick auf uns selbst sagt uns, dass wir dem Judas auch in unserm Verhalten „verwandt“ sind, dass er auch in uns steckt. Die Jünger, die nachfragen, ahnen es vielleicht auch. Sie sorgen sich: Könnte ich´s sein?

Gefährlich wird es, wenn einer so hoch von sich denkt, dass er behauptet „Ich doch nicht!“ (so wie Petrus Jesus später verleugnet). Derjenige hat wohl noch einen Weg vor sich, sich selbst genauer kennenzulernen.

 

Manchmal kann ein Unbehagen der erste Schritt sein, uns selbst ehrlicher im Spiegel anzuschauen. Auch wir werden schuldig. Auch wir leben in einer Welt, die noch nicht erlöst ist, auf deren Erlösung wir erst zugehen.

Doch Gott geht mit. Schon jetzt, schon hier. Auch durch die Nacht, auch durch dunkle Stunden unserer Existenz.

 

Der Theologieprofessor Karl Barth (1886-1968) hat dafür einmal folgendes Bild gebraucht:

Wir sitzen alle in einem Zug. Dieser Zug fährt seinem Ziel entgegen, niemand wird diesem Ziel entgehen. Man kann in dem Zug nach hinten laufen oder sich unter dem Sitz verstecken, er kommt dennoch am Bahnhof an.

Das mag manchem als beklemmend erscheinen – und ist doch ein großer Trost. Denn in diesem Bild ist die Gewissheit enthalten, dass auch Judas, unser Bruder, Schatten, Feind und Freund, dabei sein wird.

Jesus verweigert ihm nicht das Brot, das er teilt.

Was für ein Hoffnungszeichen! Für Judas. Für uns alle.

Denn durch den Tod am Kreuz und die Auferweckung seines Sohnes hat Gott schon sein letztes Urteil über uns gesprochen zugunsten für uns alle.

Mit dieser Zuversicht dürfen wir getrost in die vor uns liegende Passionszeit und auf Ostern zugehen und bei aller Zerrissenheit auf die Worte des 91. Psalms hören:

Ich bin bei dir in der Not. Ich will dich herausreißen und zu Ehren bringen (Psalm 91,15).

 

Amen.

 

Lied 382

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;

fremd wie dein Name sind mir deine Wege.

Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;

mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?

Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt?

Ich möchte glauben, komm du mir entgegen.

 

Von Zweifeln ist mein Leben übermannt,

mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.

Hast du mit Namen mich in deine Hand,

in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben?

Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?

Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

 

Sprich du ein Wort, das tröstet und befreit

und das mich führt in deinen großen Frieden.

Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt,

und lass mich unter deinen Kindern leben.

Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.

Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

 

(Text: Lothar Zenetti 1973 nach dem niederländischen „Ik sta voor U“

von Huub Oosterhuis 1969)

 

Wir nehmen Jesu Worte auf und beten: Vater unser im Himmel..

 

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott wende dir sein Angesicht freundlich zu und gebe dir Frieden.

 

Lied 347 Ach bleib mit deiner Gnade 1-3+6

 

Nachrichten für die Gemeinde:

 

In der Presbyteriumssitzung vom 12. Februar 2021 hat das Presbyterium

Frau Dr. Maren Neumann-Aukthun zur Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Ense nachberufen. Das Presbyterwahlgesetz sieht vor, dass nach der Berufung eine Beschwerdemöglichkeit für 5 Werktage nach der Abkündigung besteht. Da zur Zeit keine Präsenzgottesdienste stattfinden, gilt diese Veröffentlichung der Nachberufung von Frau Dr. Neumann-Aukthun auf der Homepage, in diesem Sonntagsgruß und im Schaukasten und in der Zeitung als Abkündigung.

Beschwerden gegen die Nachberufung sind schriftlich an das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Ense, Werler Str. 44, 59469 Ense zu richten.

Sollten keine Beschwerden innerhalb der Frist eingehen, so ist die Nachberufung gültig mit dem Unterschreiben des Gelöbnisses. Eine Einführung auch der neuen Presbyter und Presbyterinnen, die bereits seit März 2020 im Amt sind, und eine Verabschiedung der vorigen Presbyterinnen wird für den Sommer mit einem Gottesdienst, der auch Begegnung ermöglicht, geplant.

 

Ein Platz im Presbyterium ist weiterhin nicht besetzt. Wer Interesse an dieser ehrenamtlichen Arbeit für die Kirchengemeinde hat, ist herzlich eingeladen, auch an einer Sitzung als „Schnuppersitzung“ teilzunehmen.

Es genügt, wenn Sie sich unter Tel 2557 melden. Alles Weitere kann besprochen werden.

 

Der ökumenische Weltgebetstag am Freitag, den 5. März 2021, kann mit einem Gottesdienst, der um 19 Uhr auf dem Fernsehkanal Bibel TV übertragen wird, in Ense mitgefeiert werden. Über die Frauen der kfd und der Frauenhilfe werden „Mitmachtüten“ und Grüße in Ense verteilt. Wir werden so in Gedanken und vielleicht durchs Telefon verbunden sein und mit den Frauen aus Vanuatu in der Südsee beten und Glaube und Hoffnung und Verpflichtung für die Schöpfung teilen. Worauf bauen wir? ist das diesjährige Thema des Weltgebetstages.

 

Da immer die weltweiten Projekte des Weltgebetstags gern unterstützt wurden, gibt es Sammelorte für die Kollekte bei Schreibwaren Baader, Niederense, bei Gärtnerei Luttermann und in unserm Gemeindebüro im ev. Pfarrhaus in Bremen.

Herzliche Grüße Christine Dinter

Gruß zum Sonntag Estomihi, dem 14.2. 2021

Wochenspruch: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem,

und es wird alles vollendet werden,

was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.

Lukas 18,31

 

Liebe Gemeinde,

mit dem Wochenspruch kündigt sich eine andere Zeit an. Was Jesus da sagt, verstehen Christinnen und Christen als einen Hinweis auf seinen Leidensweg, der zum Tod am Kreuz führt. Passion, Tod und Auferstehung kommen in den Wochen der Passionszeit in den Blick.

 

Am kommenden Mittwoch, dem Aschermittwoch, beginnt sie wieder: die Fastenzeit. In meinem Kopf stelle ich mir sie oft wie eine zweite Chance nach Neujahr vor. Die guten Vorsätze zum neuen Jahr, die ich mir vorgenommen habe und an denen ich schon gescheitert bin, sie können jetzt noch einmal aufleben. Ich kann´s nochmal versuchen: „7 Wochen ohne…“ bis Ostern. Was möchte ich da … einsetzen? Ohne Schokolade, ohne viel Fernsehen? In der gewonnenen Zeit könnte ich Sport machen, mich bewegen und statt TV gucken lieber Briefe schreiben und Kontakte pflegen.

Die evangelische Fastenaktion „7 Wochen ohne“ ist immer eine gute Anregung, über das alltägliche Leben mit seinen Gewohnheiten nachzudenken und etwas daran zu verändern.

 

Aber in diesem Jahr könnte sich Protest einstellen: 7 Wochen ohne? Worauf sollen wir denn noch verzichten? Wir haben doch schon ein Jahr Corona-Zeit erlebt. Jetzt müsste es doch ein Programm geben: endlich „ 7 Wochen mit“! Mit Kontakten zu Familie und Freunden, mit Friseurbesuch, mit Kino, Theater, Konzert, mit geregelter, sicherer Arbeit und Schule, mit Urlaubsplanung usw. …damit endlich alles wieder seinen gewohnten Gang geht.

Ich verstehe diesen Wunsch nach Normalität gut. Die Lebensumstände mit den Einschränkungen sind belastend und die Zukunftsaussichten sind für viele Menschen unsicher oder schon zerbrochen.

Was sollte da ausgerechnet ein Aufruf zum Fasten bringen?

Die Einschränkungen durch die Schutzregeln, die durch die Verbreitung des Virus nötig wurden, haben in unser bisher gewohntes Leben stark eingegriffen. Auch diejenigen, die nicht wirtschaftlich in ihrer Existenz bedroht sind, hat das andere Leben doch zum persönlichen Nachdenken gebracht. Manche wollen durch die Erfahrungen dieser Zeit ihr zukünftiges Leben verändern.

Sie beantworten sich die selbst gestellten Fragen anders als vorher:

 

Was brauche ich eigentlich für mein Leben? Was macht mein Leben aus? Wovon wurde ich bisher bestimmt oder getrieben oder belastet?

Wo habe ich durch eine Einschränkung eine Konzentration auf Wesentliches erlebt? Was konnte ich neu als wertvoll entdecken?

Möchte ich meinem Leben neue Ziele setzen?

Das sind ernsthafte Fragen, die einen Menschen beschäftigen können, der den richtigen Weg für sein Leben sucht.

 

Unser Predigttext für den Sonntag Estomihi, in der Woche, in der die Passionszeit beginnt, führt noch darüber hinaus. Im Alten Testament, in Jesaja 58, 1-9a, wird das Stichwort „Fasten“ aufgegriffen. Menschen verstanden es damals als ein Mittel, Aufmerksamkeit von Gott zu bekommen. Mit dem Verzicht auf etwas (der Selbstkasteiung), wollten sie Gottes Heil für sich gewinnen. Der Prophet sagt mit kräftigen Worten, wie Gott dieses Verhalten ablehnt:

 

V.3 Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter.

V.4 Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr es jetzt tut,

wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll.

V.5 Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe …?

 

Der Prophet entlarvt das Fasten damals als bloße Äußerlichkeit und fromme Selbsttäuschung, als könnten die Gläubigen damit Gottes Wohlwollen und Nähe herbeizwingen ohne ihr sonstiges Benehmen an Gottes Geboten zu orientieren. Wie stellt sich Gott ehrliches, echtes Fasten vor?

In der neuen Übersetzung der BasisBibel lauten die weiteren Verse:

 

V.6 Das wäre ein Fasten, wie ich es liebe:

Löst die Fesseln der zu Unrecht Gefangenen, bindet ihr drückendes Joch los!

Lasst die Misshandelten frei und macht jeder Unterdrückung ein Ende!

V.7 Teil dein Brot mit dem Hungrigen,

nimm die Armen und Obdachlosen ins Haus auf.

Wenn du einen nackt siehst, bekleide ihn,

und entzieh dich nicht deinem Nächsten!

V. 8 Dann bricht dein Licht hervor wie die Morgenröte,

und deine Heilung schreitet schnell voran.

Deine Gerechtigkeit zieht vor dir her,

und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.

V.9 Dann antwortet der Herr, wenn du rufst.

Wenn du um Hilfe schreist, sagt er: Ich bin für dich da!

 

Fasten wie es Gott gefällt, kreist nicht um mein eigenes Wohlbefinden oder mein stolzes Selbstwertgefühl (Seht mal, was ich geschafft habe!).

Für Gott geht es um die gelingende Gemeinschaft jedes Einzelnen mit seinen Nächsten. Viele Menschen verstehen ihren Glauben als Privatsache. Gott hat mehr im Blick. Gott sieht uns als Gemeinschaft, Schwestern und Brüder, als Menschen, die an einander gewiesen und auf einander angewiesen sind.

 

Wenn uns Unrecht nicht gleichgültig ist, sondern wenn wir für Gerechtigkeit eintreten, wenn wir Not nicht nur sehen, sondern selbst handeln, um sie zu abzuwenden, wenn wir für Sorgen und Probleme nicht taub sind, sondern uns für Lösungen einsetzen,

dann werden wir selbst Gottes Nähe und sein Heil erfahren. Nicht durch fromme Übungen, sondern durch Einsatz für Menschen, die unsere Fürsprache, unsere Hilfe und unser Handeln brauchen.

Es kann bedeuten, dass wir dafür auf etwas Gewohntes, Selbstverständliches verzichten müssen, umdenken und in unserm Leben andere Prioritäten setzen müssen. Dann sind wir zielsicher auf Gottes Spur. Es kann eine neue Entdeckungsreise zu uns selbst und zu Gott werden, denn Gott verspricht, sich finden zu lassen: Siehe, hier bin ich.

Vielleicht haben Sie in dem zurückliegenden Jahr schon die Erfahrung gemacht, dass jemand für Sie da war, um zu helfen. Dass jemand seine eigenen Interessen zurückgestellt hat, um für Sie etwas zu tun. Haben Sie dann gedacht: da hat Gott mir diesen Menschen wie einen Engel geschickt…?

 

So können aus Nachbarn und Bekannten, aus Fernen und Unbekannten, Schwestern und Brüder und sogar Engel werden! Seien Sie selbst dabei, dann ist uns Gott ganz nah.

Amen.

 

Übrigens, wenn ich dennoch ganz privat ein paar gute Vorsätze fasse und in der nächsten Zeit durchhalte, kann das ja auch anderen zu Gute kommen. Für die Schokolade, die ich nicht esse, kann ich eine Spende an Brot für die Welt geben. Dort fehlt das Geld, das sonst in der Kollekte der Weihnachtsgottesdienste zusammengekommen wäre. Für ein Projekt zur Unterstützung der Dalit, der sogen. Unberührbaren, Menschen, die in Indien in großer Armut und quasi rechtlos am Rand der Gesellschaft leben, war die Kollekte u.a. gedacht. Und wenn ich nicht so viel TV gucke, habe ich mehr Zeit für Briefe und Telefonate.

 

 

Ein Lied aus unserm Gesangbuch (420) greift die alten Worte auf und lässt sie mit einer sanften Melodie bei uns ankommen:

Brich mit den Hungrigen dein Brot, sprich mit den Sprachlosen ein Wort, sing mit den Traurigen ein Lied, teil mit den Einsamen dein Haus, such mit den Fertigen ein Ziel…

 

Frau Magdalene Peter, die lange zu unserer Gemeinde gehörte, hat in einem Gruß aus ihrer neuen Heimat ein Gebet geschickt, das ich weitergeben darf:

 

Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr,

sondern um Kraft für den Alltag.

Lehr mich die Kunst der kleinen Schritte:

Mach mich sensibel in der richtigen Zeiteinteilung.

Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist.

Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen

weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft.

Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun

und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben,

es müsste in meinem Leben alles glatt gehen.

Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,

dass Schwierigkeiten, Niederlagen,

Misserfolge, Rückschläge

eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,

durch die wir wachsen und reifen.

Erinnere mich daran,

dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.

Schick mir im rechten Augenblick jemand,

der den Mut hat,

mir die Wahrheit in Liebe zu sagen.

Ich weiß, dass sich viele Probleme

nur langsam lösen.

Gib, dass ich warten kann.

Verleihe mir die nötige Phantasie,

im rechten Augenblick ein Päckchen Güte,

mit oder ohne Worte,

an der richtigen Stelle abzugeben.

Bewahre mich vor der Angst,

ich könnte das Leben versäumen.

Gib mir nicht, was ich mir wünsche,

sondern was ich brauche.

Lehr mich die Kunst der kleinen Schritte. Amen. (Antoine de St. Exupéry)

 

Kennen Sie das Lied „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht…?

Bleiben Sie gesegnet und behütet! Herzliche Grüße Christine Dinter

 

Ein evangelischer Gottesdienst wird am 14.2. um 10.05 Uhr im Deutschlandfunk gesendet.

 

Gruß zum Sonntag Sexagesimae (lat. für 60, d.h. Tage bis Ostern) 7.2.2021

Lied 508 Wir pflügen und wir streuen

Das Lied, das wir vom Erntedankfest kennen, ist unser erster Gruß zum Sonntag Sexagesimae, dem 7. Februar 2021. Keine Sorge, wir haben uns nicht in der Zeit geirrt!

Liebe Gemeinde!

Die ersten Winterlinge blühen, erzählt mir eine Gartenfreundin. Ich habe eine Traubenhyazinthe entdeckt und Christrosen blühen auch. Erste Frühlings-und Winterboten – wie schön! Die Gärtner säen schon etwas im Gewächshaus aus. Die Hoffnung auf eine neue Ernte wächst.

In diese Stimmung passt das Gleichnis vom Sämann, das Jesus erzählt.

Im Lukasevangelium, Kap. 8, Verse 4-15 ist es zu finden. 

Manche kennen die Geschichte auch als Gleichnis von der vierfachen Saat oder vom vierfachen Acker.

Der Samen, der ausgesät wird, steht für Gottes Wort. 

Im Gleichnis fallen einige Samenkörner auf den Weg und werden zertreten oder von Vögeln gefressen. Andere Körner fallen auf felsigen Boden und verdorren ohne die nötige Feuchtigkeit. Wieder andere Samenkörner fallen unter die Dornen. Die Dornen gehen mit auf und ersticken die zarten Triebe. Und anderes Saatgut fällt auf gutes Land und geht auf und bringt hundertfach Frucht. 

Schnell geraten wir in die Deutung, die lange Zeit die Gedanken beschäftigt hat:

Wenn der Samen für Gottes Wort steht, wer sind dann diejenigen, bei denen das Wort nicht richtig aufgeht? Bei denen es geringschätzig zertreten wird? Bei denen das Durchhaltevermögen zum Glauben fehlt? Wer sind diejenigen, die zarte Glaubenspflänzchen durch andere Interessen überwuchern lassen? Wie sehr ist doch Gottes Wort bedroht! Vorsicht! Mit solcher Sicht geraten wir schnell in einen Strudel, der uns in einen Abgrund zieht und der nicht dem entspricht, was Jesus in den Mittelpunkt rückt.

Wir gucken besser noch einmal neu hin:

Jetzt ist der Sämann mit seinem Tun im Blick. Er prüft sein Saatgut, geht mit der Hand durch die Körner, nimmt eine Handvoll aus dem Beutel und wirft in hohem Bogen. Die Körner landen hier und dort. 

Es gibt schöne Bilder von einem Sämann, wie Vincent van Gogh so eine Szene gemalt hat.

Ein Sämann oder Bauer geht und wirft, geht und sät im hohen Bogen.

Einige Zweifler und Rechner könnten kommen und Fragen stellen:

Warum machst Du es so? Ist dann nicht zu viel Saatgut vergeudet? 

Außerdem ist ja fast ¾ der Arbeit umsonst!

Du säst aus und von allem, was Du säst, wächst nur ein bisschen auf dem fruchtbaren Boden!

Aber der Sämann lässt sich nicht beirren, er macht weiter, sät immer wieder, unermüdlich.

Er sagt sich (und den Zweiflern und Rechnern): Ich habe genug Saatgut. Ich will es säen, sonst verfault es mir. Seht doch, welch wunderbare Ernte ich bekomme!

Der Samen ist Gottes Wort, der Sämann steht für Gott.

Gott sät mit seinem Wort seine Liebe aus.

Wo kommt seine Liebe an? Lohnt sich das? So fragt Gott, der Sämann, nicht!

Sein Vorrat an Liebe ist unerschöpflich. Er sät immer wieder im weiten Bogen.

So kommt seine Liebe auf harten Felsen, auf den Weg und wird zertreten und unter die Dornen und wird erstickt oder muss sich durchkämpfen.

Aber der Sämann, Gott, bleibt sich treu. Er sät immer weiter.

Wir dürfen uns freuen über seine Freigiebigkeit, seine Großzügigkeit.

Gott gibt uns ein Beispiel und wir dürfen seine Liebe weiter aussäen. 

Können wir mit unsern Erfahrungen diesem Blick auf das Gleichnis folgen?

Oder neigen wir eher zu den Skeptikern, den Realisten, Zweiflern oder Rechnern? 

In einer Markt-orientierten Gesellschaft lernen wir doch, zu planen: was muss ich am Anfang einsetzen, um am Ende das von mir gewünschte Ergebnis zu erzielen? Nach solcher Rechnung wäre die Aktion des Sämanns ein Verlustgeschäft, eine große Pleite. Frust, Enttäuschung, Zorn, Erschöpfung, Aus.

Wo bleibt die „Gute Nachricht“? Wir lesen doch gerade ein „Evangelium“!

Die gute Nachricht empfangen wir, wenn wir den Sämann, also Gott, im Blick behalten.  

Gott bringt seine Sache ans Ziel. Er hat Zutrauen zu den Wachstumsvorgängen, sowohl in der Natur als auch im Wirken seines Wortes.

Und sein Vorrat an Liebe ist unerschöpflich.

Was für eine Aussicht auf Frühling, auf Wachsen und Blühen und Ernten!

Weihnachten ist vorbei, aber hier entstehen neue Wünsche und Sehnsüchte!

Auch in einem Alltagsleben mit so vielen Einschränkungen und Beschränkungen, mit Enttäuschungen, Zorn, Erschöpfung, auch wenn von neuer Ernte noch nichts zu sehen, ja noch nicht einmal etwas zu ahnen ist, können wir am Vertrauen des Sämanns für uns Orientierung gewinnen.

Er sät mit einem Vertrauensvorschuss. Er hat nicht mehr und nicht weniger.

Was er hat, setzt er ein. Großzügig, mit Schwung und weitem Blick und Hoffnung.

Und einiges fiel auf gutes Land, und es ging auf und trug hundertfach Frucht.

(Lukas 8,8) 

Was für ein Vertrauen!

Das wünsche ich uns allen, damit wir in diesem Jahr viele Geschichten von wachsender Liebe, guten Worten und blühender Hoffnung und köstlicher Ernte einander erzählen können! 

                                                                                                                                                       Amen.

Beim Kirchentag in Dortmund 2019 mit dem Motto: „Was für ein Vertrauen“

war der 23. Psalm das Gebet, das durch die Andachten am Morgen, Mittag und Abend zog. 

In einer neuen Fassung in Leichter Sprache klingt der Psalm so:

Gott ist bei mir.

Ich vertraue Gott.

Gott sorgt für mich. 

Gott ist wie ein Hirte.

Von allem habe ich genug.

Ich vertraue Gott.

Gott hat einen Platz für mich:

Da liege ich im grünen Gras.

Ich habe frisches Wasser.

Mir geht es gut.

Gott gibt meinem Atem Kraft:

Ich lebe.

Ich freue mich.

Gott zeigt mir einen guten Weg.

Ich traue mich den Weg zu gehen.

Und wenn mein Weg dunkel ist:

Wenn ich Angst habe.

Oder bei Not und Gefahr.

Du Gott:

Dann habe ich Vertrauen.

Dann habe ich Mut.

Was auch geschieht:

Du Gott bist bei mir.

Du Gott gibst mir Schutz und Trost.

Gott lädt mich ein.

Ich bin willkommen.

Wer mir Böses wünscht sieht:

Ich bin ein Gast bei Gott.

Ich bin willkommen.

Gott berührt mich:

Der Segen von Gott schenkt mir Würde.

Es gibt das beste Essen.

Und genug zu trinken.

Jeden Tag erlebe ich Gutes.

Liebe ist mit mir.

Und bei Gott bin ich zuhause.

Ich vertraue Gott.

Heute. Morgen. Immer.

                                                                                                              Amen.

Lied vom Kirchentag:

1Du nimmst mich so hin, wie ich wirklich bin. 

  Zweifel ich an mir, find ich Kraft in dir.

  In der schwersten Zeit, in der Dunkelheit

  leuchtet mir dein Licht, schenkst mir klare Sicht.

Refr: Meine Worte können gar nicht zeigen, Gott, was du mir alles gibst. Ich bin dir so dankbar und sing laut, weil du mich unbeschreiblich liebst.

2Will von dir erzähl´n, gute Worte wähl´n.

Doch nichts drückt ganz aus, wie du mich aufbaust.

Zeige Zweiflern das, was du für mich machst.

Wie du mich beschützt und mich unterstützt.

Refr …

3 Geht es mir nicht gut, dann machst du mir Mut. 

Hörst dir, egal wann, meine Sorgen an.

Was ich brauch, weißt du, und bringst mich zur Ruh.

Machst mir immer klar: Ich bin wunderbar.

                                                       (Text und Musik: Annika Lohaus 2018)

Gottes Liebe und Segen begleite uns in die kommende Zeit:

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott wende dir sein Angesicht freundlich zu und gebe dir Frieden. Amen.

Herzliche Grüße Christine Dinter

Pfarrerin Christine Dinter ist auch außerhalb der Bürozeiten erreichbar: Tel 2557

Gruß zum Letzten Sonntag nach Epiphanias 31.Januar 2021

Wochenspruch aus Jesaja 60,2b:

Über dir geht auf der Herr,

und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

 

Lied

1.Du Glanz aus Gottes Herrlichkeiten, du bist das Licht und bist der Quell,

vom Vater her vor allen Zeiten, du Tag, du machst den Tag uns hell.

2.Brich an, du bist die wahre Sonne, leucht uns mit deinem Himmelsschein;

des Heilgen Geistes Glanz und Wonne dring tief in unsre Herzen ein.

5.O Morgenglanz, o ewges Leben, brich strahlend dir die volle Bahn.

Im Sohn hat Gott sich ganz gegeben, im Wort sich ganz uns aufgetan.

 

Liebe Gemeinde,

trübe Tage im Januar. Und dann schneit es plötzlich. Der Schnee leuchtet und darüber gibt es noch Sonnenschein. Die Welt sieht auf einmal hell und freundlich aus, wie neu. Draußen und drinnen leuchtet es. Ich bekomme neuen Schwung. Ich gehe an Arbeiten heran, die ich lange aufgeschoben habe.

Was für ein Lichtblick! Ein kleines Wunder!

Bestimmt ist es Ihnen schon ähnlich ergangen. Wie sehr sehnen wir uns in alltäglichen oder düsteren Situationen nach etwas Licht, das uns einen Hoffnungsschimmer bringt.

An diesem Sonntag endet die feierliche Erinnerung an Weihnachten. Auch in der Kirche sind zum letzten Mal der Christbaum und die Krippe nachmittags zwischen 14.30 und 16.30 Uhr zu sehen.

Der Predigttext und die Evangeliumslesung für diesen Sonntag stellen uns Jesus und seine Bedeutung noch einmal leuchtend vor Augen. „Ganz großes Kino“ könnte man staunen, wenn man sich die Verklärungsgeschichte bildlich vorstellt. Matthäus schreibt im 17. Kapitel (Verse 1-9) davon:

Petrus, Jakobus und Johannes sind mit Jesus auf einem Berg. Sie sehen nicht das Jesuskind, in einer Krippe liegend, in Windeln gewickelt. Sie sehen den Mann Jesus, und er leuchtet wie die Sonne. Er ist im Gespräch. mit Mose und Elias, Gestalten der alttestamentlichen Geschichte. Wie geht das? Das sind doch Gestalten aus der Vergangenheit. Die Jünger sind erschrocken. Sie sollen es nicht weitersagen. Es sind beeindruckende Erscheinungen. Gottes Sohn zeigt Glanz und Herrlichkeit. Gott Vater

 

überstrahlt seinen Sohn. Gottes Anrede meint Jesus: „Der ist mein geliebter Sohn. Den sollt ihr hören.“

Die drei Jünger verstehen nach und nach: Christus ist das Licht der Welt.

An diese Bedeutung werden wir erinnert. Es gibt einige Lichterscheinungen, die uns die neutestamentlichen Schriften berichten. Vom Stern über Bethlehem und dem Lichtglanz über den Hirten auf dem Felde, von der Verklärung Jesu auf einem Berg bis zur Offenbarung seiner Herrlichkeit als Ermutigung für bedrängte Gemeinden reichen die Lichterscheinungen.

Wir selbst werden in Licht getaucht: von der Taufkerze über die Osterkerzen bis zum Kerzenlicht auf unserem Grab. Gehen wir darum schon durchs Jahr als Menschen, die das Licht gesehen haben? Die Hoffnungen, die uns leiten, sie verbinden sich mit einigen Lichtern auf unseren Wegen. Aber sind diese Lichter schon Glanz und Herrlichkeit?

Der Predigttext aus dem 2. Petrusbrief (Kap.1,Verse 16-21), will es klar und deutlich sagen:

Die Propheten haben das Licht für ihr Volk Israel angekündigt und gesehen. Die Apostel haben Christus als das Licht der Welt erkannt und verkündigt. Die Kirchenväter haben Lichterketten eingebaut in unsere Feste im Gang des Kirchenjahres und auf die Schwellen jedes einzelnen Lebens gestellt.

Allerdings, sehen muss es jede und jeder selbst.

Dem ewigen Licht innerlich und äußerlich entgegengehen, wer kann das schon zu jeder Zeit und an jedem Ort und erst recht dauerhaft und intensiv?

Die Gemeinden, an die sich der Autor des 2. Petrusbriefes wendet, hatten ihre Schwierigkeiten, die Erwartungen an Christi Kommen wachzuhalten und das Licht der Hoffnung auf seine Wiederkunft zu nähren.

Was, wenn das Licht der Hoffnung stirbt und das prophetische Wort verstummt? Was, wenn Menschen nichts mehr erwarten, wenn es ohne ein Fünkchen Hoffnung zu Ende geht?

Im 2. Petrusbrief wird diese Sorge aufgenommen. Die verunsicherten Menschen sollen dem Wort Gottes als Licht in ihrem Leben vertrauen.

 

V. 19 Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen.

 

Auch an eher trüben Tagen können wir Gottes Wort zu uns sprechen lassen. Unsere Katechumenen und Konfirmandinnen und Konfirmanden entdecken in diesem neuen Jahr gerade die täglichen “Losungen für junge Leute“. Es sind die altbekannten Losungen aus der Herrnhuter Brüdergemeine, allerdings in verständlicher Übersetzung mit Ergänzungen, die die Jugendlichen zu eigenem Nachdenken anregen sollen. Das Buch ist wie ein Kalender gestaltet, in dem man auch eigene Gedanken eintragen kann. Vielleicht stößt der eine oder die andere so auf ein Bibelwort, das zu einem Lichtblick an einem grauen Tag wird.

Menschen, die schon länger mit der Bibel vertraut sind, haben ihre Lieblingsverse, die sich in dunklen oder hellen Lebensphasen bewährt haben. Mein Konfirmationsspruch gehört für mich dazu, auch mal ein Kirchentagsmotto oder eine Jahreslosung. Das ist dann ein Vers, der mich über einen längeren Zeitraum beschäftigt, mit dem ich unterschiedliche,

auch ganz überraschende Erfahrungen verbinde.

Oft finde ich es wohltuend, wenn z.B. im Fernsehgottesdienst Verse erklingen, die ich gut kenne und die mir ein Gefühl geben, in der Gottesdienstgemeinde zu Hause zu sein, auch wenn mir die Menschen aus dem Fernsehen fremd sind. Vertraute Bibelworte sind dann die Sprache, in der wir uns leicht verständigen und wiederfinden können.

Anfang Januar wurde im Fernsehgottesdienst über Engel nachgedacht.

Dabei fiel auch ein Satz aus einer biblischen Geschichte, die für mich vor langer Zeit ein stärkendes Wort in einer ungewissen Situation war.

Wenn ich den alten Satz aus dem 1. Königebuch (19, 7) wieder höre: „Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir“, werde ich für einen Moment in die schwierige Situation zurückversetzt und spüre die Kraft, die ich erfahren durfte.

Es sind vielleicht keine Situationen, in denen wir Erscheinungen erleben, die wie „großes Kino“ daherkommen. Manchmal sind die Worte, die in unserem Herzen ankommen, einfach kleine Hoffnungsschimmer.

So wie eine kleine Kerze, von Weihnachten aufgehoben, uns auch weiterhin an Jesus Christus, das Licht der Welt, erinnern kann. Wir werden auch die Altarkerzen in der Kirche anzünden, egal ob für Sonntagsspaziergänger oder irgendwann wieder für Gottesdienstbesucher.

Mit Wort und Licht erzählen wir gern weiter von unserm Glauben und laden ein, ihn gemeinsam weiter zu entdecken und zu vertiefen.

Das geht sonntags und alltags und auch in schweren Situationen. Nicht umsonst heißt eine Hilfsaktion in unserer Nachbarschaft „Lichtblicke“.

 

Eine erfüllte und lichte Zeit wünsche ich Ihnen! Ihre Christine Dinter

 

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.

Psalm 119,105

 

Lied Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht.

Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht.

Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten,

ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

 

Gebet

Du, Gott, willst, dass es hell und klar wird in unserem Leben.

Du leuchtest unsere Wege aus, damit wir sicher gehen können.

Lass uns nicht ins Leere und Dunkle laufen.

Erleuchte unseren Weg mit Dir.

Gib Klarheit über die richtigen Wege durch den Heiligen Geist.

Du gehst mit Jesus Christus unsere Wege durch die Zeit in Deine Ewigkeit. Amen.

 

Segen sei mit dir (Irischer Reisesegen)

Segen sei mit dir, der Segen des strahlenden Lichtes,

Licht um dich her und innen in deinem Herzen.

Sonnenschein leuchte dir und erwärme dein Herz, bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer, und der Fremde tritt näher, um sich daran zu wärmen.

 

Aus deinen Augen strahle gesegnetes Licht

wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses, die den Wanderer locken,

Schutz zu suchen dort drinnen vor der stürmischen Nacht.

Wen du auch triffst, wenn du über die Straße gehst,

ein freundlicher Blick von dir möge ihn treffen.

 

Und der gesegnete Regen, der köstliche, sanfte Regen

ströme auf dich herab; die kleinen Blumen

mögen zu blühen beginnen und ihren köstlichen Duft

ausbreiten, wo immer du gehst.

 

Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde sei für dich da.

Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst

müde am Ende des Tages,

und leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens,

dass du sie schnell abschütteln kannst,

und auf und davon auf deinem Wege zu Gott.

Gruß zum 3. Sonntag nach Epiphanias 24. Januar 2021

Wochenspruch: Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Lukas 13,29

 

Liebe Gemeinde,

kennen Sie das auch? Es klingelt an der Tür. Ich gehe hin und öffne.

Jemand steht vor der Tür und hält weiten Abstand. Wir sprechen mit einander durch die offene Tür, aber hineinkommen möchte der Besuch eher nicht. Und wenn, dann halten wir innen auch den nötigen Abstand.

 

Das haben wir in den letzten Monaten so gelernt und in unser alltägliches Verhalten übernommen. Das ist auch weiterhin richtig und wichtig, um Ansteckungsgefahr klein zu halten.

 

Beim Lesen des Wochenspruchs (s.o.) und bei der Erinnerung an Weihnachten fällt mir auf, dass es bei Gott ganz anders zugeht. Es kommt mir vor wie eine Erinnerung an früher und ist doch eine Sehnsucht von heute. Menschen kommen aus allen Richtungen zusammen und teilen die Gemeinschaft an einem Tisch miteinander. Viele fröhliche Bilder von Festen und Feiern können uns in den Sinn kommen. Bilder von gelingender, friedlicher, stärkender Gemeinschaft, Bilder, die Gegensätze und Unterschiede überwinden, Bilder für das Reich Gottes.

 

Die jetzige Epiphaniaszeit erinnert uns noch daran, was an Weihnachten geschah. Weihnachten ist ein Gegenbild zu unserem augenblicklichen Alltag. Gott kommt in dem Kind in der Krippe zu uns Menschen. Hautnah. Im Stall rücken alle zusammen. Es ist eng. Fremde Hirten sind willkommen, egal welchen Geruch sie mitbringen. Sie können vom Wunder der Nacht mit den Engeln erzählen: „Fürchtet euch nicht. Euch ist der Heiland geboren!“ Das zählt. Das wollen die Hirten sehen und weitertragen. Und weit vom Osten kommen die Weisen, ganz fremd in ihrer Sprache und Kultur, ihrem Glauben. Gespannt auf ein Wunder.

Sie sehen das Kind als neuen König. Ein Stern in einer dunklen Nacht.

Licht in einer Welt, die Frieden braucht, Nähe und Liebe.

Das Kind aus der Krippe ist in jüdischer Tradition groß geworden. Doch Jesus hat Grenzen zu anderen Menschen überschritten. Er hat gelebt, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt. Am 3. Sonntag nach Epiphanias würden wir im Gottesdienst Lesungen dazu hören, zB wie Jesus dem Knecht eines römischen Hauptmanns hilft. (Matthäus 8,5-13). Der Glaube an Gott sprengt die Grenzen zwischen den Völkern und Religionen.

Zum Reich Gottes zählen nicht nur die Angehörigen eines Volkes, sondern Menschen aus dem Osten und dem Westen, aus dem Norden und dem Süden.

 

Zu diesem Sonntag gehört eine Lesung, die neu aufgenommen wurde in die Reihe der Predigttexte. Es ist die Geschichte von Rut aus dem Alten Testament. Es lohnt sich, die ganze Geschichte in der Bibel zu suchen und zu lesen. Sie werden dann über einige vielleicht etwas holperige Sätze stolpern, aber auch ganz vertraute Sätze wieder entdecken.

Die Geschichte von Rut hat auch mit Bethlehem zu tun. Bethlehem heißt übersetzt „Haus des Brotes“.

Es beginnt damit, dass es kein Brot mehr gibt. Noomi (in alten Bibeln steht der Name Naemi), eine Frau aus Bethlehem, muss mit ihrer Familie wegen einer Hungersnot ins Nachbarland Moab fliehen. Ihr Mann stirbt, ihre Söhne werden größer, heiraten moabitische Frauen. Auch ihre Söhne sterben. Noomi und ihre Schwiegertöchter Orpa und Rut bleiben als Witwen zurück. Das ist auch für Frauen in der damaligen Gesellschaft eine aussichtslose Lage.

Noomi beschließt, in ihre alte Heimat zurückzukehren. Dort kann sie nach dem geltenden Gesetz hoffen, versorgt zu werden. Sie rät ihren Schwiegertöchtern, die sie zur Grenze begleiten, zu den eigenen Verwandten zurückzugehen.

Orpa entscheidet sich dafür. Rut allerdings sagt Sätze zu ihrer Schwiegermutter, die berühmt geworden sind: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ …

So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen, heißt es am Ende des Predigttextes für diesen Sonntag. Das Buch Rut erzählt noch weiter.

Nach einigen Schwierigkeiten nimmt die spannende Geschichte ein gutes Ende. Es gibt eine sichere Zukunft für Noomi und ihre ausländische Schwiegertochter. Glaube und Liebe stärken die beiden Frauen in ihrer Zuversicht. Und Gott eröffnet Perspektiven, die sie nicht ahnen konnten.

Es entsteht eine neue Familie. Rut bekommt mit ihrem zweiten Ehemann, Boas, den Sohn Obed. Er wird der Großvater Davids, des berühmten Königs von Israel. Damit gehört Rut in die Ahnenreihe der Stammmütter Israels. Sie wird auch in Jesu Stammbaum (Matthäus Kap.1) erwähnt!

 

Unser Blick vom „Haus des Brotes“ Bethlehem, von Noomi, Rut und Boas und von der Weihnachtsgeschichte wird geöffnet zum Bild vom Reich Gottes, wo Menschen willkommen sind, in aller Unterschiedlichkeit.

Die Erfahrungen der Bibel, die von vielen Menschen erzählt, die flüchten, die in Not und Bedrängnis sind, haben in vielen Generationen weitere Menschen begleitet und sie selbst hoffen und vertrauen lassen.

Ich erinnere mich an eine Aufführung des Rock- Musicals „Ruth“ in der Paulus-Kirche vor vielen Jahren, als eine alte Frau aus unserer Gemeinde ihre eigenen Lebenserfahrungen wiedererkannte.

 

Was für Konsequenzen ziehen wir für unser Leben und unsern Glauben?

Während bei uns um die Verteilung des Impfstoffes organisatorisch gerungen wird, frage ich mich, wann und wie der Impfstoff die Schwächsten in der Welt erreichen wird?

Was ist mit Menschen ohne Obdach, ohne Adresse, ohne helfende Familie ?

Was ist mit den Menschen in den Flüchtlingslagern, die nicht einmal gegen den Winter, gegen Kälte und Dreck, in Hunger und Durst geschützt sind? Was ist mit den Menschen, in deren Heimat kostbare Bodenschätze zu finden sind und wo Regierungen und skrupellose Geschäftemacher alle Menschen- und Lebens-rechte zugunsten ihres Profits ignorieren?

Zur Zeit dürfen wir nur wenige, zur Familie gehörende Menschen an unsern Tisch bitten. Wir alle leben aber von Gottes Großzügigkeit.

Wir sollten nicht vergessen, dass wir Geschwister an seinem Tisch sind.

 

Weltweiten Glauben verheißt uns dieser Sonntag. Aus allen Himmelsrichtungen werden sie im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Wo Gott zum Halt im Leben geworden ist, spielt die Herkunft keine Rolle mehr. Alle gehören zu Gott, wie verschieden sie auch sein mögen. So schreibt es ein Ausleger in seinen Gedanken zum Predigttext.

 

Wenn Weihnachten mehr sein soll als bisschen künstlicher Lichterglanz zur Dekoration unserer Wohnzimmer, dann brauchen wir das Licht, das Jesus Christus in diese Welt gebracht hat. Es ist die Nähe und Liebe vom Kind in der Krippe aus Bethlehem zu uns Menschen als Geschwistern in nah und fern.

Mit der Botschaft von Bethlehem in der Epiphaniaszeit reicht Weihnachten ins neue Jahr 2021 und über die eigene Familie hinaus.

Das Reich Gottes hat mit Jesus begonnen und steht in Ewigkeit.

Daraus leben und handeln und darauf vertrauen wir. Amen.

 

Gebet

Guter Gott, wir danken dir,

dass du stärkst, was gebeugt und niedergedrückt ist.

Wir bitten dich für das Zusammenleben der Völker in unserer Welt,

dass nicht gegenseitiges Misstrauen das Miteinander prägt,

sondern der Wille nach Verständigung.

Wir bitten dich für die weltweite Ökumene,

dass die verschiedenen Kirchen und Konfessionen sich annähern,

damit sie gemeinsam dein Heil verkündigen,

das allen Menschen über alle Grenzen hinweg gilt.

 

Wir bitten dich für die Menschen,

die ohne Wohnung und ohne Arbeit sind,

dass sie Hilfe finden, um Sicherheit für ihr Leben im Alltag zu bekommen.

 

Wir bitten dich für ein Miteinander

der verschiedenen Kulturen und Religionen in unserem Land,

für gegenseitige Achtung trotz unserer Unterschiede.

Hilf uns, aufeinander zuzugehen,

dass wir nicht trennen, sondern verbinden.

 

Amen.

 

(Segen Georg Kugler)

Der Herr

voller Liebe wie eine Mutter und gut wie ein Vater

Er segne dich

er lasse dein Leben gedeihen, er lasse deine Hoffnung erblühen, er lasse deine Früchte reifen.

Der Herr behüte dich

er umarme dich in deiner Angst, er stelle sich vor dich in deiner Not.

Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir

wie ein zärtlicher Blick erwärmt, so überwinde er bei dir, was erstarrt ist.

Er sei dir gnädig

wenn Schuld dich drückt, dann lasse er dich aufatmen und mache dich frei.

Der Herr erhebe sein Angesicht über dich

er sehe dein Leid, er tröste und heile dich.

Er gebe dir Frieden

das Wohl des Leibes, das Heil deiner Seele, die Zukunft deinen Kindern.

 

Amen.

 

Herzliche Grüße aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ense

Gruß zum 2.Sonntag nach Epiphanias 17. Januar 2021

Wunder gibt es immer wieder – Sie kennen den alten Schlager?

 

Wunder gibt es immer wieder – es fällt Ihnen schwer, daran zu glauben?

 

Wunder gibt es immer wieder – manchmal ist es ein Lichtblick, eine

Überraschung, die mich den Himmel neu sehen lässt

 

Liebe Gemeinde,

so ein Wunder ist mir passiert, als ich über die Predigt für den nächsten Sonntag nachdachte. Mir drohte die Gefahr, mich zwischen lauter klugen Sätzen, die ich schon gelesen hatte, zu verfangen. Wie sollte ich aus den Erkenntnissen einiger Ausleger die richtigen Worte für eine Predigt in dieser gerade so unklaren Zeit am Anfang des neuen Jahres finden?

 

Da schickte mir eine Freundin ihre Gedanken und ich gebe sie Ihnen nun weiter als einen Lichtblick, der uns den Himmel sehen lässt:

 

Alles wird GUT

 

Wie schmeckt Ihnen das Leben eigentlich gerade? Wahrscheinlich nicht so gut. Vielleicht am ehesten wie Knäckebrot: hart, trocken, langweilig.

Jeden Tag dasselbe. Alles, was uns sonst das Leben schmackhaft macht, geht gerade nicht, ist eingeschränkt oder ganz verboten. Wir wissen, warum das so ist, wir sehen das ein, wir halten uns daran. Aber so langsam sind wir´s leid.

 

Man kann sich ja noch nicht mal auf irgendwas freuen! Sonst weiß man am Anfang eines Jahres doch schon immer genau: Dann hab ich Urlaub. Da fahr ich dann hin. Und im Herbst wahrscheinlich noch da hin. Im Mai wird mein Patenkind konfirmiert, im Sommer feiert Onkel Herbert seinen 80., im September heiraten Lena und Max, und im Oktober haben wir Klassentreffen. Der eine oder andere Termin steht auch jetzt sicher schon im Kalender, aber eben doch mit einem dicken Fragezeichen.

 

Ich merke: Ich kann nicht einfach so ins Jahr hineinleben. Ich brauche etwas, auf das ich mich freuen kann. Etwas, das mir Hoffnung gibt. Eine Perspektive. Und einen kleinen Vorgeschmack, Vorfreude – vielleicht sogar schon auf die Zeit nach Corona.

Ein kleines Mädchen, Zoé, hat vor ein paar Tagen in einer Fernsehsendung gesagt: „Wenn Corona vorbei ist, dann feiere ich eine Corona-ist-weg-Party mit Oma und Opa.“ Und: Was machen Sie, wenn die Pandemie vorbei ist? Wenn alles wieder gut ist, einigermaßen wenigstens, wenn wir wieder leichter und unbeschwerter leben können? Haben Sie da schon eine Idee?

 

In einer Email, die ich zum Jahreswechsel bekommen habe, stand: „Am Ende wird alles GUT. Und wenn es dann gut ist, sitzen wir endlich wieder am Meer.“ Für mich wär das was! Aber Sie können dann natürlich auch gerne auf einen Berg steigen und die Aussicht genießen, eine Nacht durchtanzen, ins Konzert oder Theater gehen, eine ausgedehnte Shopping-Tour machen oder ein großes Fest mit der Familie und den Freunden feiern – so wie die kleine Zoé es vorhat.

 

Am Ende wird alles GUT. Darauf freue ich mich, und darauf vertraue ich. Denn genau das erzählt ja die Geschichte von der Hochzeit zu Kana (Johannes 2, 1-11):

Maria, die Mutter Jesu, ist unter den Hochzeitsgästen. Das Fest ist in vollem Gange. Da wird gegessen und getrunken, gesungen und getanzt.

Auf einmal bemerkt sie es, das Getuschel: „Der Wein ist alle. Das Fest wird wohl bald zu Ende sein.“ Sie kann sich die Enttäuschung der Gäste vorstellen, aber auch ihren Spott: „Klar, die wollten sparen und haben zu wenig Wein gekauft. Die Blamage geschieht ihnen recht!“ Maria tun die Gastgeber leid. Wie peinlich wird das dem Brautpaar sein! Aber sie weiß, dass einer helfen kann, dass einer schon einen Vorgeschmack geben kann auf die Fülle des Lebens, ein Vorzeichen für die Herrlichkeit Gottes.

 

Jesus öffnet das Tor zum Himmelreich einen kleinen Spalt. Mit einer Hochzeit beginnt die Zeit seines Wirkens. Mit Lebensfreude und Leichtigkeit, Musik und Tanz, Speis und Trank in Hülle und Fülle. Sie geben uns einen Vorgeschmack, schenken uns Vorfreude auf das anbrechende Reich Gottes. Und wir erhaschen schon mal einen Blick in den Hochzeitssaal. Und sehen, dass am Ende alles gut wird: dass die Krüge mit Wein gefüllt sind und das Fest weitergehen kann – bis zum andern Morgen.

Am Ende wird alles GUT. Das verraten uns schon die ersten Worte dieser Geschichte: „Am dritten Tage fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt.“ Am dritten Tag wendet sich in der Bibel immer alles zum Guten. An diesem Tag wird Jesus von den Toten auferweckt werden, und aus tiefer Verzweiflung wird neue Hoffnung.

 

Am Ende wird alles GUT, auch wenn jetzt noch nicht alles gut ist, noch lange nicht. An manchen Tagen schmeckt das Leben einfach so fad wie Knäckebrot. Aber dann auch mal so süß wie ein Stück Torte. Oder wie ein guter Wein. Wir hören die Musik, tanzen, drehen uns im Kreis, wir lachen und singen und freuen uns am Leben.

 

Am Ende wird alles GUT. Und wenn es dann gut ist, sitzen wir im Festsaal, an der himmlischen Hochzeitstafel und feiern. So kann es auch jetzt sein, immer dann wenn wir Jesus begegnen: in seinem Wort, in unserem Alltag, in einem Gottesdienst oder wenn wir – hoffentlich bald wieder- miteinander das Abendmahl feiern. Dann bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf die Fülle des Lebens, selbst in Zeiten des Mangels, in denen wir – sowie jetzt- manches entbehren müssen und vermissen. Und dieser Vorgeschmack, diese Vorfreude auf das, was einmal sein wird, kann uns das Leben wieder schmackhaft machen.

 

Amen.

 

Lied Wir sind noch nicht im Festsaal angelangt, aber wir sind eingeladen.

Wir sehen schon die Lichter und hören die Musik.

Text: Ernesto Cardenal

 

Zuletzt haben wir dieses Lied mit ganz vielen Frauen beim Weltgebetstag aus Slowenien, am 1. März 2019, gesungen.

 

Gebet:

Viele von uns, Gott, können aus dem Vollen schöpfen,

auch jetzt noch.

Sie haben alles, was sie brauchen,

und vieles mehr.

 

Dank sei dir, Gott, dass es uns so gut geht,

den meisten jedenfalls,

aber nicht allen.

Viele müssen mit Wenigem zurechtkommen,

hierzulande

und erst recht in den Ländern der Erde,

in denen Hunger und Not,

Krankheiten und Katastrophen,

Terror und Gewalt

den Alltag bestimmen

und das Leben gefährden.

 

Und auch wir spüren, dass uns etwas fehlt,

Lebensfreude, Hoffnung, eine Perspektive,

das Zusammensein mit anderen,

Sicherheit, ein Stück Normalität.

 

Und so warten wir alle auf ein Wunder:

auf das Wunder, satt zu werden,

gesund zu werden und zu bleiben,

auf das Wunder, geborgen zu sein,

frei und unbeschwert

und in Frieden zu leben.

 

Wir warten auf dich, Gott,

und bitten dich:

 

Lass uns deine Gnade erfahren,

deine Güte spüren,

deine Barmherzigkeit erleben

und stärke uns im Glauben,

in der Liebe und in der Hoffnung.

 

Vater unser…

 

Gott segne uns und behüte uns.

Er lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Er wende uns sein Angesicht freundlich zu und gebe uns seinen Frieden.

Amen.

 

Die Paulus-Kirche ist an den Sonntagen im Januar von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Herzlich willkommen bei Christbaum und Krippe in der Epiphaniaszeit

 

 

Gruß im neuen Jahr 2021 1. Sonntag nach Epiphanias 10. Januar 2021

Podcast

Jahreslosung 2021

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!

Lukas 6,36

 

Diese Beispiele finden sich auf einem Plakat zur Jahreslosung von Eva Jung:

 

Jesus Christus spricht:

zugeneigt sorgsam freundschaftlich eng human sozial lieb würdevoll

menschlich gütig mitfühlend wohltätig fürsorglich edel mitmenschlich zartfühlend gemeinnützig aufopfernd zuvorkommend milde wohlwollend göttlich

Seid barmherzig,

menschenwürdig anteilnehmend nachsichtig innig mildtätig

sorgfältig vorsichtig sanft gutgesinnt behutsam einfühlig gnädig gelinde sacht schonend gutherzig hingebungsvoll nachgiebig sympathisch verständnisvoll großzügig zart

wie auch euer Vater

schonungsvoll pfleglich feinsinnig ruhevoll gelassen freundlich mild tolerant herzlich gutartig rücksichtsvoll idealistisch entgegenkommend liebenswürdig entsagungsvoll gut sanftmütig mitleidsvoll selbstlos in guter Absicht hingebend

barmherzig

friedlich großmütig uneigennützig mitleidig warmherzig unegoistisch entbehrungsbereit edelmutig empfindsam herzensgut hilfsbereit bewegt

großherzig berührt menschenfreundlich bedenkenlos soft sensibel friedfertig weichherzig teilnahmsvoll sensitiv friedliebend empathisch weichmütig aufopferungsvoll grundgütig neidlos opferbereit einträchtig weitherzig

ist!“

Lukas 6,36

 

 

Lied Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe.

Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.

 

Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern,

die Menschen werden singen bis das Lied zum Himmel steigt:

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden.

 

Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.

Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

Ehre sei Gott…

Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, dass ich lache.

Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme.

Ehre sei Gott…

 

 

Liebe Gemeinde,

im alten Jahr musste ich mit meinem Auto zur Inspektion. Das meiste war in Ordnung. Das war beruhigend. Zum Schluss wurde auf meinen Wunsch noch das Frostschutzmittel aufgefüllt. Das fiel mir wieder ein, als ich über den Predigttext für den nächsten Sonntag nachdachte.

 

In diesen Tagen erleben wir, dass unser Leben wieder neue Einschränkungen erfährt. „Frostige Zeiten“ könnten wir sagen. Vergnügungen wie das Treffen mit mehreren Menschen, Besuch von Theater, Kino, Konzert, Essengehen oder Eislaufen – das alles ist nicht möglich. Manchen reißt der Geduldsfaden und sie möchten die Gefahr durch das Corona-Virus lieber heute als morgen loswerden.

Manche leugnen die Gefahr immer noch, aber das ist auch keine Lösung.

 

Andere, die wir nur manchmal im Fernsehen sehen, kämpfen gegen die Erkrankung auf den Stationen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Viele Menschen an unterschiedlichen Stellen unseres gemeinsamen Lebens versuchen, so viel Normalität wie möglich aufrecht zu erhalten.

 

Im 12. Kapitel des Römerbriefes greift Paulus das Wort wieder auf, das uns schon in das neue Jahr geleitet hat. Nicht das Wort, das mit C… beginnt, sondern das Wort „barmherzig“. Er schreibt:

Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

 

Etwas rätselhaft mögen diese Worte klingen. Gottesdienste am Sonntag werden bei uns zur Zeit gar nicht in der üblichen Form gefeiert. Wir können sie nur im Fernsehen oder Radio mitfeiern. Aber Paulus spricht auch nicht von der einen Stunde, die uns sonntags Gemeinschaft mit Gott und der Gemeinde erleben lässt.

 

Paulus redet vom Alltag und davon, wie wir ihn mit Glauben und Liebe gestalten. „Das Leben als Gottesdienst“ so lautet die später gedruckte Überschrift über diese Verse. Wie sollen wir uns das vorstellen?

Paulus schreibt, dass wir durch Gottes Barmherzigkeit als Geschwister verbunden und begabt sind. Und so direkt nach Weihnachten, mit der Botschaft, dass Gott in seinem Sohn in die Welt kommt, können wir uns beschenkt fühlen. Aber das alles soll uns nicht überheblich werden lassen.

Paulus rät, dass „jeder maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens“. Paulus hat ganz unterschiedliche Menschen in den Gemeinden, die er besucht hat, getroffen. Er wusste von den Konflikten und Fragen, die es gab. Aber er hat ein Bild weitergegeben, das bis heute hilfreich ist

 

Es ist wie bei unserem Körper: Der eine Leib besteht aus vielen Körperteilen, aber nicht alle Teile haben dieselbe Aufgabe. Genauso bilden wir vielen Menschen, die zu Christus gehören, miteinander einen Leib.

Aber einzeln betrachtet sind wir wie unterschiedliche und doch zusammengehörende Körperteile. Wir haben verschiedene Gaben, je nachdem, was Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat

 

Das „Leben als Gottesdienst“ bedeutet nun, dass wir unsere Gaben einsetzen, im Alltag, wo immer unsere Gaben gebraucht werden. Das ist eine gute Nachricht zum Anfang des neuen Jahres! Wir werden gebraucht! Auch wenn vieles anders läuft, als wir es gewohnt sind, sollten wir unsere Gaben nicht einfrieren lassen!

 

Liebe und Glauben sind wie ein Frostschutzmittel, das hilft, dass die Barmherzigkeit in frostigen Zeiten weiter wirken kann:

Wer gut zuhören kann, kann das auch am Telefon tun. Wer gut schreiben kann, kann anderen einen ermutigenden Gruß schicken. Wer geduldig ist, kann im Alltag Ruhe unter angespannten Menschen ausbreiten. Wer etwas gibt, soll es ohne Hintergedanken tun. Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freude.

Wer so schnell noch keine Gabe an sich entdeckt, kann Gott bitten, dass er sie ihm zeigen möge.

 

Ich habe in diesen Tagen die Namen der älteren Geburtstagskinder unserer Gemeinde in meinen neuen Kalender eingetragen. Einige Menschen kenne ich schon lange, auch mit ihrem Engagement in verschiedenen Gruppen und bei unterschiedlichen Gelegenheiten. Viele dieser Älteren haben schon viel Kraft für andere eingesetzt. Ich wünsche allen, die es brauchen, dass sie auch erleben, dass ihnen geholfen wird, wenn sie nun zu Hause aushalten müssen oder vor manchen Problemen allein dastehen. Melden Sie sich bei uns im Gemeindebüro, Tel 2557, wenn Sie Hilfe brauchen oder von anderen in Not wissen, die sich nicht trauen, selbst um Hilfe zu bitten.

Barmherzig sein heißt Sich erbarmen und ein Herz zeigen. Das wird unsere Aufgabe besonders in diesem neuen Jahr werden!

Im Neujahrsgottesdienst im Fernsehen klang es in einem Lied ganz deutlich an: Halleluja! Kyrie eleison! Beides gehört zusammen: Wir dürfen Gott loben für alles Gute, das er uns schenkt und wir dürfen es anderen weitergeben durch die Gaben, die wir dankbar an uns entdecken.

Das ist vernünftiger Gottesdienst, schreibt Paulus. Wenn sich das im Alltag auswirkt, werden die „frostigen Zeiten“ bald durch den Frühling aufgebrochen!

 

Auf einen so gesegneten Frühling freuen wir uns gemeinsam!

 

Gebet: Deine Kinder (Tina Willms)

 

Gott, guter Vater, du hast dein Herz gehütet

und es anrührbar gemacht.

Mit freundlichen Augen schaust du mich an.

Deine Liebe zu mir übersteht meine Fehler.

 

In deinem Wortschatz finden sich die alten, zärtlichen Worte:

Erbarmen, Gnade, Güte, Barmherzigkeit.

 

Lehre mich deine Sprache,

lass mich weitergeben, was ich erfahre von dir:

 

Damit ich anderen begegne

mit freundlichem Gesicht,

gütigen Worten,

stärkenden Gesten

und einem weiten Herzen. Amen.

 

Lied Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.

Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott, alleine, denn du, unser Gott, alleine!

Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich.

Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich.

(Text: Martin Luther, Musik : Matthias Nagel 2006)

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft,

der halte unseren Verstand wach und unsere Hoffnung groß

und stärke unsere Liebe.

 

So segne uns der liebende und barmherzige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 

Weihnachtsschatz für Mittwoch, den 06. Januar 2021

Zum Abschluss unserer Reihe Mit Advents- und Weihnachtsschätzen zeigen wir einen

Blick in die Paulus-Kirche. Auch wenn keine Präsenzgottesdienste gefeiert werden

konnten, war sie doch an den Feiertagen geöffnet und konnte besucht werden.

Auch am kommenden Sonntag, den 10. Januar 2021, wird die Paulus-Kirche von 14.30

bis 16.30 Uhr geöffnet sein. Herzlich willkommen!

Wohin sollen wir uns wenden,

wenn die Welt um uns zerfällt,

wenn wir nicht mehr weiter wissen.

Jeder scheint auf sich gestellt.

Dann tut´s gut, dorthin zu eilen,

wo wir zueinander steh´n,

miteinander Sorgen teilen

und ein Licht im Dunklen seh´n.

Darin liegt für mich der Sinn,

warum ich gerne weiterhin

in und bei der Kirche bin.

Mit diesen gereimten Worten von Frau Jutta Grunwald und ihrem Foto aus der Paulus-

Kirche grüßen wir alle, die uns in dieser Zeit mit Advents-und Weihnachtsschätzen

erfreut haben!

Herrn Michael Schorer sei herzlicher Dank für seine Aufbereitung der Bilder und Texte

auf der Homepage!

Weihnachtsschatz für Dienstag, den 05. Januar 2021

Im „Wort zum Sonntag“ im Fernsehen am letzten Samstag erzählte ein katholischer

Kollege, er habe ein Stethoskop geschenkt bekommen. Er hat damit seinen eigenen

Herzschlag hören können und es hat ihn nicht beunruhigt, sondern ruhig und

nachdenklich gemacht. Wofür schlägt eigentlich mein Herz? Diese Frage hat ihn

beschäftigt.

Sie kann uns auch gut in diesem Jahr beschäftigen, denn die Jahreslosung 2021 heißt:

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Lukas

6,36)

Wofür schlägt Ihr Herz? Wer oder was liegt Ihnen am Herzen?

Das Herz auf dem Foto fand ich bei einem Strandspaziergang. Vielleicht stammt es von

einem Heiratsantrag. Es ist auch viel zu sehen, was sonst noch am Strand liegt.

Möge die Kraft, für die das Herz steht, stark sein gegen so manchen Sturm!

Christine Dinter

Segenswunsch zum neuen Jahr:

Öffnet einer die Tür

für dein neues Jahr,

blickt dir sein erster Tag ins Gesicht.

Jeder kommende schenke dir Licht.

Öffne einer dir Augen und Herz

zu sehen.

Gebe einer dir Erde

darauf zu gehen.

Schicke einer dir Menschen

an deine Tür,

wecke dir Schritte in ihr Erwarten.

Blühe und reife dein Garten.

(Christa Peikert- Flaspöhler)

Weihnachtsschatz für Montag, den 04. Januar 2021

Ein Adventsgruß begleitet uns heute noch ins neue Jahr, in eine Woche, in der der

Alltag nach so vielen Feiertagen wieder einzieht.

In der Adventszeit hänge ich schon viele Jahre lang dieses Plakat mit den Engeln im

Flur auf. Eigentlich ist es nur ein Geschenkpapier.

Diese Engel gefallen mir, weil sie so fröhlich und leicht daher kommen. Sie schweben

oder stehen mit beiden Beinen auf der Erde.

Sie sind auch nicht so leicht zu erkennen vor dem graublauen Hintergrund. Sie können

einem Betrachter zu denken geben oder eine Betrachterin erheitern.

Im Adventskalender „Der andere Advent“ wird den Lesenden zum Abschied (am 6.1.)

immer ein Engel für das neue Jahr mitgegeben.

Heute kommt an dieser Stelle dieser Gruß aus dem Gesangbuch:

Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand:

Gib mir ein Licht,

damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegengehen kann!

Aber er antwortete:

Gehe nur hin in die Dunkelheit

und lege deine Hand in die Hand Gottes!

Das ist besser als ein Licht

und sicherer als ein bekannter Weg! (aus China)

Weihnachtsschatz für Sonntag, den 03. Januar 2021

Am heutigen Sonntag ist als Predigttext die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel dran. Der Gottesdienst fällt unter die Empfehlung, möglichst keine nahen Kontakte zu haben und fällt daher aus.

Im Schulgottesdienst habe ich gern ein Lied gesungen, dass die Geschichte mit einer flotten Melodie aufgreift. Es steht auch im Kindergesangbuch zusammen mit einer fröhlichen Zeichnung. Die ersten Worte klingen wie aus einer längst vergangenen Zeit…

Gedränge und Gerempel: das Volk will hin zum Tempel.

„Heut´ feiern wir das Passahfest, weil Gott sein Volk niemals verlässt“.

Aus Nazareth die Leute sind auch gekommen heute.

Und Jesus ist zwölf Jahre schon, Marias und des Josefs Sohn.

Nur manchmal bleibt er stehen: Es gibt so viel zu sehen.

Doch zieht´s ihn dann woanders hin, denn vieles geht ihm durch den Sinn.

Da! Weiß und gold und prächtig die Mauern groß und mächtig,

der Tempel Gottes eignes Haus. Da muss er hin! Er hält´s kaum aus.

Da sitzen fromme Männer. Er weiß: Das sind die Kenner.

Die sind so weise, so gescheit, die wissen über Gott Bescheid.

Erst lauscht er, was sie sagen. Dann stellt er viele Fragen.

Die Alten sind ganz fasziniert, wie dieser Bub nach Wissen giert.

Er kann sich gar nicht trennen. Er fühlt in sich ein Brennen

und spürt in sich die Ewigkeit, vergisst die Eltern und die Zeit.

Die Eltern, Onkel, Tanten und alle Anverwandten

sind fast zu Haus schon – da ein Schreck: „Der Junge fehlt! Das Kind ist weg!“

Sie lassen alles stehen, um nach dem Kind zu sehen.

Im Tempel finden sie ihn dann: Dort sitzt er, redet wie ein Mann.

Und seine Eltern schelten: „Lässt du uns gar nicht gelten?

Und machst ganz einfach, was du denkst! Merkst du denn nicht, wie du uns kränkst?“

Er kann sie nicht verstehen und fragt: „Könnt ihr nicht sehen,

an diesen Ort gehör ich hin, wo ich bei meinem Vater bin!“

Dann geht er mit den beiden nach Hause. Sie vermeiden,

ihn mehr zu fragen. Und er spürt genau jetzt, wo er hingehört.

Text Andreas Ebert und Kirsten Fiedler

Weihnachtsschatz für Samstag, den 02. Januar 2021

Im Advent, als die „Adventschätze“ auf der Homepage erschienen und an Dinge

erinnerten, die nach 11 Monaten als Schatz für den Advent wiederentdeckt wurden,

bekam ich zwei Fotos und eine Erklärung von Rosy Becker.

Das erinnerte mich an einen „Adventskalender Verkehrt“, den mir eine alte Freundin 1987 schickte. Sie hatte ihn selbstgebastelt. Die einzelnen Blätter mit Hinweisen und Gedichten für jeden Tag begannen am Freitag, den 25. Dezember 1987 und endeten am Sonntag, den 17. Januar 1988. Es war also ein Kalender, der nicht auf den Heiligabend zulief, sondern am nächsten Tag startete. Daher der Zusatz „Verkehrt“. Ich habe den Kalender noch, nur leider kein Foto davon.

Aber der „ganz andere Adventskalender“, den Rosy Becker zusammen mit einer „Weihnachtsmaske“, wie sie mir schrieb, mit großer Freude im Advent 2020 geschenkt bekam, eignet sich auch als Kalender für den Anfang des neuen Jahres.

Statt viele gute Vorsätze aufzuführen, die langatmig formuliert werden, ist dieser Kalender griffig und (so denke ich) leichter umzusetzen… bis zum 24. Januar. An der einen oder anderen Stelle kann es ja auch Variationen geben.

Wie wär´s?

Viel Freude dabei wünscht Christine Dinter

Weihnachtsschatz für Freitag, den 01. Januar 2021

An jedem Tag zeigen wir ein Bild und erklären im Text, warum etwas ein „Weihnachtsschatz“ für jemanden aus unserer Kirchengemeinde ist. Viel Freude bei der Schatzsuche!

Möchten Sie selbst noch einen Weihnachtssschatz beisteuern? Dann schicken Sie Foto und Erläuterung bitte an das Gemeindebüro evangkgensedontospamme@gowaway.web.de

Diesen Eingang habe ich vor einem Jahr im Januar 2020 im Urlaub gefunden.

Er erzählt mit der Christrose noch etwas von Weihnachten und sein Willkommensschild

scheint mir ein guter Gruß für das neue Jahr zu sein.

Die Christinnen und Christen begrüßt die neue Jahreslosung für 2021:

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Lukas 6,36

Mögen viele Menschen diesen Satz beherzt in ihr Leben aufnehmen! So wird es auch zu spüren sein, wie herzlich und freundlich und gesegnet wir im neuen Jahr miteinander aus Gottes Liebe leben.

Podcast zu Silvester

Podcast zu Heiligabend

Heiligabend 2020 Auszug aus dem Podcast

Lied 24 Vom Himmel hoch da komm ich her, Str. 1+2

Gott kommt zu uns.

Wir müssen nicht mehr zweifelnd nach ihm fragen.

Gott kommt zu uns, um seine Gnade allen anzusagen.

Gott kommt zu uns und lässt uns wieder hoffen.

Sein großes Herz ist für uns alle offen.

Gott kommt zu uns.

 

In dieser Nacht hat sich der Himmel geöffnet,

Gott ist Mensch geworden.

Deshalb nennen wir sie heilige Nacht.

Gott erscheint auf Erden.

Ein Kind, geboren in einem Stall.

In das Dunkel fällt das Licht.

Gott ist Mensch geworden.

Das feiern wir heute.

Im Namen Gottes, in dem das Leben wohnt,

im Namen Jesu Christi, der Mensch geworden ist,

und im Namen des Heiligen Geistes,

der uns Hoffnung und Lebensfreude schenkt.

Amen.

 

Lied 539 Mache dich auf und werde licht

 

Liebe Gemeinde,

fällt Weihnachten aus? Das war die Befürchtung bei manchen, die in den letzten Wochen planen mussten für eine Gemeinde, für die Familie, für Kreis und Land oder für sich selbst allein.

Ich möchte Ihnen sagen: es wird Weihnachten! Nur diesmal anders, als wir es aus den vergangenen Jahren gewohnt waren. Wir hatten geplant, zum Krippenspiel in die Schützenhalle nach Oberense einzuladen. Nun mussten unsere Katechumenen keine langen Texte lernen und mit dem Lampenfieber vor der Aufführung kämpfen. Es wäre in diesem Jahr ein kleineres Krippenspiel geworden. Die Band Gegenwind wollte uns musikalisch begleiten.

Aber unser Presbyterium folgt der Empfehlung unserer Landeskirche, die Präsenzgottesdienste nicht stattfinden zu lassen. Es wird keine direkten Treffen in der großen Gemeinde vom Heiligabend geben. Aber wir werden dennoch als weihnachtliche Gemeinde verbunden sein.

Die Kirchentür der Paulus-Kirche ist offen von 14.30 bis 16.30 Uhr am Heiligabend und an den weiteren Tagen bis Sonntag und an Silvester.

Krippe und Weihnachtsbaum sind da, Kerzen und die Weihnachtsgeschichte, Lieder zum Anhören und Stille und auch eine Gesprächsmöglichkeit im Kleinen, wie es jeweils von hineinkommenden Menschen gewünscht wird.

 

Unseren Katechumenen und Konfirmanden habe ich empfohlen, die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel zu Hause mit der Familie, vielleicht mit verteilten Rollen, selbst zu lesen und so das Krippenspiel in das eigene Wohnzimmer zu holen. Die Weihnachtsgeschichte ist auch im Gemeindebrief abgedruckt und viele kennen die Worte fast auswendig.

Wenn Sie die Worte selbst laut lesen, ergibt eins das andere und die Weihnachtsbotschaft kann auch bei Ihnen ankommen.

So wird Weihnachten diesmal anders, aber die Botschaft vom Kind in der Krippe ist da und wird unser Herz erreichen.

 

Lukas schreibt in seinem Evangelium:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, …

Es wird Weihnachten und es ereignet sich seit Jahrhunderten, dass weitergesagt wird, was in der Heiligen Nacht geschehen ist. So auch heute mit Worten, Zeichen und Liedern.

Lied 52 Wisst Ihr noch wie es geschehen? Str. 1-3.5+6

 

Immer werden wir´s erzählen. Immer wieder berührt uns das Wunder von Weihnachten, auch in diesem Jahr. Mag vieles anders und unsicher sein, wir stellen uns in Gedanken wieder neben die Hirten an die Krippe.

 

Es ist eine stille Nacht und doch ist sie voller Bewegung.

Zuerst mussten Maria und Joseph aufbrechen. Sie hatten ein Ziel: Bethlehem, aber es drückten sie die Sorgen, ob sie den Weg schaffen und eine Unterkunft finden würden. Das Kind wurde geboren- nicht in einem Palast sondern im Stall. So stellt Gott die Welt auf den Kopf! Er bringt Menschen dazu, anders hinzuschauen, da, wo wir es nicht erwarten, ein Wunder zu entdecken.

Die Hirten, Menschen am Rand der Gesellschaft, erlebten eine Nacht, die sie nie vergessen würden. Himmlischer Glanz und Klang riss sie aus ihrer Gewohnheit. Die strahlendhelle Botschaft der Engel wies ihnen den Weg und sie gingen los.

Wir haben uns an den Adventssonntagen auf den Weg gemacht als „Kirche unterwegs“ und wir konnten erleben, dass wir nicht allein waren.

Schon die Ahnung, dass wir auf ein besonderes Ereignis zugehen, hat Menschen in Bewegung gesetzt. Dabei haben wir uns im Advent mit Worten und Liedern gestärkt und haben die Welt und uns Gott anvertraut beim Beten und Singen:

Mache dich auf und werde licht, denn dein Licht kommt.

Die Hirten kamen eilend. Diese Worte aus der Weihnachtsgeschichte lassen mich schmunzeln, denn die Hirten an den Krippen, die wir kennen, die strahlen doch eher gesammelte Ruhe und Lebenserfahrung aus. Was mag in ihnen vorgegangen sein?

Eine Krippe zu sehen, das war ihr Alltag. Aber nun strahlt ihnen aus einem stinkenden Stall der Glanz einer neuen Welt entgegen, Gottes neuer Welt.

Der Himmel ist offen und Gott kommt zu den Menschen, zu uns, zu mir.

Lied 54 Hört der Engel helle Lieder

Es ist nicht zu fassen und doch finden die Hirten bestätigt, was der Engel ihnen verkündet hatte. Ihr Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Sie lassen sich von neuem bewegen: Da sie das Kind gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

In den schönsten Weihnachtsliedern wird die Botschaft aufgenommen:

Christus, der Herr, ist heute geboren, den Gott zum Heiland euch hat erkoren.

Fürchtet euch nicht!

Maria hört zu und bewegt alle die Worte in ihrem Herzen. Eine stille und bewegte, zu Herzen gehende Nacht bis heute.

Alle, die an der Krippe wie durch ein Wunder zusammengeführt werden, bleiben dort nicht stehen. Die Hirten kehren wieder um, aber sie preisen und loben Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten.

So ist es später Menschen mit dem erwachsenen Jesus ergangen. Die sich von ihm, seinen Worten und Taten bewegen ließen, erlebten ihn als den Heiland und gehörten mit ihrem Glauben in Gottes neue Welt.

Immer werden wir´s erzählen – so gehen die Geschichte und das Wunder von Weihnachten weiter bis zu uns ins Jahr 2020.

 

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg, führ uns zur Krippe hin,

zeig, wo sie steht. Leuchte du uns voran, bis wir dort sind,

Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind.

 

Vielleicht ist in diesem Jahr unser innerer Weg zur Krippe mühsamer. Wir erleben Hindernisse, Umwege, haben Rastplätze nötig, um Kraft zu sammeln. Wir haben die vergangenen Erfahrungen mit im Gepäck. Dennoch soll unser Blick sich heben und frei werden, auf das Wunder in der Krippe zu sehen: Jesus Christus, der Gottes Heil in die Welt bringt nicht mit Gewalt und Macht, sondern bedürftig, klein und schwach.

Was da im Stillen geschieht, bewegt mein Herz und mich, dass ich weitergebe, was ich empfangen habe. Darum

Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren,

welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Ihr werdet finden

das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Frohe Weihnachten !!!

Lied 545 Stern über Bethlehem Str. 1-4

 

Wir stellen uns in Gedanken neben die Hirten an die Krippe. Das können wir tun, wenn wir zu Hause die Botschaft von Weihnachten lesen und singen, sie in unserm Herzen bewegen und sogar zu anderen Menschen tragen durch ein

Gebet für Menschen, an die wir denken.

 

Gott, dein Engel kam zu den Hirten in der Nacht,

hat sie froh gemacht und hat ihr Leben

mit dem Glanz deines Heils erfüllt.

So komm und bleibe mit deinem Licht auch bei uns

und bei allen, für die wir dich bitten:

 

Wir bitten dich für die, die in diesen Tagen krank und einsam sind,

für die, die in diesen Tagen um einen geliebten Menschen trauern

und die mitten in dieser Freudenzeit sich nicht freuen können.

 

Wir bitten dich für die, die nicht miteinander zurechtkommen in ihren Familien, an ihren Arbeitsstellen, in ihrer Nachbarschaft.

 

Wir bitten dich für die, die hungern nach Brot,

nach dem zum Leben Notwendigen, nach Arbeit, nach Anerkennung,

nach einer Wohnung, dem bergenden Gefühl, zu Hause zu sein.

 

Wir bitten dich für die,

die von Krieg, Gewalt und Terror geängstigt und gequält sind,

die in unerträglichen Verhältnissen ihr Leben fristen,

die in Schrecken und Trauer versinken.

 

Du Gott des Friedens, erbarme dich doch über deine Welt.

Sende Boten des Heils in die Dunkelheit.

Mach auch uns zu Helfern deines Friedens.

Und wenn wir das „Vater unser“ beten, sind wir gerade heute mit Menschen auf der ganzen Welt verbunden ….

Vater unser im Himmel, …

 

Gott segne und behüte Dich in dieser Nacht und in der kommenden Zeit.

Sein Licht von Weihnachten leuchte Dir auch im neuen Jahr. Amen.

 

Lied 44 O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit

 

Pfarrerin Christine Dinter ist erreichbar unter Telefon 02938 2557.

Pfingstgedanken im Pfarrgarten

Am Pfingstsonntag, den 31. Mai 2020, um 11 Uhr lädt die Evangelische Kirchengemeinde Ense in den Pfarrgarten hinter dem Pfarrhaus, Werler Str. 44, ein.

Statt der „Sonntagsgedanken zum Mitnehmen“ beim Supermarkt oder auf der Homepage aus den zurückliegenden Wochen gibt es nun Pfingstgedanken mit Musik von der Band Gegenwind im Freien.

 

Gruß zu Pfingsten

DER HEILIGE GEIST

IST EIN BUNTER VOGEL

 

der heilige geist

er ist nicht schwarz

er ist nicht blau

er ist nicht rot

er ist nicht gelb

er ist nicht weiß

 

der heilige geist ist ein bunter vogel

 

er ist da

wo einer den andern trägt …

der heilige geist ist da

wo die welt bunt ist

wo das denken bunt ist

wo das denken und reden und leben

gut ist

der heilige geist lässt sich nicht

einsperren

in katholische käfige

nicht in evangelische käfige

der heilige geist ist auch

kein papagei

der nachplappert

was ihm vorgekaut wird

auch keine dogmatische walze

die alles platt walzt

der heilige geist

ist spontan

er ist bunt

sehr bunt

und er duldet keine uniformen

er liebt die phantasie

er liebt das unberechenbare

er ist selbst unberechenbar

 

 

aus: Wilhelm Willms,

roter faden glück.

lichtblicke

Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 5/1988

 

Sonntagsgedanken zwischen Himmelfahrt und Sonntag Exaudi 2020

Heute grüße ich Sie und Euch mit dem Spruch, der über dem Himmelfahrtstag und dem kommenden Sonntag Exaudi steht:

 

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde,

                         so will ich alle zu mir ziehen.      Johannes 12,32

 

Im Gesangbuch steht das Lied: „Wie lieblich ist der Maien“ unter der Nummer 501.

Psalm 104, einige Verse…

Lobe den Herrn, meine Seele!

Herr, mein Gott, du bist sehr groß.

Du lässest Brunnen quellen in den Tälern,

dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

dass alle Tiere des Feldes trinken

und die Wildesel ihren Durst löschen.

Darüber sitzen die Vögel des Himmels

und singen in den Zweigen.

Du tränkst die Berge von oben her,

du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.

Du lässest Gras wachsen für das Vieh

und Saat zu Nutz den Menschen,

dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

dass der Wein erfreue des Menschen Herz

und sein Antlitz glänze vom Öl

und das Brot des Menschen Herz stärke.

Es wartet alles auf dich,

dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.

Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;

wenn du deine Hand auftust,

so werden sie mit Gutem gesättigt.

Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;

nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie

und werden wieder Staub.

Du sendest aus deinen Odem,

so werden sie geschaffen,

und du machst neu das Antlitz der Erde.

Ich will dem Herrn singen mein Leben lang

und meinen Gott loben, solange ich bin.                                                 

Amen.

 

 

Liebe Gemeinde,

es ist Himmelfahrtstag. Ich sitze im Garten. Um mich herum zwitschern die Vögel in den Bäumen. Vor mir auf dem Tisch steht eine Vase mit Pfingstrosen. Ich sehe mich weiter um. Die Sonne strahlt das vielfältige Grün auf dem Rasen, in Hecken und Baumkronen an. In der einen Ecke des Gartens steht eine große, rosablühende Weigelie. Darüber ist der Himmel kräftig hellblau.

Was für ein Glück, all diese Schönheit vor Augen zu haben! Margeriten haben sich über den Rasen ausgebreitet und die Rosen lassen schon ihre Farbe durch fast aufplatzende Knospen ahnen. Das vielstimmige Vogelkonzert will nicht verstummen. Eine Taube gurrt im Hintergrund.

Wir sind unterwegs von Ostern zum Pfingstfest. Es ist Mai. Zu diesem Monat gehört eins meiner Lieblingslieder. Neulich, Anfang Mai, wurde es schon im Fernsehgottesdienst gesungen: Wie lieblich ist der Maien (eg 501).

 

Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt,

des sich die Menschen freuen, weil alles grünt und blüht.

Die Tier sieht man jetzt springen vor Lust auf grüner Weid,

die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.

 

 Die Akelei zeigt sich in rosa und violett. Der Rhabarber bekommt langsam längere Stängel und größere Blätter. An der Johannisbeere sind kommende Früchte zu ahnen. Dahlien treiben Blätter und auch der Rittersporn vom letzten Jahr meldet sich zurück.

 

Herr, dir sei Lob und Ehre für solche Gaben dein! Die Blüt zur Frucht

vermehre, lass sie ersprießlich sein. Es steht in deinen Händen, dein Macht und

Güt ist groß; drum wollst du von uns wenden Mehltau, Frost, Reif und Schloß´.

 

Der Liederdichter Martin Behm hat sich 1606, als die Verse entstanden, dankbar mitten in Gottes Schöpfung erlebt. Er wusste auch, was das Leben, das Blühen und Reifen gefährden konnte und er bittet Gott um Bewahrung vor „Mehltau, Frost Reif und Hagel“.

Während ich den Mai im Garten genieße, habe ich im Hinterkopf auch die Nachrichten, dass es zu wenig geregnet hat. Die Landwirte schauen besorgt auf den trockenen, harten Boden und bangen um den zukünftigen Ertrag der Ernte.

In den Radioandachten vor wenigen Tagen erinnerte ein Kollege an den Psalmvers „Gott, dein ist das Meer und was darinnen ist“. Die Fische und die anderen Lebewesen waren gemeint, aber in den letzten Jahrzehnten haben wir Menschen den Plastikmüll ins Meer gebracht, der dort in unheimlichen Strudeln von Küste zu Küste treibt.

Alle, die bei Spaziergängen und Ausflügen die Schönheit der Schöpfung genießen oder Sehnsucht nach ihr haben, während sie noch zu Hause gebunden sind, wir alle sollten jeden Tag die Schöpfung zu bewahren helfen.

Dazu hilft einfach ein sorgsamer Umgang mit dem, was wir verbrauchen und was wir als Müll hinterlassen. Viele von uns haben ja in den letzten Wochen gemerkt, wie wenig von den Konsumgütern wir tatsächlich zum Leben brauchen.

Wie lieblich ist der Maien- ich singe dieses Lied in jedem Jahr besonders gern.

Wenn unsere Frauenhilfe bisher zum Geburtstagskaffeetrinken einlud, durften sich die Geburtstagskinder aus den 3 zurückliegenden Monaten immer ein Lied wünschen. Wie lieblich ist der Maien– wurde mir seit Jahren als Liedwunsch erfüllt.

In diesem Jahr ist der Mai noch strahlender für mich. Ich konnte gerade meinen 60. Geburtstag feiern und auch mein 25 jähriges Ortsjubiläum in Ense. Gerne hätte ich mit ganz vielen Menschen, die mir in den zurückliegenden Jahren im Arbeiten und Leben in Ense freundlich, mitgehend und helfend begegnet sind, in einem Gottesdienst auf dem Möhneschiff gefeiert. Durch die Auflagen zum Schutz der Gesundheit ist der Gottesdienst auf dem Schiff mit so vielen Menschen bisher noch nicht möglich. Wir hoffen, dass wir das im nächsten Jahr erleben können und pflegen bis dahin unsere Vorfreude weiter.

Nun durfte ich allerdings an meinem Geburtstag sozusagen ein „Doppelfest“ erleben. Gratulanten trafen über den ganzen Tag verteilt im Garten ein und blieben in der heiteren Sommerfrische im Freien zum Feiern und Plaudern – mit dem nötigen, gebotenen Abstand. In den Tagen vorher erreichten mich schon herzliche Worte und Grüße in Briefen und Mails. Dafür danke ich sehr!

Am Abend erwartete mich noch eine riesengroße Überraschung. In einem Videofilm, der mir auf dem Parkplatz an der Kirche gezeigt wurde, grüßten mich eine große Schar von Wegbegleitern mit Hüten und Mützen geschmückt mit einem selbst gedichteten Lied. Während ich anschauen und anhören durfte, was mir alle „gut behütet“ wünschten, sangen die am Video Beteiligten das Lied live, während sie im großen Kreis vor der Paulus-Kirche standen.

Es ist unglaublich, welche Ideen da zusammenkamen, wieviel Bereitschaft, mir eine solche Freude zu machen und das in den derzeit schwierigen, mit so viel Einschränkungen geregelten Umständen!

Ich bin sehr froh und dankbar über dieses warmherzige Zeichen in so großer, freundschaftlicher Gemeinschaft. Möge diese Freude auch ansteckend wirken auf alle, die daran mitgewirkt haben!

Gleichzeitig erreichten mich in der Freude dieses „Doppelfest -Tages“ auch ernste Nachrichten. Wie in den vergangenen Wochen wurde um 19.30 Uhr unsere Kirchenglocke zum Beten geläutet. Diesmal war ich mit 2 Presbyterinnen zusammen in der Kirche. Wir konnten im Gebet einige Menschen mit ihren Sorgen vor Gott bringen. Es war an dem Tag ein guter, besonderer Moment des Innehaltens. Während ich dankbar feiern durfte, haben andere Menschen in unserer Gemeinde Abschied nehmen müssen von Familienangehörigen. Wieder andere sind mit Krankheiten, mit Sorgen und Pflegen belastet. An diese vertrauten Menschen vor Gott im Gebet zu denken, ist auch ein Teil unseres gemeinsamen Lebens im Glauben. Wir erhoffen Gottes Begleitung nicht nur in heiteren, sonnigen Zeiten, sondern auch in den „finsteren Tälern“ und dann, wenn wir denken, wir „versinken in tiefem Schlamm“ von Kummer und Not. Die alten Worte in den Psalmen finden auch Widerhall bei uns.

 In der 3. Strophe des Mailiedes klingt davon auch etwas an:

 

Herr, lass die Sonne blicken, ins finstre Herze mein, damit sich´s möge schicken,

fröhlich im Geist zu sein, die größte Lust zu haben allein an deinem Wort, 

das mich im Kreuz kann laben und weist des Himmels Pfort´.

 

Gottes Wort weist uns des Himmels Pfort´. Den heutigen Himmelfahrtstag nenne ich bei den Konfirmanden schon mal anders. Sie kennen den Tag oft als „Vatertag“. Ich sage, es ist der „Ich gehe zum Vater“-Tag von Jesus. Jesus ist nach Tod und Auferstehung bei Gott. Er zeigt uns mit seinem Weg den Weg, den wir nachfolgen können bis zur „Himmels Pfort“.

Darin mögen wir Kraft und Trost und neue Hoffnung finden – gerade in diesen Tagen!

Die letzte Strophe nimmt die Bitte auf und ist für mich auch ein Wegweiser für mein weiteres Leben und Arbeiten in Ense, gern auch mit Ihnen und Euch zusammen!

 

Mein Arbeit hilf vollbringen zu Lob dem Namen dein

und lass mir wohl gelingen, im Geist fruchtbar zu sein;

die Blümlein lass aufgehen von Tugend mancherlei,

damit ich mög bestehen und nicht verwerflich sei.

 

Herzliche Grüße Ihre und Eure Pfarrerin Christine Dinter

Einige Hinweise für die nächste Zeit:

Freitag, 29.05., 18:00 Uhr,
Jugendgottesdienst in der Paulus-Kirche, Werl

Pfingstsonntag und –montag planen wir eine kleine Tour mit einem Pfingstgruß, auch musikalisch, in verschiedene Enser Orte, sozusagen „Kirche unterwegs“ in kleinen Portionen im Freien. Der Ablaufplan, wann wir wo für ca. 20 Minuten anzutreffen sind, wird auf der Homepage und in der Zeitung und im Schaukasten zu lesen sein. Wir hoffen auf gutes Wetter! Denken Sie daran, auch im Freien ist Abstand geboten!

Ab dem 14. Juni bieten wir sonntags um 10 Uhr und um 18 Uhr kurze Gottesdienste an, ähnlich wie diese Sonntagsgedanken. Da in der Paulus-Kirche nicht so viele Teilnehmer erlaubt sind, hoffen wir mit dem doppelten Angebot die Interessierten zu erreichen. Bitte bringen Sie einen Mund-Nasen-Schutz mit! Wir sitzen mit Abstand und sorgen für Desinfektion. Noch Fragen? Tel 2557

Dass Erde und Himmel dir blühen, dass Freude sei stärker als Mühen,

dass Zeit auch für Wunder, für Wunder dir bleib und Friede für Seele und Leib!

Sonntagsgedanken zum 17. Mai 2020 (Rogate-Betet!) 5. Sonntag nach Ostern

Zwischen dem Sonntag Kantate (Singt!) und dem Sonntag Rogate (Betet!) grüße ich Sie und Euch herzlich mit dem Wochenspruch:

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft

noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66,20. Ihre Pfarrerin Christine Dinter

 

Zum Sonntag Rogate gehört der Psalm 95:

Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken

und jauchzen dem Hort unsres Heils!

Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen

und mit Psalmen ihm jauchzen!

Denn der Herr ist ein großer Gott

und ein großer König über alle Götter.

Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,

und die Höhen der Berge sind auch sein.

Denn sein ist das Meer, und er hat´s gemacht,

und seine Hände haben das Trockene bereitet.

Kommt, lasst uns anbeten und knien

und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.

Denn er ist unser Gott

und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.

Amen.

 

Marc Pauly und ich singen einen Liedruf, ein gesungenes Gebet:

Herr, in deine Hände lege ich meinen Weg, begleite mich.

Herr, in deine Hände lege ich meine Zeit, erbarme dich.

Herr, in deine Hände lege ich meine Angst, erhöre mich.

Herr, in deine Hände lege ich meinen Dank, ich glaube an dich.

 

Liebe Gemeinde!

„Wer singt, betet doppelt“. So heißt ein Sprichwort, das mir zuerst in Kamerun, in unserem Partnerkirchenkreis begegnet ist. Als ich das hörte, habe ich mich gefreut, weil ich gern singe.

Erst jetzt fange ich an, mehr darüber nachzudenken, was der Satz bedeuten kann.

Ist Beten mit Worten allein wohl zu wenig? Muss es „doppelt“, d.h. auch noch mit einer Melodie geschehen? Das wäre ja schwierig für Menschen, die sich nicht zu singen trauen. Was soll der Satz also bedeuten?

Wer singt, bringt Worte und Klang hervor. Dadurch ist ein Beter und Sänger doppelt so laut und im besten Fall auch doppelt schön zu hören. Ob Gott dann so ein (gesungenes) Gebet leichter erhört?

Ich bin sicher, Gott hört auch die leisen Worte und das Schweigen und das Flehen und auch einen Seufzer.

„Wer singt, betet doppelt“ – kann auch bedeuten, dass ich ganz bei der Sache bin, mich konzentriere und ganz intensiv bete und singe. Nichts anderes ist dann dran. Nichts lenkt mich ab.

Beten und Singen heißt auch, ich setze doppelt meine Gaben ein und damit danke ich für dieses Geschenk, sprechen und singen zu können, vor Gott zu sein mit all meinen Sinnen.

Und wenn ich in Gemeinschaft singe und bete, dann bringt ein Lied und Gebet viele unterschiedliche Stimmen und Menschen zu einem großen Klang zusammen. Ein Ruf, ein Jubel, Bitte, Lob und Dank in großer Verbundenheit.

Das empfinde ich auch, wenn ich mit Menschen anderer Sprache das Vater unser bete. Immer wieder fasziniert es mich, wenn wir, jede und jeder in der Muttersprache das Vater unser beten und gemeinsam wie in einem Takt oder einer Melodie vereint beim Amen ankommen.

Es gibt beides: das gemeinsame Vater unser im Gottesdienst, das eine ganze Gemeinde als seine Kinder und Familie vor Gott bringt und das allein gesprochene Vater unser, oft als vertrautes Ritual am Morgen oder Abend, das die und den Betenden einzeln egal zu welcher Zeit in eine weltweite Gemeinschaft aufnimmt.

Beim Beten des Vater unser brauche ich einen langsamen Rhythmus, der mich die einzelnen Sätze so sprechen lässt, dass ich auch beim Aussprechen mitdenken kann, um was ich bitte. Dabei wird mir je nach Situation mal der eine und mal der andere Satz wichtiger sein. Je nachdem, wie das, was ich tagsüber allein oder mit anderen erlebt habe, in die Bitten, die Jesus uns geschenkt hat, hineinreicht.

Wenn ich bete, bin ich vor Gott. Da befinde ich mich bewusst vor Gott, freiwillig.

Ich habe eine Verbindung zu ihm und er zu mir. Das ist jederzeit und an allen Orten möglich. Es ist besonders kostbar, so verbunden zu sein.

Aber es kostet nichts, nur dass ich „Du, Gott“ sage oder denke und schon ist die Verbindung hergestellt. Ein Wunder! Wenn doch jede und jeder wüsste, dass es so einfach ist und dass man es einfach nur versuchen soll.

In unserem evangelischen Gesangbuch (Ausgabe Bayr-Thür ab S.1527, im Westfäl. ab S. 1390 ) gibt es einen Abschnitt übers Beten. Dort finden sich hilfreiche Gedanken und Anregungen.

„Beten ist ein Gespräch mit Gott, in dem das ganze Leben Platz hat: mit all seiner Freude und Dankbarkeit, seinen Hoffnungen und Wünschen und mit seinem Leid. Im Gebet holt die Seele Atem, sie schöpft neue Kraft für den Umgang mit den eigenen Möglichkeiten und den Kampf mit den persönlichen Problemen.

Mit dem eigenen Innersten aus sich selbst herauszutreten und auf diese Weise Gott zu begegnen, wird möglich, wenn ein Mensch eigenständig betet. Das geschieht mit Worten bekannter Gebete wie den Psalmen, dem Vater unser oder Liedstrophen. Das Gespräch mit Gott kann auch ein Stoßgebet sein, das nur aus wenigen Worten besteht, oder eines, das ganz frei formuliert ist. Beten ist Fühlen, Denken und Reden.“

Therese von Lisieux, eine kath Ordensfrau aus dem 19. Jahrhundert schreibt:

Für mich ist das Gebet ein einfacher Blick zum Himmel, ein Ruf der Dankbarkeit und der Liebe, aus der Mitte der Mühsal wie aus der Mitte der Freude. Es ist etwas Großes, das mir die Seele weitet und mich mit Jesus vereint.

 

Einige Gebete, die nach meinem Eindruck Gedanken in schönen Worten wiedergeben, möchte ich mit Ihnen und Euch teilen:

 

Danke für den neuen Tag

Guten Morgen, mein Gott. Ich freue mich auf den Tag. Ich lebe gern. Das will ich dir sagen.

So geht es heute nicht allen. Darum gib mir strahlende Augen, hilfreiche Hände, aufmerksame Ohren, wärmende Worte, behutsames Schweigen, einen Blick für das, was zwischen den Zeilen steht, und eine ansteckende Fröhlichkeit.

Schenke mir ein klares Gedächtnis für mein Wohlgefühl heute, damit ich mich erinnere, wenn ich selbst mal elend bin. Zwischen Licht und Dunkel wandern wir alle zu dir.

Guten Morgen, mein Gott. Ich lebe gern. Danke für diesen Tag. Amen.

 

 

Meine Hände (Christina Brudereck)

Zupacken will ich

und streicheln.

Nicht festkrallen

und nicht schlagen.

Begreifen kann ich

und loslassen.

 

Schreiben.

Begrüßen, schütteln.

Teig kneten.

Pflanzen, pflücken, jäten.

Klavier spielen.

Nähen, basteln.

Winken.

 

Ich will sie

zum Beten falten,

ihre Finger spitzen wie die

Ohren.

Empfangen will ich

und weiterschenken.

Meine Hände gebe ich in

deine.

 

Ich spreche und bete das

Gebet für viele mit den Worten von Lothar Zenetti, einem kath. Pastor aus Frankfurt:

 

Behüte, Herr, die ich dir anbefehle, die mir verbunden sind und mir verwandt.

Erhalte sie gesund an Leib und Seele und führe sie an deiner guten Hand,

 

sie alle, die mir ihr Vertrauen schenken und die mir so viel Gutes schon getan.

In Liebe will ich dankbar an sie denken, o Herr, nimm dich in Güte ihrer an.

 

Um manchen Menschen mache ich mir Sorgen und möchte ihm helfen,

doch ich kann es nicht.

Ich wünschte nur, er wär bei dir geborgen und fände aus dem Dunkel

in dein Licht.

 

Du ließest mir so viele schon begegnen, so lang ich lebe, seit ich denken kann. Ich bitte dich, du wollest alle segnen, sei mir und ihnen immer zugetan.

 

Mache die Grenzen zu Lehrerinnen (Christina Brudereck)

Lehre uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz erlangen.

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

(Psalm 90,12)

Ewige, mein Gott.

Lehre mich bedenken, dass ich hier nicht ewig Zeit habe,

damit ich nicht immer aufschiebe, was mir wichtig ist.

 

Lehre mich bedenken, dass alles begrenzt ist,

damit ich großzügiger werde mit mir und anderen.

 

Lehre mich bedenken, dass ich endlich bin,

auf dass ich die Unendlichkeit aufspüre.

 

Lehre mich bedenken, meine Jahre zu zählen

und mein Herz an die Idee der Ewigkeit zu gewöhnen,

damit ich gelassener werde.

 

Lehre mich bedenken, dass ich gehen muss,

damit ich neugierig werde.

 

Mache die Grenzen zu Lehrerinnen für meine Seele,

Ewige, mein Gott.

Ich danke dir für meine unendlich große Sehnsucht.

Und für jede andere deiner charmanten Erinnerungen daran,

dass es noch mehr gibt, etwas vollkommen anderes.

Zuletzt hören Sie das Segenslied aus dem Gesangbuch (Nr 171)

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden.

Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen.

Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen.

Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

 

So segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Sonntagsgedanken zum 10. Mai 2020 (Kantate – Singt!) 4. Sonntag nach Ostern

Am Sonntag Kantate heißt der Wochenspruch:

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. 

So lautet der Beginn von Psalm 98, dem Sonntagspsalm.

Ein neues Lied nimmt den Psalm mit einer brasilianischen Melodie auf:

(1)Ich sing dir mein Lied- in ihm klingt mein Leben.

Die Töne, den Klang hast du mir gegeben von Wachsen und Werden, 

von Himmel und Erde, du Quelle des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

(2) Ich sing dir mein Lied- in ihm klingt mein Leben. 

Den Rhythmus, den Schwung hast du mir gegeben von deiner Geschichte,

in die du uns mitnimmst, du Hüter des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

(4) Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben.

Die Höhen, die Tiefen hast du mir gegeben. Du hältst uns zusammen 

trotz Streit und Verletzung, du Freundin des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

(5) Ich sing dir mein Lied – in ihm klingt mein Leben. Die Töne, den Klang 

hast du mir gegeben von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen, 

du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

Es ist eine alte theologische Grundüberzeugung, dass die Schöpfung zur Ehre Gottes singt und klingt. Der Psalm 98 in einer Übertragung von Peter Spangenberg sagt es so:

Singt Gott ein neues Lied;

denn er überschüttet uns mit Geschenken aus seiner Hand, 

mit Geschenken des Lebens.

Er sorgt für neue Hoffnung durch seine große Kraft.

Er gibt sein Ziel für ein rundes und erfülltes Leben bekannt 

und lässt die Völker wissen, 

was er sich unter Gerechtigkeit vorstellt.

Er vergisst nicht, was er für das Volk Israel getan hat, 

als er es in die Freiheit führte 

und in der Wüste bei ihm blieb:

mit seiner ganzen Zuwendung und Treue.

Das muss sich doch herumsprechen in der Welt!

Lasst eure Herzen sprechen, ihr Menschen, 

singt, lacht, freut euch, tanzt und macht Musik.

Musik mit allen Instrumenten, die ihr findet.

Das Brausen des Meeres ist die schönste Begleitung, 

das Plätschern der Bäche ist wie Gesang, 

und die Kuppen der Berge strahlen wie frohe Gesichter.

Denn Gott wird kommen und nachsehen, 

wer zu ihm gehalten hat und wer nicht.

Danach wird er urteilen, weil so sein Recht ist.                              Amen.

Liebe Gemeinde !

Heute, vor dem Sonntag Kantate, möchte ich Ihnen eine Geschichte vorlesen (bzw. sie mit Ihnen teilen) aus einem Buch von Tina Willms. Sie ist Theologin und Autorin. Tina Willms erzählt von einem Geigenbauer, Martin Schleske. Er hat seine Lebens- und Berufserfahrungen selbst schon in einem Buch veröffentlicht. Es hat den Titel: Der Klang. Vom unerhörten Sinn des Lebens, erschienen im Wilhelm Goldmann Verlag, München 2014 in der 5. Auflage.

Tina Willms hat ihre Gedanken über den Geigenbauer genannt: Die Welt zum Klingen bringen.  Sie schreibt:

Zwei Männer in einem Winterwald weit oben auf einem Berg.

Einen mühevollen Weg haben sie hinter sich; nun gehen sie an den Bäumen entlang und beklopfen sie mit der stumpfen Seite einer Axt. Sie lauschen den Tönen, die entstehen. Dann markieren sie den einen oder anderen Baum.

Was tun die beiden dort? Einer von ihnen, Martin Schleske, ist Geigenbauer, er ist auf der Suche nach den sogenannten „Sängern“ unter den Bäumen. Diese bringen besondere Töne hervor, wenn man sie mit der Axt beklopft. Und sie werden gutes Klangholz sein für seine Instrumente.

Später findet sich dieses Holz in der Werkstatt von Martin Schleske wieder.

Der Baum-Sänger wird zu einer Geige werden, die im Konzertsaal mit ihrem Klang die Zuhörer verzaubert. 

Der Geigenbauer versteht seine Arbeit als eine schöpferische. Er unterscheidet sie von der Konstruktion, wo sich das Material dem Willen des Erbauers fügen und damit möglichst perfekt und makellos sein muss.

In seiner Werkstatt ist es anders. Schleske arbeitet mit dem, was er vorfindet. Er bezieht die Besonderheit des Holzes in seine Arbeit mit ein: die Maserung, die Dicke der Jahresringe, Unregelmäßigkeiten im Wuchs. 

Gerade das Unvollkommene, die Eigenart ist unverzichtbar für den besonderen und somit auch perfekten Klang jedes einzelnen Instruments.

Indem er sich als Schöpfer begreift, klinkt Martin Schleske sich ein in das Selbstverständnis dessen, der die Welt ins Leben ruft. Auch für den Schöpfer der Welt – so erzählen es die ersten Seiten der Bibel – ist das Ausgangsmaterial keineswegs perfekt. Ein Tohuwabohu findet Gott vor, ein chaotisches, wüstes Durcheinander. Der Grundstoff für sein Vorhaben scheint alles andere als optimal zu sein.

Und er muss offensichtlich nicht perfekt sein. Denn Gott konstruiert nicht, sondern er erschafft und belebt.

Dafür braucht er kein ideales Ausgangsmaterial. Er arbeitet mit dem, was er vorfindet. Er entdeckt das Potenzial, das darin steckt. Die Eigenarten, die andere vielleicht als Makel empfinden würden, deutet er um und lässt sie einfließen in das, was entsteht.

Wie wäre es, sich selbst als Werk dieses Schöpfers zu begreifen? Wir, Sie und ich, sind angesehen, so wie wir sind, wir sind entstanden aus Gottes Vision.

Unsere Eigenarten, das, was wir selbst oder auch andere als Makel empfinden könnten, interpretiert er als Besonderheit.  So werden wir zu seinen Resonanzräumen, in denen sich seine Stimme entfaltet. Gemacht, um die Welt zum Klingen zu bringen. 

Ja, Gott macht uns sogar zu seinen Mitschöpfern. Er vertraut uns an, was er erschaffen hat. Wir können uns einklinken in seine Arbeitsweise. Nicht nur als Geigenbauer. Sondern an dem Platz, an dem wir sind.

Eine sorgsame Wahrnehmung ist dafür gefragt. Ohren, die den Klang schon hören, der entstehen könnte.  Augen, die die Schönheit des Eigenartigen sehen und sich faszinieren lassen von der Vielfalt des Lebendigen.  Als schöpferische  Menschen werden wir die Welt nicht zurechtbiegen, sondern gestalten.  Wir werden andere Menschen nicht in unsere Erwartungen hineinzwingen und verlangen, dass sie sich unseren Wünschen anpassen. Wir werden vielmehr das Potenzial entdecken, das im Vorfindlichen steckt, um dann hervorzuheben, wie einzigartig es ist.

Neugierig bleiben wie die beiden Männer auf dem Berg. Lauschen, entdecken, keine Mühe scheuen, Visionen entwickeln.

Die Geige wird den Konzertsaal füllen mit ihrer Musik. Wir werden Resonanzräume sein, die die Welt zum Klingen bringen. Gott wird lauschen und sich daran erfreuen.

Soweit die Gedanken von Tina Willms.

Im Gesangbuch finden Sie das Lied von Paul Gerhardt  Ich singe dir mit Herz und Mund  unter der Nr. 324.  Die Strophen 1+3+8+13 lauten so:

Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr meines Herzens Lust; 

ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.

Was sind wir doch?  Was haben wir auf dieser ganzen Erd, 

das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben wird? 

Du nährest uns von Jahr zu Jahr, bleibst immer fromm und treu

und stehst uns, wenn wir in Gefahr geraten, treulich bei.

Wohlauf, mein Herze, sing und spring und habe guten Mut!

Dein Gott, der Ursprung  aller Ding, ist selbst und bleibt dein Gut.

So segne uns Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.     Amen.

Am Sonntag Kantate ist evangelischer Gottesdienst im Fernsehen

 um 10 Uhr  auf MDR  und   BR, ebenso im Radio  im DLF um 10 Uhr.

Die Paulus-Kirche in Ense- Bremen ist am Sonntag von 16 bis 17.30 Uhr geöffnet für Stille und Gebet.

Draußen oder drinnen bin ich anzutreffen, gerne zu einem Gespräch bereit unter Wahrung des nötigen Abstands zum Schutz der Gesundheit. Ebenso können Sie mich  am Sonntag oder im Alltag gern anrufen, Tel 2557.

Herzliche Grüße zum Sonntag Kantate! 

                                                                   Ihre Pfarrerin Christine Dinter

Fürbittengebet im Mai 2020

In dieser Zeit läuten abends um 19.30 Uhr die Glocken an vielen Orten in ökumenischer Verbundenheit. Sie laden ein, im Gebet vor Gott an Menschen in ihrer besonderen Situation zu denken und Gottes Hilfe für sie zu erbitten. Das folgende Gebet hat Verena Löhr-Luckert geschrieben und in dieser Woche in einer Andacht in der Paulus-Kirche gebetet:

Fürbittengebet von Verena Löhr-Luckert

  • Ich denke an all die einsamen und verzweifelten Menschen, die schon vor der Situation um Corona kaum Kontakte hatten und nun auf ihre vier Wände angewiesen sind, die ihnen jetzt bedrohlich nah und eng erscheinen.

  Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an die alten Menschen in Pflegeheimen, deren Alltag ohne Besuche der Angehörigen noch eintöniger und freudloser wird, an Patienten in Krankenhäusern, denen es an mancher erleichternder Kleinigkeit fehlt, die ihre Lieben vorbeigebracht hätten, die kaum Aufmunterndes hören, um mit der Erkrankung klar zu kommen.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an Ärzte, Pfleger und Therapeuten im Gesundheitswesen, die täglich den Gefahren der Ansteckung ausgesetzt sind, die im höchsten Maße flexibel mit den Herausforderungen im Arbeitsalltag umgehen müssen und bis zur Erschöpfung arbeiten.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an die Verkäuferinnen und Verkäufer, Friseure, LKW-Fahrer und andere Berufsgruppen die unter großem persönlichen Risiko und schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an Familien, die sich auch wenn sie nah beieinander wohnen, im Moment nicht sehen können, Großeltern die das neugeborene Enkelkind nicht besuchen und Eltern, die nur schwer Homeoffice und Betreuung ihrer Kinder leisten können.

 Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an Besitzer von kleinen Läden oder Restaurants, die um ihre Existenz kämpfen, die sich auf Kundschaft freuen und es dieser so angenehm wie möglich gestalten wollen. Doch ihre Situation ist sehr angespannt.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an die vielen Verantwortlichen, Chefs, Politiker und Regierungsmitglieder.

Sie tragen viel Verantwortung und stehen unter Druck und im Mittelpunkt unterschiedlicher Interessenlagen. Diesen sollten sie nur mit Weitblick und ohne Eigennutz begegnen.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser Menschen.

  • Ich denke an meine Familie und Freunde, die ich derzeit kaum sehen, mit ihnen etwas unternehmen und vor allem sie in den Arm nehmen kann, nicht zuletzt um die auch beängstigende derzeitige Situation miteinander besser tragen zu können.

Guter Gott, ich bitte um Lichtblicke im Alltag dieser mir wichtigen Menschen.

Sonntagsgedanken zum 3. Mai 2020 (Jubilate- Jubelt! 3. Sonntag nach Ostern)

Jubilate Deo omnis terra. Servite Domino in laetitia.

Alleluja, alleluja, in laetitia. Alleluja, alleluja, in laetitia.

Jauchzet dem Herrn, alle Welt.

Dienet dem Herrn mit Freuden. Halleluja (Lobt Gott!) in Freude.

Lied aus Taizé, 1981 in unserm Gesangbuch Nr. 617

Liebe Gemeinde nach Ostern!

Jubilate- so heißt der Name des kommenden Sonntags. Jubelt, jauchzt! Was für ein toller Ausruf im Wonnemonat Mai! An diesem Wochenende, am Samstag und am Sonntag wollten unsere Jugendlichen ihre Konfirmation feiern und ihre Familien, Freunde und Verwandte und Gemeinde, alte und neue Presbyter und Presbyterinnen mit ihnen.

Wie gern hätten wir gejubelt, gesungen, Gott gedankt und gefeiert!

Schon seit ca. 20 Jahren feiert unsere Gemeinde die Konfirmation in dieser nachösterlichen Freudenzeit am Sonntag Jubilate. Es ist immer ein Tag, auf den die Jugendlichen, ihre Familien und alle am Gottesdienst Beteiligten mit einer eigenen Spannung und Vorfreude zugehen. In diesem Jahr muss die Konfirmation wegen der Corona-Krise verschoben werden. Wir wissen noch nicht, an welchem Sonntag in welchem Monat wir das Fest feiern werden. Schade.

Also gibt es an diesem Sonntag nichts zu jubeln? Wem ist in diesen Zeiten noch nach Jubeln zumute? Unsere Geduld wird strapaziert. Es wird mühsam, immer an den Mund-Nasen-Schutz zu denken und Abstand einzuhalten, wenn man einfach mit jemand reden möchte wie früher. Aber Abstand bedeutet Gesundheitsvorsorge und -fürsorge!

Es stellt sich heraus, dass trotz aller Unterstützungszahlungen, die am Anfang so gut und hilfreich klangen, die wirtschaftliche Krise viele Menschen erfasst. Noch ist nicht klar, ob diejenigen, deren Existenz bedroht oder schon weggebrochen ist, sich mit staatlicher Hilfe oder mit neuen Ideen werden retten können. Nach Jubeln wird ihnen gewiss nicht zumute sein.

Wie sieht es bei den Menschen in unserer Umgebung aus? Nachbarn helfen denen, die allein sind. Viele Menschen entdecken Talente, die sie für andere einbringen, indem sie z.B. nähen oder einkaufen oder Telefonkontakte pflegen.

Ist so ein Miteinander schon ein Grund zum Jubeln?

Ich denke: Ja! Und der Sonntag behält seinen Namen und den Psalm, der ihm den Namen gibt, egal, ob wir in äußerlich leichten oder schweren Zeiten leben.

Eigentlich stammt das Wort Jubilate aus Psalm 66 im Alten Testament. Der Psalm erzählt von Gottes schöpferischem und rettenden Handeln.

Ich hatte ganz schnell den Kanon aus Taizé im Kopf, der das lateinische Anfangs-Wort aufnimmt, aber im Inhalt auf den Psalm 100 zurückgreift.

(Es gibt noch mehr Psalmen, also Lieder und Gebete der Bibel, die Lob und Dank ausdrücken, in denen zum Jubel aufgefordert wird.)

Die Fortsetzung „Dienet dem Herrn mit Freuden.“ lässt mich an den Monatsspruch für den Monat Mai 2020 denken. Er lautet:

Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes,

ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! (1. Petrus 4,10)

Wie herzlich sich Menschen für einander einsetzen oder sich für erwiesene Hilfe bedanken mit Grüßen in Wort und Bild und Gesang und Applaus ist ein Abbild der unterschiedlichen Gaben, die wir von Gott empfangen haben. Mancher entdeckt diese Gaben vielleicht nun überraschend an sich und anderen und wird auch dafür dankbar.

Unser Miteinander ist ein Dienst am Nächsten und für Gott als seine dankbaren Geschöpfe. Wenn auch kein üblicher Gottesdienst am Sonntag in der Kirche gefeiert werden kann, so geschieht „Gottesdienst im Alltag“, wo wir nach Gottes Gebot fürsorglich miteinander umgehen.

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lukas 10,27 und 5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18)

Das Doppelgebot der Liebe ist schon lange in der Welt. Aber die Welt ist immer noch in arm und reich, Bevorzugte und Benachteiligte, Chancenreiche und Chancenlose geteilt. Lange haben wir auf der „Butterseite“ gelebt – so habe ich es oft etwas salopp ausgedrückt. Menschen, denen ihre privilegierte Situation bewusst war, haben, wenn sie das Unrecht in der Welt nicht ruhen ließ, nach Projekten gesucht, in denen sie sich engagieren konnten. Daraus ist viel Hilfe für die Eine Welt entstanden. Solche engagierten Menschen wehren sich dagegen, ihr Handeln nur als einen „Tropfen auf den heißen Stein“ zu sehen. Ich denke oft, in unseren Nachrichten in den Medien sollten mehr Beispiele von einzelnen Engagierten gezeigt werden als die üblichen Konferenzfotos der Regierungschefs nach gelungenen oder misslungenen Treffen oder etwa Provokationen in Worten oder Taten, die neue Konflikte anfachen. Warum erzählen wir so selten von den guten Erfahrungen, die wir machen durften. Warum sollten nur schlechte Nachrichten wichtige Schlagzeilen sein?

Lassen wir uns lieber von Menschen mit ihren guten Worten und Handlungen beeindrucken!

Der Monatsspruch für den Mai erinnert uns daran, dass wir Gottes vielfältige Gnade empfangen haben und sie nun einsetzen können, ohne besonderes Zeugnis oder Empfehlungsschreiben, einfach nach der Begabung, die wir mitbekommen haben.

Der Adressatenkreis dieser Botschaft im 1. Petrusbrief ist unüberschaubar groß. Die Gaben heißen im griechischen, ursprünglichen Text: Charismen. Charisma ist nicht einfach eine Fähigkeit. Sie ist Gottes Gegenwart, die sich im Handeln konkret ereignet. So wird Gabe zu einer Aufgabe. Im Augenblick meines sinnvollen Tuns weiß ich mich mit Gott verbunden. So erlebt auch mein Glaube eine Stärkung und Belebung.

Die bisher gewohnte Weltsicht und die Sicht unserer eigenen Zukunft in der Welt erleben einen starken Umbruch. Menschen fragen verstärkt nach ihrem Platz oder dem Sinn ihres Tuns. Im Dienst sein für Gott und den Nächsten und damit meinen Ort als Gotteskind in der Welt im Miteinander der Geschöpfe

finden - das ist nicht nur eine reizvolle Herausforderung für Konfirmandinnen und Konfirmanden.

„Lassen Sie uns miteinander für einander beten“- so sagte es die Pfarrerin im Fernsehgottesdienst aus Ingelheim, vielleicht auch wieder am kommenden Sonntag im ZDF ab 9.30 Uhr.

Der Psalm 100, nachgedichtet in den Worten von Uwe Seidel, beschreibt auch die sinnvollen menschlichen Taten, die aufs Beten folgen können:

Psalm 100

Deine Schöpfung

Alle Länder der Erde, die Regierungen der Völker, die Bewohner der Städte, die Menschen aller Landschaften

haben einen Wunsch:

Sie loben Gott, ihren Herrn.

Sie führen keine Kriege mehr.

Sie misshandeln keine Menschen.

Sie kämpfen nicht mehr gegeneinander.

Sie zerstören nicht mehr die Erde,

sie legen die Schöpfung zurück in Gottes Hand.

Sie haben erkannt: Gott allein ist der Herr.

Sie dienen Gott mit großer Freude:

Helfen und Heilen ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen.

Ihre Freude wirkt wie eine ansteckende Gesundheit.

Noch viele Menschen werden diese Freude weitergeben

und von ihr erzählen:

Alle Länder der Erde, die Regierungen aller Völker, die Bewohner der Städte, die Menschen aller Landschaften

verwirklichen die Güte Gottes.

Amen.

Mögen Zeichen solcher Freude auch durch den Wonnemonat Mai 2020 ziehen!

„In laetitia“, in Freude sein und, wenn auch ein neues Fest vom Termin her verschoben werden muss, nicht Trübsal blasen, sondern die Vorfreude erweitern und Pläne schmieden, von Erinnerungen an bereits Schönes, Erlebtes erzählen -

das mag uns in der kommenden Zeit mit einander und mit Gott verbinden!

Gern grüße ich Sie und Euch mit dem Segens-Lied, das im Jugendgottesdienst längst zum beliebten Abschluss mit der Band Gegenwind gehört:

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:

Niemand ist da, der mir die Hände reicht.

Niemand ist da, der mit mir Wege geht.

Keinen Tag soll es geben: da du sagen musst:

Niemand ist da, der mich mit Kraft erfüllt.

Niemand ist da, der mir die Hoffnung stärkt.

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst:

Niemand ist da, der mich mit Geist beseelt.

Niemand ist da, der mir das Leben schenkt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft,

der halte unsern Verstand wach und unsere Hoffnung groß

und stärke unsere Liebe. (Uwe Seidel)

Mit herzlichem Gruß von Ihrer Pfarrerin Christine Dinter

Sonntagsgedanken zum 26. April 2020 (Miserikordias Domini- Barmherzigkeit Gottes, auch Sonntag „vom guten Hirten“ genannt)

Osterlied

Seht, der Stein ist weggerückt

nicht mehr, wo er war

nichts ist mehr am alten Platz

nichts ist, wo es war

halleluja

Seht, das Grab ist nicht mehr Grab

tot ist nicht mehr tot

Ende ist nicht Ende mehr

nichts ist, wie es war

halleluja

Seht, der Herr erstand vom Tod

sucht ihn nicht mehr hier

geht mit ihm in alle Welt

er geht euch voraus

halleluja

(Lothar Zenetti, Texte der Zuversicht)

Liebe Gemeinde nach Ostern!

„Nichts ist, wie es war“ – das können viele in diesen Zeiten sagen. Wir erleben, dass ein Virus die Welt verändert. In jeder Woche gibt es neue Informationen, Regeln, Erwartungen. Jede und jeder erlebt diese Situation eines Umbruchs auf eigene Weise. Die einen werden einsam, die anderen sind belastet und überlastet.

Die nächsten haben mehr freie Zeit als bisher, vielleicht mit Erleichterung für Erledigungen, die lange aufgeschoben wurden, vielleicht mit Langeweile, weil Verabredungen platzen, gewohnte Hobbys nicht ausgeübt werden können.

Direkte Kontakte werden vermisst, Pläne und Träume zerbröseln.

Nun werden Lockerungen der Kontaktsperren erprobt, trotzdem sollen wir Vorsicht walten lassen, um uns nicht mit dem Virus anzustecken oder es zu übertragen.

Selbstdisziplin haben wir schon in den zurückliegenden Wochen eingeübt.

Die Aussicht ist, dass wir sie noch länger bewahren und pflegen müssen.

Wie sollen wir uns auf solche Zustände in einem unbekannten Zeitraum einstellen?

Wo finden wir Halt? Ein Geländer, an das wir uns mit unsicheren Schritten stützen können?

Lothar Zenettis Gedicht sagt mit Worten aus unserer Zeit, was die Welt wirklich verändert hat: Ostern mit der Auferstehung Jesu Christi.

„tot ist nicht mehr tot, Ende ist nicht Ende mehr, nichts ist wie es war“

Die Menschen, die es damals erlebt haben, brauchten Zeit, um sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Das Gute war, sie waren nicht allein. Die Frauen gingen zusammen zum Grab, die Jünger machten sich mit ihren Fragen und ihrer Unsicherheit zu zweit auf den Weg nach Emmaus und erlebten, dass Jesus als Dritter an ihrer Seite ging und ihnen einen Weg wies, zu begreifen, was sich durch Kreuz und Auferstehung für ihr Leben verändert hatte.

Frauen und Männer damals nach Ostern fanden den Mut, weiterzusagen, was sie erlebt hatten und neue Wege zu gehen. Sie folgten der Weisung: „sucht ihn nicht mehr hier (am Grab), geht mit ihm in alle Welt, er geht euch voraus“

Ohne ihren Glauben und Mut hätten wir heute keine Osterbotschaft, keine Zuversicht schenkende Aussicht, keine Hoffnung im Leben und im Sterben.

Von Ostern her schreibt auch der Briefschreiber des 2. Timotheusbriefes, vermutlich ein Schüler und Begleiter von Paulus. Er befindet sich in Gefangenschaft und gibt eine Botschaft weiter, die uns erreicht:

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft

und der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim 1,7).

Der Grund für seine Zuversicht ist Gottes Gnade. Sie wurde offenbar „durch das Erscheinen unseres Retters Christus Jesus. Er hat den Tod besiegt. Und er hat durch die Gute Nachricht unvergängliches Leben ans Licht gebracht“ (Übersetzung der Basisbibel).

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Dieser Vers ist vielen Menschen schon in der Vergangenheit ein Leitwort geworden. Wir können ihn wie ein Signal von Ostern her verstehen, das uns ein Geländer für die unbekannte Zukunft bietet.

Gott möchte nicht, dass die Menschen, seine geliebten Geschöpfe, Angst haben. Das zieht sich wie ein roter Faden durchs Evangelium. „Fürchte dich nicht…“ – diese Worte der Engel finden sich immer wieder in der Frohen Botschaft. Sie werden den Hirten gesagt, den Frauen am Grab, den Jüngern in der Begegnung mit dem Auferstandenen. Der Glaube an Gott, an seine Liebe und Gnade möchte und kann mir die Furcht im Leben nehmen. Wie geht das konkret?

Für mich bedeutet Kraft, am Glauben festzuhalten – gerade dann, wenn es schwierig ist. Mir hilft es dann, Ängste, Sorgen, Zweifel und Fragen im Gebet auszusprechen. Was in Worte gefasst ist, verliert ein wenig von seinem unklaren, oft ins Maßlose wachsenden Schrecken. Ich bete im Vertrauen darauf, dass ich gehört werde, dass Gott sich meiner Ängste annimmt. Kraft bedeutet für mich auch Geduld. Geduld zu haben mit Gottes Liebe, wie er Geduld hat mit meiner Schwäche.

Liebe hilft, zu versuchen, einmal von mir wegzusehen und den Nächsten in den Blick zu nehmen. Jemand sagte mir in diesen Tagen: „Meine Arbeit ist mir gekündigt worden wegen der Corona-Umstände. Ich suche jetzt eine neue Tätigkeit zum Geldverdienen. Aber wir kommen in der Familie zurecht. Die vielen Menschen, die in andern Ländern weniger medizinische Hilfe haben, um sie mache ich mir Sorgen“. Eine Familie hat als Antwort auf den Ostergruß aus der Kirchengemeinde einen Frühlingsgruß gebastelt und vor meine Tür gestellt.

Menschen aus verschiedenen Orten geben jeden Tag alte Verbandskästen für unsere Sammelaktion ab. Da ist viel Liebe, für die wir danken können.

Besonnenheit- was kann damit damals und jetzt gemeint sein? Dass ich ruhig bleiben kann, während um mich herum Verschwörungstheorien blühen oder Geschäftemacher unerforschte Heilmittel präsentieren. Dass ich mich auf mein Gottvertrauen besinne, alte und neue Glaubenslieder auch allein singe und mich dennoch mit anderen in ihrem Zuhause verbunden weiß. Ich erlebe auch fremde Menschen beim Einkaufen oder Spazierengehen, die sich auf freundliche Art begegnen und damit ermutigen, die ungewohnte Situation mit Humor und getrost durchzustehen.

Nach der Auferstehung Jesu ist die Welt nicht mehr so, wie sie vorher gewesen ist. Seitdem haben wir eine Hoffnung, stärker als jede Angst und über den Tod hinaus.

Zwei Konfirmanden dieses Jahres haben sich den Bibelvers als ihren Konfirmationsspruch ausgesucht. Eine Mutter sagte vor einigen Wochen schon: „Na, das passt doch in diese Zeit!“ Ich sage: Auch wenn wir noch nicht wissen, wann die Konfirmation gefeiert werden kann, die gute Nachricht bleibt:

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Herzliche Grüße aus der Evangelischen Kirchengemeinde Ense

Ihre Pfarrerin Christine Dinter

Ein Lied aus Taizé, das wir hoffentlich bald wieder im Gottesdienst singen können (Evangelisches Gesangbuch 697):

Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht:

Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Was für ein Vertrauen ! so hieß die Losung des Kirchentages 2019 in Dortmund.

Zum Kirchentag gehörte der 23. Psalm, der jeden Tag gebetet wurde.

Hier ist eine Übersetzung des Psalms in Leichte Sprache:

Gott ist bei mir.

Ich vertraue Gott.

Gott sorgt für mich.

Gott ist wie ein Hirte.

Von allem habe ich genug.

Ich vertraue Gott.

Gott hat einen Platz für mich.

Da liege ich im grünen Gras.

Ich habe frisches Wasser.

Mir geht es gut.

Gott gibt meinem Atem Kraft:

Ich lebe.

Ich freue mich.

Gott zeigt mir den guten Weg.

Ich traue mich den Weg zu gehen.

Und wenn mein Weg dunkel ist:

Wenn ich Angst habe.

Oder bei Not und Gefahr.

Du Gott:

Dann habe ich Vertrauen.

Dann habe ich Mut.

Was auch geschieht:

Du Gott bist bei mir.

Du Gott gibst mir Schutz und Trost.

Gott lädt mich ein.

Ich bin willkommen.

Wer mir Böses wünscht sieht:

Ich bin ein Gast bei Gott.

Ich bin willkommen.

Gott berührt mich:

Der Segen von Gott schenkt mir Würde.

Es gibt das beste Essen.

Und genug zu trinken.

Jeden Tag erlebe ich Gutes.

Liebe ist mit mir.

Und bei Gott bin ich zuhause.

Ich vertraue Gott.

Heute. Morgen. Immer. Amen.

The Times... Ein Musikvideo von JuKi-TV

Sonntagsgedanken zum 19. April 2020 (Quasimodogeniti – 1. Sonntag n. Ost.)

Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Ostern, das heißt für uns: Wir sind wie neugeboren. Wir, die wir an Jesus Christus glauben. Wir sind Erbinnen und Erben. Schon jetzt. Und in Ewigkeit.

Wir loben Gott und stimmen ein in die Worte des Wochenspruchs (1.Petrus 1,3):

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus,

der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat

zu einer lebendigen Hoffnung

durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Liebe Gemeinde nach Ostern!

Was hab ich davon? Was krieg ich für meinen Einsatz? Was gibt´s zu erben?

Diese Fragen werden manchmal gestellt, laut oder leise. Zielgerichtet. Aus eigenem Interesse. Manchmal berechtigt. Manchmal übertrieben oder verletzend

Haben Sie schon mal was geerbt? Ein Schmuckstück? Einen Gegenstand, der Ihnen etwas bedeutet? Manche Menschen vererben auch schon zu Lebzeiten etwas. Echte Reichtümer. Oder Dinge, die einen symbolischen Wert haben. Manchmal lassen Menschen auch Schulden zurück. Die Erben können das Erbe annehmen oder ablehnen. Auch davon handelt der biblische Text, der am Sonntag zu den Lesungen gehört, aus dem 1. Petrusbrief 1, 3-9, hinten im Neuen Testament:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,

zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe,

das aufbewahrt wird im Himmel für euch,

die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet

zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf dass euer Glaube bewährt und viel kostbarer befunden werde als vergängliches Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.

Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen

mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,

wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Ein unvergängliches und unbeflecktes und unverwelkliches Erbe. Beständiger als Gold. Dieses Erbe, so schreibt der Verfasser des 1. Petrusbriefes, das wartet auf euch. Wird im Himmel für euch aufbewahrt. Euch, die ihr glaubt, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, wird dieses Erbe zuteilwerden.

Euch Jesus-Anhängern. Die ihr manchmal belächelt werdet. Oder beschimpft. Weil euer Glaube so wenig in die Welt passt. Eure Hoffnung auf Frieden. Auf Heilsein.

Große Worte damals und große Worte heute. Was verbinden wir damit in einer Zeit, in der gerade so viel Gewohntes ins Wanken kommt? Ist jeder sich selbst der Nächste, nicht erst wenn es ums Erben, sondern wenn es schon um den Einkauf alltäglicher Dinge geht? Leben wir in zwei verschiedenen Welten? Träumen vom himmlischen Erbe und müssen uns doch mit den irdischen Realitäten herumschlagen?

Viele Menschen kommen durch neue Erfahrungen in diesen Tagen ins Nachdenken darüber, was wirklich zählt und ihnen im Leben wichtig ist. Eine Existenz haben, in Sicherheit und Gesundheit leben, Kontakt zu Familie und Freunden erleben können- was selbstverständlich war, ist es plötzlich nicht mehr.

Der 1. Petrusbrief stellt unsere Existenz mit der Taufe in den großen Rahmen einer Glaubens-und Erbengemeinschaft. Im christlichen Glauben zu leben, bewahrt mich nicht vor Schwierigkeiten und Anfechtungen.

Was ist, wenn vieles, was zu meiner Existenz bisher wichtig war, wegbricht? Mit weniger Geld verliere ich etwa meine Wohnung, Sicherheit, Partnerschaft und Zukunft? Mit Glauben allein kann ich keine Rechnung bezahlen.

Aber ich bin nicht allein.

Ich gehöre in eine Gemeinschaft der Glaubenden. Ich kann andere um Unterstützung bitten. Ich kann Beistand von Gott erbitten. Geduld, Besonnenheit, ruhiges Nachdenken und Beraten. Mithilfe bei Entscheidungen, Kraft zum Umsetzen.

In einer weltlichen Erbengemeinschaft kann es widerstreitende Interessen geben.

In der Erbengemeinschaft der Gotteskinder gibt Gott Liebe und Güte als Geschenk für alle. Niemand soll zu kurz kommen. Damit wird Verantwortung für einander geweckt. Als Beschenkte teilen wir frohen Herzens. Wo das bisher schon gelungen ist, kann sich Freude und Zuversicht ausbreiten. Die Osterfreude ist schon weitergetragen worden mit kleinen aufmerksamen Grüßen, Klängen und Kerzen. Zeichen des verständnisvollen und freundlichen Umgangs mit einander gehören zu den überraschenden Erfahrungen in dieser Zeit. Die wärmende Sonne in diesem aufbrechenden Frühling, hat nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich viel erwärmt. Wie ein vorgezogener Ostergruß davon, wie Gott uns neues Leben schenkt.

Was hab ich davon? Was gibt’s zu erben? Bei manchen Taufen wurde schon früher daran erinnert: Wandelt als Kinder des Lichts! Die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit! (Epheser 5,9). Das zu erleben und zu teilen, kann jetzt schon als ein „Vorschuss“ des himmlischen Erbes gesehen werden. Ich möchte etwas von „der Seelen Seligkeit“ auch in dieser Zeit erleben.

Halten wir die neuen Ideen, wie gut Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sich umsetzen lassen, wie sie Kreise ziehen, Gemeinschaft schaffen trotz Abstandsregeln und Hoffnung beleben - halten wir das alles im Gedächtnis fest!

Wenn nun einige Lockerungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben möglich werden, besinnen wir uns weiterhin auf die Erfahrungen, die wir neu gewonnen haben. Was gibt es davon weiterzugeben und zu „vererben“?

Ostern feiern wir das neue Leben, das Gott schenkt. Gestalten wir es miteinander auch in Zukunft zur „Seelen Seligkeit“!

Mögen Sie vieles erleben, was in der nächsten Zeit Ihrer Seele gut tut!

Das wünscht Ihnen Pfarrerin Christine Dinter

von der Evangelischen Kirchengemeinde Ense

Ein Lied habe ich vom Kirchentag im Ohr. Es kann helfen, unsern Blick zum Himmel zu wenden. Der Refrain erinnert an Psalm 19:

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde verändert ihr altes Gesicht. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde lebt auf und wird licht.

  1. Ein Tag erzählt´s dem andern. Selbst Nacht für Nacht wird klug.

Kaum hörbar die Stimme, die weltweit wandert. Aber Schweigen sagt oft schon genug.

  1. Ein Zelt baut sich die Sonne, aus Wolken eine Bahn. Kaum fassbar die Freude, belebende Worte und die Klarheit greift Finsternis an.

  2. Ein Wort, von Gott gegeben, tut Herz und Seele gut. Kaum denkbar die Güte, von der wir leben, gegen alle Angst macht sie uns Mut.

  3. Ein Herz, in Gott geborgen, befolgt auch sein Gebot. Kaum sichtbar die Hoffnung in schweren Sorgen, und doch hilft sie uns mindern die Not.

  4. Mein Lied wird Gott gefallen, verschweigt es nicht die Schuld. Kaum spürbar, doch meint er es gut mit uns allen, ja, er sucht uns in großer Geduld.

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde verändert ihr altes Gesicht.

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Erde lebt auf und wird licht.

Halleluja.

Ein Gebet:

Gott des Himmels und der Erde,

ich höre draußen die Vögel zwitschern, der Himmel ist hell, an den Sträuchern blüht es gelb und weiß und rosa.

Was ich da sehe, ist so wunderbar.

Und was ich nicht sehe, ist so schrecklich: ein Virus, ein winziges Ding nur, dass nun alle Welt in Atem hält, dass unser Leben so verändert, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte.

Wie passt das zusammen? Das, was ich draußen sehe und das, was ich in mir spüre?

Sei bei mir. Sei mir nahe. Stärke mich. Erwecke deine Kraft, dass ich den Kopf nicht hängen lasse, sondern beherzt bin. Ja, beherzt will ich sein, in meinem Denken, meinen Plänen und meinem Tun.

Auch für die, die mein Mit- Beten und Für- Sorgen brauchen.

Dir vertraue ich.

Amen.

Eine Kerze anzünden

Ich zünde eine Kerze an. Das Licht der Kerze erinnert mich daran, dass Jesus gesagt hat:

„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Gott, leuchte du in unsere Dunkelheit.

Schenke uns Hoffnung. Lass mich mutig sein.

Begleite alle, die andern Hoffnung schenken.

Schenke ihnen ein Licht.

Begleite alle, die krank sind.

Schenke ihnen ein Licht.

Begleite alle, die Angst haben.

Schenke ihnen ein Licht.

Begleite alle, die sich im Gebet an dich wenden.

Schenke uns Dein Licht.

Amen.

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott wende dir sein Angesicht freundlich zu und gebe dir Frieden.

Amen.

Hinweis: Die Paulus-Kirche ist geöffnet am Sonntag von 10-11.30 Uhr für Stille und Gebet

unter Beachtung der Schutz- und Gesundheitsempfehlungen, die aushängen, und natürlich sind die Ausgangsregeln des Landes NRW  bindend und zu beachten.

Ostermorgen, 7 Uhr in Ense

Lieder für Osternacht und Ostermorgen

Vom Aufgang der Sonne 

bis zu ihrem Niedergang

sei gelobet der Name des Herrn,

sei gelobet der Name des Herrn!  

Beim dreimaligen Singen dieses Kanons wird die brennende Osterkerze meistens von einem Kind in Ense in die Kirche getragen.

Nach der Lesung des Osterevangeliums wird das Lied  (Evangelisches Gesangbuch Nr. 99 ) angestimmt – noch ohne Orgelbegleitung:

Christ ist erstanden von der Marter alle;

des solln wir alle froh sein, 

Christ will unser Trost sein. Kyrieleis. 

Wär er nicht erstanden, 

so wär die Welt vergangen;

seit dass er erstanden ist, 

so lobn wir den Vater Jesu Christ! Kyrieleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja!

Des solln wir alle froh sein,

Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Im Schulgottesdienst in Lüttringen singen wir mit den evangelischen Kindern immer zum Beginn:

Die Kerze brennt, ein kleines Licht. 

Wir staunen und hören: „Fürchte dich nicht!“

Erzählen und singen, wie alles begann, 

in Gottes Namen fangen wir an.

 

Zum Schluss vieler Ostergottesdienste gehört das Lied Nr. 100:

Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit;

denn unser Heil hat Gott bereit´.

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja,

gelobet sei Christus, Marien Sohn.

 

Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, 

dem sei Lob, Ehr zu aller Frist.

Halleluja, Halleluja …

Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt 

und uns erlöst vom ew´gen Tod.

Halleluja, Halleluja…

Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis,

der uns erkauft das Paradeis.

Halleluja, Halleluja…

Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit

von nun an bis in Ewigkeit.

Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, 

gelobet sei Christus, Marien Sohn.

Von Paul Gerhardt stammt das Lied Nr 112:

Auf, auf, mein Herz mit Freuden nimm wahr, was heut geschicht;

Wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht!

Mein Heiland war gelegt da, wo man uns hinträgt, 

wenn von uns unser Geist gen Himmel ist gereist.

Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei;

Eh er´s vermeint und denket, ist Christus wieder frei 

und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da 

sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält.

Das ist mir anzuschauen ein rechtes Freudenspiel;

Nun soll mir nicht mehr grauen vor allem, was mir will

entnehmen meinen Mut zusamt dem edlen Gut, 

so mir durch Jesus Christ aus Lieb geworden ist. 

Die Welt ist mir ein Lachen mit ihrem großen Zorn, 

sie zürnt und kann nichts machen, all Arbeit ist verlorn.

Die Trübsal trübt mir nicht mein Herz und Angesicht, 

das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.

Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied;

wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. 

Er reißet durch den Tod, durch Welt , durch Sünd, durch Not, 

er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell.

 

Er dringt zum Saal der Ehren, ich folg ihm immer nach

und darf mich gar nicht kehren an einzig Ungemach.

Es tobe, was da kann, Mein Haupt nimmt sich mein an, 

mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt.

Er bringt mich an die Pforten, die n den Himmel führt,

daran mit güldnen Worten der Reim gelesen wird:

„Wer dort wird mit verhöhnt, wird hier auch mit gekrönt;

Wer dort mit sterben geht, wird hier auch mit erhöht.“

Paul Gerhardt 1647

Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen.

Alle Nächte werden hell, fangen an zu glühen.

Knospen blühen, Nächte glühen.

Alle Menschen auf der Welt fangen an zu teilen. 

Alle Wunden in der Welt fangen an zu heilen. 

Menschen teilen, Wunden heilen, 

Knospen blühen, Nächte glühen.

Alle Augen springen auf, fangen an zu sehen. 

Alle Lahmen stehen auf, fangen an zu gehen.

Augen sehen, Lahme gehen, 

Menschen teilen, Wunden heilen, 

Knospen blühen, Nächte glühen. 

Alle Stummen hier und da fangen an zu grüßen. 

Alle Mauern tot und hart  werden weich und fließen.

Stumme grüßen, Mauern fließen, 

Augen sehen, Lahme gehen, 

Menschen teilen, Wunden heilen, 

Knospen blühen, Nächte glühen. 

Alle Knospen springen auf, fangen an zu blühen.

Text: Wilhelm Willms

 

Frohe, gesegnete Ostern

wünscht Ihre Evangelische Kirchengemeinde Ense

Gedanken zu Karfreitag und Ostern 2020

 

Lied:

Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite:

Herr, erbarme dich.

 

Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt,

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke:

Herr, erbarme dich.

 

Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme:

Herr, erbarme dich.

 

Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit

bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat:

Herr, erbarme dich.

 

Am Karfreitag gedenken wir des Todes Jesu am Kreuz. Auf ungezählten Bildern aus allen Jahrhunderten ist das Geschehen dargestellt. In jeder Kirche, an vielen Orten und Wegrändern sind Kreuze zu finden. Jedes Jahr am Karfreitag fragen sich Christinnen und Christen: was bedeutet das Kreuz Jesu mir?

Die Antwort darauf wird persönlich ausfallen. Die eigenen Erfahrungen mit Leid und Schmerz, mit Tod, Verlust und Trauer gehören dazu.

Die alten Lieder im Gesangbuch empfinden mit ihren Worten das Leiden Jesu nach. Was so schwer zu sagen ist, bringen die Lieder mit ihren Worten und Melodien über unsere Lippen. „O Haupt voll Blut und Wunden“ so beschreibt Paul Gerhardt, was Jesus erlitten hat.

 

Viele Menschen erleben solche Schmerzen und solches Leid auch heute.

Manchmal erfahren wir im persönlichen Umfeld von erschreckender Not. Oft gehen uns Bilder aus den Nachrichten nicht aus dem Kopf.

Wir fühlen uns dann hilflos und erleben die Grenzen, an die wir mit unserer Kraft und unserm Zutrauen kommen.

Da nimmt das neue Lied unsere Fragen und Bitten auf:

Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.

 

In diesen Wochen machen wir ganz überraschend neu als Gesellschaft die Erfahrung von Grenzen und Einschränkung. In unserem alltäglichen Verhalten mussten wir neue Umgangsformen einüben: Abstand statt Nähe, Zwangspause statt Hektik und Arbeitsdruck, Kontakt nur noch zu den allernächsten Familienangehörigen, kein direkter Zutritt und keine ungeschützte Nähe mehr zu alten und kranken Menschen.

Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.

 

Das haben wir erlebt, davon hören und lesen wir täglich. Menschen entwickeln eigene hilfreiche Ideen, wie sie in der Einschränkung doch ein gemeinsames Leben erhalten können: Kontakt über Briefe, Telefon und die sozialen Netzwerke, die sich nun auch als sozial hilfreich erweisen.

Es wird gelächelt, gesungen, geklatscht, um die freundlichen und dankbaren Gefühle für andere auszudrücken. Da entfaltet sich neue Stärke, die viele vorher nicht bei sich oder anderen erwartet hätten.

 

Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich.

Beim Anblick des leidenden Jesus am Kreuz kann uns wie den Jüngern angst und bange werden. Das ist nicht zum Aushalten, schon damals nicht. Was soll nun werden? Alle Hoffnung ist mit Jesus am Kreuz gestorben. Das Kreuz ist ein brutaler, kalter Endpunkt.

 

Das Bild, das in diesem Jahr unsere Gedanken zum Karfreitag begleiten kann, das vielen Menschen in unserer Gemeinde mit der Post als Gruß zugeschickt wurde, zeigt drei Kreuze an einem Abgrund. Drei Kreuze erinnern an die Kreuzigung Jesu. Aber - ich kenne den Ort nicht, an dem das Bild aufgenommen wurde. Für mich beherrschen nicht die Kreuze das Bild, sondern das Licht.

Drei Kreuze und ein Himmel aus Licht – mit diesem Titel sind Karfreitag und Ostern in einem Bild verbunden.

Ein helles warmes Licht lässt den unbekannten Abgrund nicht mehr bedrohlich wirken. Der ansteigende Berg sieht nicht nach einem Spaziergang aus, aber das Licht aus dem Himmel malt Sonnenflecken in die Landschaft. Der Ostermorgen geht hinter den Kreuzen auf.

So erzählt das Bild von neuer Hoffnung nach der Nacht des Todes.

 

Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.

Wenn überhaupt ein Kreuz ein Anzeichen von Geborgenheit zeigen kann, dann mit diesem Himmel aus Licht. Das ist ein Gruß von ewiger Heimat, wie Jesus sie uns mit seinem Weg durch Leid und Tod hindurch in die Auferstehung eröffnet hat.

Ostern verheißt uns durch den Weg des Menschensohnes und Gottessohnes neues Leben. Was uns in diesem Leben quält und lähmt, ist Gott nicht fremd. Er hat es in seinem Sohn selbst durchgemacht. Und er hat es in ihm überwunden. Das nennen Christen den Sieg des Lebens über den Tod.

Als die ersten Christinnen und Christen diese Veränderung begreifen konnten, fingen sie an, Menschen gerade zu Ostern zu taufen. Der Glaube, der zu Ostern das neue Leben feiert, sollte mit der Taufe für jede und jeden neu zum Glauben Kommenden das eigene neue Leben eröffnen und stärken.

 

Geborgenheit und Heimat und neues Leben gelten für uns auch wenn wir in dieser Zeit Einschränkungen erleben oder sogar Abschied nehmen müssen. Gottes Nähe bleibt uns durch Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Es genügt, zu rufen: Herr, erbarme dich. Gott wird uns hören.

 

Mit einem alten Osterlied erklingt die Botschaft: Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Ein neues Osterlied jubelt so: Die Sonne geht auf: Christ ist erstanden! Die Nacht ist vorbei: Christ ist erstanden! Die Sonne geht auf.

Vergessen sind Ängste, Not, Kummer und Schmerzen,

wir atmen freier und singen von Herzen: Die Sonne geht auf:

Christ ist erstanden! Die Nacht ist vorbei.

Die Freude ist groß: Christ ist erstanden!

Wir halten sie fest: Christ ist erstanden! Die Freude ist groß.

O Herr, hilf, dass wir auch in unseren Tagen

den Menschen die Botschaft der Hoffnung sagen.

Die Freude ist groß: Christ ist erstanden! Halleluja!

 

Frohe, gesegnete Ostern Ihnen und Euch allen!

 

Gebet:

Auferstandener Herr Jesus Christus,

komm Du selbst in unser Leben

und zeige Dich uns als Lebendiger.

Lass Hoffnung und Gewissheit in uns wachsen,

dass Dein Leben stärker ist als der Tod.

Lass diese Gewissheit uns trösten,

wenn der Tod in unser Leben einbricht,

und uns beflügeln zu mutigen Taten für das Leben.

Amen.

 

Wenn Sie eine kleine Osterkerze haben oder ein andres Licht in diesen Ostertagen anzünden können, dann begleite Sie und Dich dieser Segen:

 

Christus, dein Licht blendet nicht.

Es will uns die Augen öffnen.

 

Dein Licht stellt nicht bloß.

Es will uns helfen, einander besser

zu verstehen.

 

Dein Licht stellt sich

nicht selbst zur Schau.

Es will uns den Weg zeigen.

 

Dein Licht will sich nicht selbst genügen.

Es will sich ausbreiten.

 

So sei und bleibe du unser Licht, heute und allezeit. Amen.

Was sind das für Zeiten?

Zwiespältige Zeiten.

Der Frühling bricht aus allen Knospen und das gesellschaftliche Leben wird eingefroren zum Schutz für unsere Gesundheit.

In der ersten Woche der Corona-Pandemie in unserer Region gab es eine Fülle von Nachrichten. Mails informierten, was alles abzusagen und zu unterlassen sei. Nachrichten-Sondersendungen machten auf die Gefahren der Ansteckung und auf Konsequenzen aufmerksam.

Viele Eindrücke stürzten auf uns ein und lähmten uns. Einige hetzten zum Einkaufen, in der Furcht etwas könnte knapp werden. Für andere brach eine große Leere an, denn ihre Arbeit war unterbrochen und viele stehen mit ihrer Existenz plötzlich wie vor einem Abgrund. Jugendliche und Erwachsene, die vor Prüfungen stehen und ihr weiteres Leben auf deren Ergebnisse aufbauen wollen, verlieren mit dem Wegbrechen der gewohnten Strukturen und Erwartungen die Planungssicherheit und stehen wie vor einer Nebelwand.

Die Karwoche hat begonnen.

Der Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag – zwiespältige Zeit oder zwiespältige Gefühle, dicht gedrängt in kurzer Zeit.

Am Palmsonntag rufen Menschen in den Straßen von Jerusalem: „Hosianna! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“ Sie begrüßen Jesus als den Messias, den Retter. „Herr, hilf doch“ - so heißt ihr Ruf „Hosianna“ übersetzt. Wenige Tage später wird der Ruf „Kreuzige ihn!“ erschallen.

Am Gründonnerstag feiert Jesus mit seinen Begleitern das jüdische Sedermahl, das zum Passahfest gehört. Er deutet Brot und Wein mit dem, was ihn selbst erwarten wird: sein Leib wird gebrochen und sein Blut wird vergossen am Kreuz von Golgatha.

Dazwischen liegen nur wenige Stunden. Zwiespältige Erfahrungen in gedrängter Zeit.

Die Karwoche ist vom christlichen Glauben her eine stille Woche, die in jedem Jahr zum Nachdenken einlädt. In diesem Jahr erleben viele Menschen Einsamkeit, Angst, Fragen und Unsicherheit, was die Zukunft betrifft. Vom Karfreitag bis Ostern schweigen die Kirchenglocken. Jesus ist tot. Mit ihm ist die Hoffnung der Menschen auf Veränderung, ja Rettung gestorben.

Im Dunkel der Osternacht trauen sich einige Frauen ans Grab. Sie wollen tun, was man einem Toten aus Respekt erweist. Sie werden die ersten Zeuginnen einer Veränderung, die sich niemand so vorgestellt hat. Sie kehren zu den eingeschlossenen Jüngern zurück mit der Botschaft: „Der Herr ist auferstanden. Geht nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen.“

Zwiespältige Erfahrungen zwischen Nacht und Morgen. Aus dem Dunkel des Todes ins Leben kommen. Aus der Lähmung und den Sorgen herausgehen und neu das Leben erkennen und ergreifen. Aus der Angst um die Existenz erleben, dass andere ebenfalls mit Fragen und Sorgen unterwegs sind, neue Möglichkeiten teilen und hilfreiche Worte und Taten erfahren.

Davon erzählen die Evangelien in dieser stillen Karwoche und zu Ostern. In der Bibel, im Neuen Testament sind sie bei Markus, Matthäus, Lukas und Johannes zu finden, nacherzählt in den je eigenen Erfahrungen der Menschen, die vor fast 2000 Jahren dem Menschensohn und Gottessohn begegnet sind und seinen Spuren nachgegangen sind.

Zwiespältige Erfahrungen in gedrängter Zeit.

Halten wir inne am Karfreitag. Es ist der Tag, um in Stille den Schmerz, das Leid, die Trauer zum Kreuz Jesu zu tragen mit Gebeten, Psalmen, Klage-Liedern und Schweigen. Die vielen Bilder und Worte der zurückliegenden Tage können wir zum Kreuz bringen. Wir vertrauen darauf, dass Jesus diese Last mit-trägt.

In der Grabesruhe vom Karsamstag klingt der Karfreitag nach.

In diesem Jahr können wir nicht die Osternacht wie gewohnt feiern. Nach 6 Uhr wird in den Kirchen das neue Osterlicht 2020 angezündet. Wer eine Kerze zu Hause anzündet, kann sich am Teilen dieses Lichtes und der Auferstehungshoffnung freuen. Es wird einen Ostergottesdienst um 9.30 Uhr zum Anschauen und Mitfeiern im ZDF geben. Wir können die Herzen und die Fenster öffnen, um die Osterbotschaft aufzunehmen und weiterklingen zu lassen.

Nach dem Gottesdienst geht der Klang weiter- hören Sie mal, was in der Nachbarschaft ertönt und , wenn Sie wollen, singen Sie mit!

Christen in aller Welt werden der Botschaft begegnen: Das Dunkel des Todes ist überwunden durch die Auferstehung im Licht des Ostermorgens. Der Herr ist auferstanden! Halleluja!

Ostern 2020 wird ein Wendepunkt hin zum neuen Leben.

Frohe, gesegnete Ostern!

wünscht Ihnen und Euch

Christine Dinter

EINTRAG AM 7. APRIL

Sechster Sonntag in der Passionszeit – Palmsonntag

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben,

das ewige Leben haben. (Johannes 3,14b-15)

 

Nach Erster Korinther dreizehn

 

Die Liebe ist lächerlich

Sie reitet auf einem Esel

über ausgebreitete Kleider

Man soll sie hochleben lassen

mit Dornen krönen

und kurzen Prozess mit ihr machen

Sie sucht um Asyl nach

In den Mündungen unserer Gewehre

Eine Klagesache von Weltruf

Immer noch schwebt das Verfahren

Sie stellt sich nicht ungebärdig

sondern quer zur Routine der Machthaber

Die Behauptung, sie ließe sich nicht erbittern

hat sie im Selbstversuch eindrücklich bestätigt

Sie ballt nicht die Faust, sie steigt nicht herab

Sie hilft sich nicht selbst, sie dient als Kugelfang

Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit

Sie ergreift Partei für die Ausgebeuteten

Daher ist es lebensgefährlich, sich mit ihr einzulassen

Sie könnte nämlich Bewußtsein bilden

Und den Lauf der Dinge durchkreuzen ...

Eva Zeller (in: Sage und schreibe. Gedichte. 1971)

EINTRAG AM 2. APRIL

Ich habe

das Blühen gesehen

niemand

kann es aufhalten

niemand

kann es erzwingen

es ist

Geschenk

UTE SUNKE

(Text aus: Bunt wie ein Vogel, Lebensfrohe Gedanken für jeden Tag des Jahres, hrsg. von Rainer Haak, ISBN 978-3-86917-686-4 verlag am eschbach)

 

Liebe Gemeinde!

Wie geht es Ihnen? Wie geht es Euch? Beim Weg zum Einkaufen begegnen mir bekannte und fremde Menschen. Jede und jeder hat mindestens ein Lächeln beim Begegnen, meist sogar einen freundlichen Gruß oder sogar mehr Worte, die nachfragen, wie es einem geht und die einen mit guten Wünschen weiterziehen lassen. „Anstand und Abstand“ – so geht es gut mit einander. Ich wünsche mir schon jetzt, dass wir dieses freundliche Interesse auch nach der Krise mit einander und für einander bewahren können.

Während die einen viel für uns alle leisten mit dem Heranschaffen von Gütern, dem gerechten Einteilen und Verkaufen, mit aller Pflege an Kranken und Versorgung von Alleinstehenden, gibt es auch Menschen, denen langsam „die Decke auf den Kopf fällt“. Jugendliche vermissen ihre Mitschüler im direkten Kontakt, andere sehnen sich nach einem Treffen mit Freunden und Familie. Haben Sie Tipps, wie man sich selbst heiter beschäftigen und auch an andere denken kann? In unserer Gemeinde bereiten gerade einige hilfsbereite Einsatzfähige kleine Ostergrüße vor. Einen Gruß schreiben kann eigentlich jede und jeder. Manche basteln oder handarbeiten. Andere helfen aus mit Papier oder Klebstoff. Wer noch Anregungen sucht, kann mich gern anrufen, Tel 2557.

Die neutestamentliche Losung für den 3. April 2020 heißt:

Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Epheser 5,8-9)

Gerechtigkeit und Wahrheit sind in dieser Zeit ebenso Mangelware wie Schutzkleidung. Die Sorge darüber weltweit findet Eingang im täglichen Gebet um 19.30 Uhr, wenn an vielen Orten die Glocken läuten und Menschen ihre Anliegen vor Gott bringen. Wenn Sie aktiv werden wollen für Gerechtigkeit und Wahrheit, freuen wir uns über Ihre Mithilfe auch in der Kirchengemeinde, auch in ökumenischen Arbeitsfeldern. Wer sich in dieser Zeit der Kontakt-einschränkung allein fühlt, muss es nicht bleiben. In der Zukunft „nach Corona“ können sich gute Erfahrungen aus dieser Zeit vervielfältigen.

Ich freue mich auf weitere Kontakte mit Ihnen und Euch und wünsche weiterhin viel Gesundheit, Geduld und Frühlingsfreude!

Ihre/ Eure Christine Dinter

Christine Dinter, Pfarrerin, Ense 30. März 2020

Aus den Herrnhuter Losungen, Ausgabe „… für junge Leute“

Losung für den 30. März 2020:

Wenn jemand hinfällt, steht er dann nicht schnell wieder auf?

Wenn jemand vom Weg abkommt, kehrt er nicht gleich wieder um? Jeremia 8,4

(Übersetzung: Gute Nachricht)

Lehrtext:

Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Johannes 6,37

Liebe Gemeinde!

Haben Sie sich schon an diese veränderten Lebensumstände gewöhnt? Ich habe viel Zeit, an die verschiedenen Menschen in ihren jeweiligen Lebenslagen zu denken. Gestern habe ich einige Konfirmandenfamilien angerufen, um zu hören, wie es ihnen geht. Auch mit einigen älteren Menschen aus unserer Gemeinde hatte ich telefonisch oder mit dem nötigen Abstand direkt Kontakt. Aber von manchen, die jetzt allein zu Hause sind und nicht hinaus dürfen, habe ich nicht einmal eine Telefonnummer. Da sind wir alle aufgerufen, einen freundlichen und aufmerksamen Blick in die Nachbarschaft zu werfen und die Bedürfnisse nach Kontakt aufzugreifen, wenigstens über den nötigen gesundheitlichen Abstand hinweg mit freundlichen Worten oder einer Einkaufstüte.

Beim Einkaufen erlebe ich viele freundliche Blicke und kurze Gespräche, aufmunternde Minen und nette Grüße von Menschen, die ich gar nicht persönlich kenne. Wir merken wohl alle, wie wichtig uns ein freundlicher Kontakt und ein gutes Wort sind.

Wer nun gar nicht „unter Leute“ kommt, hat vielleicht schon alte Briefe oder ein Fotoalbum hervorgekramt und erinnert sich an alte Kontakte. Mit dem Adressbuch und Telefon in der Hand, kann man sicher leicht an alte Beziehungen anknüpfen und Menschen überraschend durch einen Anruf eine Freude machen.

Ich denke auch an die Menschen, die jetzt ganz wenig Zeit haben, weil sie so sehr im Einsatz für andere sind in der Pflege, im Versorgen mit Lebensmitteln, in den Büros und Behörden und Betrieben, die noch arbeiten, damit möglichst viel „normales Leben“ für uns alle erhalten bleibt.

Es taucht auch schon die Frage auf: Was machen wir hinterher? Wie werden wir aus dieser Corona-Erfahrung hinausgehen? Egoistischer oder solidarischer? Mit Werten, die wir neu als wertvoll für unser Leben und Zusammenleben entdeckt oder wiedergefunden haben?

Ich merke, dass ich den gewohnten, alltäglichen Gedankenaustausch mit anderen vermisse.

Ich wünschte mir und Ihnen und Euch, dass wir uns einen „Wunschzettel“ schreiben.

Der Wunschzettel könnte alle Ideen aufnehmen, auf die wir uns freuen, wenn wir uns wieder ohne Einschränkungen begegnen können. Was möchten wir uns mitteilen, was möchten wir zusammen unternehmen, was möchten wir gemeinsam für andere tun?

Für die Kirchengemeinde könnte so ein Wunschzettel auch spannend werden: Nach einer Zeit ohne Gottesdienste – wie sollten wir in Zukunft zusammenkommen? Wie könnte unser gemeinsames Feiern im Gottesdienst, unser „Dasein vor Gott und mit einander“ aussehen? Welche Lieder und Gebete helfen Ihnen und Euch in dieser Zeit, die wir uns dann auch weitersagen?

An jedem Abend suche ich um 19.30 Uhr nach mindestens einem Lied, das ich singe und mit den Gebeten und Gedanken an Menschen in nah und fern verbinde. Manchmal bleibe ich nach den 5 Minuten Glockenläuten noch länger in der Kirche und singe und bete weiter.

Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen.

Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen. Lied 171.1 im Ev. Gesangbuch

Im Losungsbuch (s.o.) steht für heute dieses Gebet:

Nimm meine Hand, Herr, und hilf mir, wieder aufzustehen.

Sag mir dein gutes Wort, und ich kann wieder Hoffnung fassen.

Zeig mir einen Ausweg, und es fällt mir ein Stein vom Herzen.

Mit dir kann ich meinen Weg weitergehen.

Ich wünsche Ihnen und Euch viel Kraft und Geduld für die nächsten Tage!

Herzliche Grüße Christine Dinter

Christine Dinter, Pfarrerin Ense, 26. März 2020

Liebe Gemeinde!

Wie geht es Ihnen und Euch? Haben Sie, habt Ihr schon davon gehört?

Jeden Abend um 19.30 Uhr die gemeinsame Verabredung zum Glockenläuten und Beten.

Ökumenisch. Auch in der Paulus-Kirche in Ense- Bremen.

Und bei Ihnen und Euch zu Hause, wenn Sie wollen und wenn Ihr wollt.

So bleiben wir verbunden oder kommen neu in Kontakt mit Gott und miteinander.

Wer möchte, dass ich eigene, persönliche Anliegen mit in die Fürbitte aufnehme, kann mir gern diese Anliegen als mail schicken: evangkgensedontospamme@gowaway.web.de oder am Telefon sagen:

Tel 2557.

Ich zünde zum Beten die Kerze in der Paulus-Kirche an, die wir am Beginn des Unterrichts immer mit Katechumenen und Konfirmandinnen und Konfirmanden teilen. Wie sonst mit den Jugendlichen lese ich nun allein die Losung, schlage ein Lied im Gesangbuch (eg, Ausgabe für Bayern und Thüringen) auf, das ich singe oder bete oder finde unter den Psalmen und den übrigen Gebeten im Gesangbuch etwas Passendes.

Gestern war es das Lied 209 „Ich möcht´, dass einer mit mir geht, der´s Leben kennt, der mich versteht, der mich zu allen Zeiten kann geleiten. Ich möcht, dass einer mit mir geht.“

Die Strophen 2-4 schienen mir besonders gut zu passen:

Ich wart´, dass einer mit mir geht, der auch im Schweren zu mir steht,

der in den dunklen Stunden mir verbunden. Ich wart´, dass einer mit mir geht.

Es heißt, dass einer mit mir geht, der´s Leben kennt, der mich versteht,

der mich zu allen Zeiten kann geleiten. Es heißt, dass einer mit mir geht.

Sie nennen ihn den Herren Christ, der durch den Tod gegangen ist;

er will durch Leid und Freuden mich geleiten. Ich möcht, dass er auch mit mir geht.

Engel des Lichts, 22. März 2020

Wenn der Engel

des Lichts

seine Flügel

in dir ausbreitet,

entfacht er

deinen letzten Funken

an Hoffnung -

die wächst

zu einer Flamme heran,

an der sich die Zuversicht

neu entzündet,

so dass du für das Leben

wieder brennen kannst.

von Christa Spilling-Nöker

Meine Gedanken in dieser Zeit: 19. März 2020

Bleib gesund.

Diese Worte, früher gelegentlich daher gesagt, gewinnen in diesen Tagen eine tiefe Bedeutung. Auch die Wünsche: „ alles Gute!“ und „ lass es Dir gut gehen“ und die Worte: „ gehab Dich wohl“, die mir mein Vater immer mit auf den Weg gab, erscheinen jetzt viel ehrlicher, wirklich gemeint und umso wahrer.

Bleib gesund.

Unser inniger Wunsch für die Familie, unseren Partner, Freunde, Bekannte und Nachbarn, kurz jedem gegenüber, der uns begegnet. Gäbe es jeder in seinem Umkreis weiter, so verbreitet sich ein guter wesentlich wichtiger stärkender Wunsch für die anderen, dem sich andere gute Wünsche wie beim Dominoeffekt anschließen dürfen. „ Halt den Kopf oben“ oder „gib auf Dich acht!“

Bleib gesund.

Und sei bewahrt vor dem Unbekannten, einer Erkrankung von der wir nicht wissen, ob und wie sie uns trifft. Und wenn sie jemanden trifft? Gerade dann sind aufbauende, unterstützende, begleitende und verständnisvolle Worte hilfreich.

Bleib gesund.

Selbst wenn im Moment nichts so bleibt wie es ist, leere Supermarktregale ansteckend wirken und angstvoll Einkäufe getätigt werden, als ob nicht genug für alle da sei. Menschen werden in unsicherer Zeit unruhig, unvorsichtig oder gar leichtsinnig und uneinsichtig. Gesundheit meint: „ immer in der Mitte und maßvoll zu sein“. Achtsam bleiben: was ist der nächste Schritt? Wo und wem kann ich Unterstützung geben, wie kann ich ruhiger werden. Was tut mir, was tut anderen gut?

Bleib gesund.

Als inniger Wunsch auf welchem Wege auch immer ausgesprochen, auf Abstand unter freiem Himmel, in einer Mail, Whatsapp oder bei facebook, in den Nachrichten oder am Telefon. Gute Worte, Gebete und Zuspruch können in diesen Tagen wie Medizin sein. Ein wohlmeinendes Miteinander stärkt und gibt Kraft zu widerstehen und trägt durch die Zeit.

Mit allen guten Wünschen, dass Sie, Ihr behütet bleibt,

Verena Löhr-Luckert